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Integriertes Verkehrsmanagement in Ballungsräumen - Anspruch und Wirklichkeit

Erstellt am: 12.08.2003
Autoren:   Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik Universität Stuttgart
Kühne, Reinhart D., Prof. Dr. rer. nat
Erscheinungsjahr / -datum:   1999
Veröffentlicht in:   Straßenverkehrstechnik
Ausgabe / Auflage:   8
Herausgeber:   Bundesvereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure e.V.
Verlag / Ort:   Kirschbaum-Verlag
Bonn
Seiten:   S. 361-367
Zitiert als:   [Kühn99]
Art der Veröffentlichung:   Beitrag in einer Zeitung / Zeitschrift / Journal / Schriftenreihe
Sprache:   deutsch
ISBN oder ISSN:   0039-2219
Sonstige Informationen:   "Das Bild in den großen Ballungsgebieten ist überall das gleiche: Der Kfz-Verkehr hat im Laufe der letzten 20 Jahre deutlich zugenommen. Die Steigerungen liegen zwischen den Jahren 1970 und 1995 bei den Querschnittsbelastungen an der Stadtgrenze bei über 220 % und der Modal-Split hat im gleichen Zeitraum zuungunsten des öffentlichen Verkehrs deutlich abgenommen. Der Kfz-Bestand in den Ballungsgebieten ist zwischen 1970 und 1995 um durchschnittlich 90 % angestiegen. Vor diesem Hintergrund erscheint ein integriertes Verkehrsmanagement, das die Vernetzung der Verkehrsträger durch die gemeinsame Steuerung von IV und ÖV sowie durch die informationelle Verknüpfung vorsieht als Ansatz zur Entschärfung der Verkehrsprobleme. Die Integration findet sowohl auf der Ebene des IV und des ÖV als auch an der Schnittstelle zwischen IV und ÖV statt. Der eigentliche Schwerpunkt der Integration besteht in der Vernetzung auf Informations- und Steuerungsebene von Individualverkehr und öffentlichem Verkehr durch: a) dynamische Park-and-Ride-Information sowohl für kollektive Informationssysteme (Verkehrsrundfunk und Leitsysteme) als auch für individuelle Zielführungssysteme; b) kombiniertes Routing für durchgehende Fahrtketten unter Einschluß aller Verkehrsträger zur Versorgung von individualisierten Ausgabemedien und von allgemeinen Pre-trip-Informationssystemen. In verschiedenen Feldversuchen sind die Elemente eines integrierten Verkehrsmanagements entwickelt und erprobt worden. In den Pilotvorhaben wurden zum Teil beträchtliche Kapazitätssteigerungen und Reisezeitgewinne nachgewiesen: im regionalen Verkehrsmanagement-Projekt STORM in Stuttgart verringerte sich durch eine Anschlußsicherung an einem S-Bahn-Knotenpunkt mit Übergang zum Bus, der wiederum an die Stadtbahn Anschluß hatte, die durchschnittliche Wartezeit aufgrund von verpaßten Anschlüssen von 203 min auf 125 min im gleichen Beobachtungszeitraum nach Einführung des kollektiven Anschlußinformationssystems. Mit Reiseinformationssystemen zur Fahrtplanung vor Fahrtantritt konnte im selben Pilotvorhaben auf der Teststrecke "Echterdinger Ei"-Stadtmitte für die durchschnittliche Wegstreckenlänge von rund 10 km eine Fahrtwegeinsparung von rund 4,5 % durch eine genaue IV-Wegeplanung zum Zielort ermittelt werden." (Kurzfassung aus Dokumentation Straße)

Glossar

  • ÖV
    Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist sowohl im Personen-, Güter- sowie Nachrichtenverkehr für jeden Nutzer in einer Volkswirtschaft öffentlich zugänglich. Dazu zählen sowohl die öffentliche Personenbeförderung, der öffentliche Gütertransport als auch die öffentlichen Telekommunikations- und Postdienste. Der ÖV wird dabei von Verkehrsunternehmen nach festgelegten Routen, Preisen und Zeiten durchgeführt. Der ÖV ist somit im Gegensatz zum Individualverkehr (IV) örtlich und zeitlich gebunden.
    Vor dem Hintergrund der verkehrspolitisch geförderten Multimodalität wird der ÖV zunehmend breiter definiert, indem auch alternative Bedienformen, Taxen bis hin zu öffentlichen Fahrrädern und öffentlichen Autos als Teil eines neuen individualisierten ÖV gesehen werden.
  • IV
    Beim Individualverkehr (IV) wird vom Verkehrsteilnehmer ein zur Verfügung stehendes Verkensmittel genutzt. Dies können beispielsweise sein: Pkw, Krafträder, Fahrrad, zu Fuß gehen. Es wird daher auch zwischen dem Motorisierten Individualverkehr (MIV) und dem Nichtmotorisierten Individualverkehr (NMV) unterschieden. Der IV deckt zudem alle Arten von Quelle-Ziel-Beziehungen ab und das Verkehrsmittel wird von einer bestimmten Person oder einem beschränkten Personenkreis eingesetzt. Dabei ist der IV örtlich sowie zeitlich ungebunden.
  • Knotenpunkt
    Ein Knotenpunkt im Verkehr ist ein Ort, bei dem sich mehrere Verkehrswege gleicher Art kreuzen oder ein Verkehrsweg in einen Verkehrsweg gleicher Art einmündet. In einem Verkehrsknotenpunkt befinden sich mehrere Verkehrsknoten von Verkehrswegen unterschiedlicher Art in unmittelbarer Nähe. In einem Verknüpfungspunkt kann der Übergang zwischen Fahrzeugen eines Verkehrssystems oder zweier verschiedener Verkehrssysteme erfolgen.
Ansprechpartner
Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik Universität Stuttgart

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?52921

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 02:23:07