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Erwartete Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Erstellt am: 29.08.2020 | Stand des Wissens: 05.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Für die nächsten Jahre wird ein Wachstum der Welthandelsflotte prognostiziert, wodurch die erwartete Nachfrage nach Seeleuten wächst. Trotz verbessertem Rekrutierungs- und Ausbildungsniveau wird bis zum Jahr 2025 ein Mangel an 147.500 Offizieren erwartet. Dies entspricht mehr als 18 Prozent der weltweiten Nachfrage an Schiffsoffizieren. Schon jetzt zeigt sich, dass sich Seeleute mit höherer Qualifikation in einer sehr komfortablen Arbeitsmarktsituation befinden, da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Begründen lässt sich der Mangel an Fachpersonal unter anderem durch die langen Aufenthalte auf See. Diese bedeuten starke Einschränkungen hinsichtlich sozialer Kontakte der Besatzung [HSBA18, S. 18].

Autonome Schiffe können Chancen darstellen, die Situation des Arbeitsmarkts zukünftig zu entspannen. Gleichzeitig ergeben sich auch Herausforderungen für den Arbeitsmarkt durch die Etablierung autonomer Schiffe im seeseitigen Transport. Auf der einen Seite findet eine Verschiebung der Berufe in der Schifffahrt von herkömmlichen Seeleuten hin zu Fachpersonal in den Kontrollzentren statt und auf der anderen Seite sind rechtliche Aspekte für die veränderte Rolle der Seeleute zu klären. Seeleute, die für autonome Schiffe arbeiten, werden künftig ihre Kompetenzen erweitern müssen. Autonome Schiffe erfordern ein verstärktes Wissen im Bereich der Informationstechnik. Die Seeleute der Zukunft benötigen somit kombiniertes Wissen aus maritimen und digitalen Fähigkeiten in drei allgemeinen Bereichen:
  • Datenfluss und die Fähigkeit, große Datenmengen zu interpretieren und analysieren
  • Digitaler Betrieb von Geräten
  • Softwareentwicklung von Grundlagenprogrammen und Systeme
[WMU19, S. 83].

Ein zu erwartendes Problem bringt das Internationale Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten (STCW) der IMO mit sich. Das Übereinkommen schreibt vor, dass die Ausbildung und Zertifizierung von Seeleuten mit einer angemessenen Zeit im Seedienst einhergeht [IMO19a]. Dies gilt auch für zertifizierte Seeleute, die autonome Schiffe vom Kontrollzentrum aus überwachen [Karl18, S. 122123]. Für die Ausbildung wird eine Spanne zwischen 12 und 36 Monaten als angemessen definiert [IMO19a]. Zukünftig bräuchten Reeder unbemannter Schiffe also zusätzliche bemannte Schiffe, um Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen zu können.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nutzen und Herausforderungen der autonomen Schifffahrt (Stand des Wissens: 05.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?512542
Literatur
[HSBA18] HSBA Hamburg School of Business Administration (Hrsg.) Seafarers and digital disruption - The effect of autonomous ships on the work at sea, the role of seafarers and the shipping industry, Hamburg/London, 2018/10
[IMO19a] International Maritime Organization International Convention on Standards of Training, Certification and Watchkeeping for Seafarers (STCW), 2019
[Karl18] Thanasis Karlis Maritime law issues related to the operation of unmanned autonomous cargo ships, veröffentlicht in WMU J Marit Affairs, Ausgabe/Auflage 17, 2018/01
[WMU19] International Transport Workers Federation Transport 2040: Automation, Technology,
Employment - The Future of Work, 2019

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?512745

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 21:56:52