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Start- und Landebahnsysteme

Erstellt am: 16.01.2004 | Stand des Wissens: 25.02.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Kommunikationswirtschaft, Prof. Dr. Ulrike Stopka

Das Start- und Landebahnsystem ist die Schnittstelle zwischen Flugplatz (Landseite) und Luftraum (Luftseite) und ist bezüglich Richtung, Lage und Anzahl der Start- und Landebahnen durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. [Mens13a, S. 369] In den Anfängen der Fliegerei kamen sogenannte Landefelder für das Starten und Landen der Luftfahrzeuge zum Einsatz. Dadurch gab es keine fest definierte Start- oder Landerichtungen. Mit der Entwicklung größerer und schwerer Luftfahrzeugmuster mussten zur Gewährleistung der Tragfähigkeit die Start- und Landebahnen befestigt werden. Diese ist zunächst entlang der Hauptwindrichtung auszurichten, da sowohl Starts als auch Landungen vorrangig gegen den Wind durchzuführen sind. Jedoch sind abhängig vom Luftfahrzeugmuster höchstzulässige Seitenwind- und Rückenwindkomponenten definiert. [Mens13a, S. 92 ff.] Beim Überschreiten der Rückenwindkomponente kann die aktuelle Betriebsrichtung der Start- und Landebahn nicht mehr genutzt werden und ein Wechsel in die entgegengesetzte Anflugrichtung hat zu erfolgen. Dieser Wechsel wird durch die Flugsicherung bestimmt und an die Piloten weiter geleitet. Treten jedoch zu hohe Seitenwindkomponenten auf, ist ein Betriebsrichtungswechsel auswirkungslos. Da die Hauptwindrichtung und mögliche starke Variation dieser jedoch an einem Ort zeitlich konstant auftreten, kann dies bei der Planung des Start- und Landebahnsystems berücksichtigt werden. Diese Flugplätze verfügen dann häufig über ein Kreuzbahnsystem. In der Regel resultiert hieraus jedoch ein erhöhter Flächenbedarf für das Flughafengelände. [Ashf92]

Die größere Masse und notwendige höhere Start- bzw. Landegeschwindigkeit bei Strahlflugzeugen, machen Verlängerungen von Landebahnen erforderlich. Dies führt bei Flughäfen mit hohem Bebauungsgrad in unmittelbarer Umgebung zu Schwierigkeiten. Die größere Ausweitung des Lärmteppichs und der Landverbrauch führen zu Konflikten mit Anwohnern und Umweltschutzorganisationen. Heute ist die Start- und Landebahnkapazität häufig die primäre Wachstumsgrenze von Verkehrsflughäfen. Da Neukonzeptionen von Landebahnen sehr aufwendig und die Genehmigungsverfahren in Deutschland langwierig sind, hat man versucht, die Kapazität durch zahlreiche andere Hilfsmittel zu steigern. Durch Wirbelschleppenwarnsysteme und spezielle Radaranflugüberwachung versucht man die Staffelungsabstände zu reduzieren. Eine verringerte Landebahnbelegungszeit durch Schnellabrollwege soll ebenfalls helfen, die Lande- und Startbahn optimal auszunutzen. Auch der Einfluss von unterschiedlichen Betriebskonzepten bei der Landebahnnutzung wurde in Studien untersucht. [ECTR01]
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Kommunikationswirtschaft, Prof. Dr. Ulrike Stopka
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Anforderungen an die Flughafenbereiche (Stand des Wissens: 10.01.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?165056
Literatur
[Ashf92] Ashford, Norman Airport engineering, Ausgabe/Auflage 3rd ed, Wiley / New York [u.a.], 1992, ISBN/ISSN 0-471-52755-6
[ECTR01] EUROCONTROL - European Organisation for the Safety of Air Navigation Guidelines on Runway Capacity Enhancements, Ausgabe/Auflage 1.0, Eurocontrol, Maastricht, Niederlande, 2001/11/29
[Mens13a] Mensen, Heinrich Planung, Anlage und Betrieb von Flugplätzen, Ausgabe/Auflage 2. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2013/03, ISBN/ISSN 978-3-642-25861-9

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?70836

Gedruckt am Dienstag, 6. Juni 2023 22:47:19