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Begriffe und Grundlagen zu Pandemien

Erstellt am: 05.06.2022 | Stand des Wissens: 05.06.2022
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Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Nach der Definition des Robert Koch-Instituts bezeichnet eine Epidemie eine Situation, in der bestimmte Erkrankungsfälle mit einer einheitlichen Ursache vermehrt auftreten. Der Prozess ist zeitlich und räumlich begrenzt. [RKI15] Pandemien bezeichnen eine neu, aber zeitlich begrenzt in Erscheinung tretende, weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen und in der Regel auch mit schweren Krankheitsverläufen. Aufgrund der ähnlichen Definitionen wird eine Pandemie auch häufig als eine Epidemie mit weltweitem Ausmaß bezeichnet.

Eine Pandemie belastet sowohl jeden einzelnen Bürger als auch die Gesellschaft als Ganzes mit ihren wichtigen Institutionen und Infrastrukturen. Dabei entsteht ein Teil der Belastungen durch gesundheitspolitische Maßnahmen. Diese sollen die gesundheitlichen Folgen und dadurch die Gesamtbelastung der Gesellschaft abschwächen, führen aber zu Belastungen in anderen Bereichen der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Wirtschaft. Eine laufend aktualisierte Chronik der Maßnahmen der COVID-19-Pandemie findet sich auf den Internetseiten des Bundesgesundheitsministeriums. [BMG22]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie unterzog sich die Gesellschaft Einschränkungen in vielen Lebensbereichen, um die Ausbreitung des Erregers zu verlangsamen und die Überlastung systemrelevanter Funktionen zu verhindern. So gab es vielerlei Einschränkungen im privaten Bereich. Beispielsweise wurde die Anzahl der Haushalte, die sich treffen durften, eingeschränkt. Zudem gab es Ausgangsbeschränkungen, die das nächtliche Verlassen des Hauses ohne triftigen Grund untersagten. Schulen, Hochschulen und Kindergärten mussten schließen oder durften nur Notfallbetreuung anbieten. Dies hatte starke Auswirkungen auch auf die anderen Personen der Haushalte mit Kindern. Darüber hinaus gab es zahlreiche Einschränkungen im Freizeitbereich: Kultureinrichtungen mussten vollständig schließen. Die Gastronomie konnte lange Zeit keine Bewirtung vor Ort anbieten, lediglich Mitnahmeangebote oder Lieferservices waren möglich. Unternehmen wurden dazu angehalten und letztendlich dazu verpflichtet Möglichkeiten zur Heimarbeit zu bieten. [BURE22]

Diese Einschränkungen setzten viele Menschen starken psychischen Belastungen aus. Aus Quarantäne oder Isolation auf Intensivstationen resultierten häufig Langzeitfolgen und psychische Erkrankungen für die betroffenen Menschen. [MEDT] Die Kontaktbeschränkungen führten besonders bei Familien mit Kindern vermehrt zu Stresssituationen. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für emotionale und Verhaltensprobleme. [ÄRZE21]

Gesellschaftlich sind insbesondere das Vermeiden einer Überlastung des Gesundheitssystems und das Aufrechterhalten von Systemfunktionen von hoher Bedeutung. So kann es im Falle einer Überlastung zu Aufnahmestopps in Kliniken kommen und zusätzlich kann es an Personal bei Notfällen (Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste) mangeln. Bei der COVID-19-Pandemie drohte eine Überlastung der Intensivstationen und des Pflegepersonals auf den Stationen. Die genannten Einschränkungen in den Lebensbereichen wurden mitunter mit dieser drohenden Überlastung begründet. Allerdings war die Sterblichkeit bei den schweren Verläufen mit Beatmungsnotwendigkeit, also trotz Intensivbehandlung, durchgängig sehr hoch (bei circa 40 Prozent [Ober20]), so dass es bei den Einschränkungen eher darum ging, die Anzahl der schweren Erkrankungen an sich niedrig zu halten.

Eine Pandemie wirkt sich stark auf die wirtschaftliche Leistung eines Landes aus. So konnte bei der COVID-19-Pandemie beobachtet werden, dass das private Konsumverhalten von Haushalten zurückgeht und dementsprechend das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt. Im 2. Quartal 2020 betrug das Minus sogar 9,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal. [DEST22f]

Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 gingen die Nominallöhne im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr zurück [DEST21i] und die Arbeitslosenquote stieg 2020 auf 5,9 Prozent, nachdem sie 2019 noch 5 Prozent betrug. Somit war 2020 das erste Jahr seit 2013, in dem die Arbeitslosenquote nicht zurückging. [DEST22g] Zudem verschuldet sich der Staat durch Staatshilfen, um die wirtschaftlichen Folgen im Land abzumildern. Die Staatshilfen, die zur Bewältigung der Coronakrise dienen sollen, beliefen sich für Bund und Länder im Jahr 2020 auf circa 1,3 Billionen Euro. [RND20]

Der Transport- und Verkehrssektor gehört zu den vom Bundesministerium des Inneren (BMI) als besonders schützenswert geltenden Bereichen, den kritischen Infrastrukturen. Während der Coronapandemie konnten zahlreiche Einschränkungen im Transport und Verkehr beobachtet werden.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Auswirkungen von Pandemien auf Mobilität und Verkehr (Stand des Wissens: 09.08.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?553478
Literatur
[ÄRZE21] Christian Beneker COPSY-Studie Wie die Corona-Pandemie Kinder psychisch belastet, 2021
[BMG22] Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) Coronavirus-Pandemie: Was geschah wann?, 2022
[BURE22] Bundesregierung (Hrsg.) Corona-Regelungen: Basis-Schutz und Hotspot-Maßnahmen, 2022
[DEST21i] Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Reallöhne im Jahr 2020 um 1,1 % gegenüber 2019 gesunken , 2021
[DEST22f] Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Dashboard VGR Bruttoinlandsprodukt (Quartal) , 2022/04/01
[DEST22g] Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Arbeitslose, Arbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen nach Geschlecht, 2022
[MEDT] Michael Brendler Coronavirus: Quarantäne kann mit massiven psychischen Folgen verbunden sein, 2020
[Ober20] Elke Oberhofer Wie viele Intensivpatienten mit COVID-19 überleben? , 2020
[RKI15] Robert Koch-Institut (Hrsg.) Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie
Fachwörter Definitionen Interpretationen, 2015
[RND20] Steven Geyer Coronakrise kostet Staat allein 2020 mehr als 1,3 Billionen Euro, 2020/12/31
Glossar
Bruttoinlandsprodukt
"Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden." (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?552711

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 17:45:58