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Sicherheitsaspekte in der autonomen Schifffahrt

Erstellt am: 28.08.2020 | Stand des Wissens: 05.01.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Im Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetz (SUG) werden Seeunfälle als Ereignis definiert, welches entweder den Verlust, eine Verletzung oder das Verschwinden von Menschen zur Folge hat, das in Zusammenhang mit dem Betrieb des Schiffes steht. Weiterhin zählen Schiffsverluste oder Beschädigungen zu den Seeunfällen [BSU18, S. 27]. Die Ursachen für solche Unfälle können vielfältig sein. Hierbei ist zwischen grundlegenden Ursachen sowie direkten Ursachen zu unterscheiden (siehe Abbildung 1). Grundlegende Ursachen sind als Auslöser zu verstehen, die im Verlauf meist zu direkten Ursachen und somit zum Unfall führen [Wrób17, S. 157].
grundlegende und direkte unfallursachen.pngAbb. 1: Grundlegende und direkte Unfallursachen (eigene Darstellung)
Zu den direkten Ursachen von Schiffsunfällen zählen Feuer oder Explosionen an Bord, Kollisionen, Maschinenausfälle sowie Grundberührungen. Die grundlegenden Ursachen dieser Schiffsunfälle sind meist schwieriger zu bestimmen [Pora18, S. 421].
ursachen bei schiffsunfallen 2.pngAbb. 2: Ursachen bei Schiffsunfällen (eigene Darstellung nach [Alli20])
Abbildung 2 zeigt die Hauptkategorien grundlegender Ursachen für Seeunfälle. Im Jahr 2019 sind rund 75 Prozent der ca. 15.000 Unfälle auf See auf die grundlegende Ursache menschliches Versagen zurückzuführen [Alli18]. Dabei lässt sich menschliches Versagen als unsachgemäße Handlung oder Untätigkeit definieren, die sich auf mangelnde Erfahrung oder schlechte Ausbildung zurückführen lässt. Weiterhin ereignen sich Seeunfälle in der Kategorie menschliches Versagen aufgrund von Ermüdungserscheinungen der Crew-Mitglieder an Bord [Bebe16, S. 176].

Durch den Betrieb autonomer Schiffe kann der Faktor menschlichen Versagens, der zu Seeunfällen führen kann, reduziert werden [Kret17, S. 78; SMN18].

Im Rahmen des Forschungsprojektes MUNIN (Maritime Unmanned navigation through intelligence in networks), welches im Jahr 2012 startete, wurde ein Konzept für ein autonom fahrendes Schiff entwickelt. Die während der Projektlaufzeit durchgeführten Analysen zum Kollisions- und Fehlverhalten des unbemannten MUNIN-Schiffes zeigen, dass sich das Kollisionsrisiko im Vergleich zu bemannten Schiffen um ein Zehnfaches minimieren lässt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Fehler, die auf menschliche Ermüdungserscheinungen zurückzuführen sind, vermieden werden [MUNIN16a].

Explosionen und Brände an Bord von Schiffen stellen ein Risiko für die Besatzung und Ladung herkömmlicher Schiffe dar. Hier bieten autonome Schiffe den Vorteil, dass effektivere, aber im bemannten Betrieb nicht einsetzbare Löschsysteme, zum Einsatz kommen können [MUNIN16a].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nutzen und Herausforderungen der autonomen Schifffahrt (Stand des Wissens: 05.01.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?512542
Literatur
[Alli18] Allianz Global Corporate & Specialty SE (Hrsg.) Safety and Shipping Review 2018, 2018/06
[Alli20] Allianz Global Corporate & Specialty (Hrsg.) Safety and Shipping Review 2020, 2020
[Bebe16] Oyinkepreye Bebeteidoh,, Robert Poku, Marine Offshore Accidents in Nigeria, Causes and Necessary Preventive Measures, 2016/04
[BSU18] Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (Hrsg.) BSU Jahresbericht 2017, 2018/06
[Kret17] Lutz Kretschmann,, Hans-Christoph Burmeister,, Carlos Jahn Analyzing the economic benefit of unmanned autonomous ships: An exploratory cost-comparison between an autonomous and a conventional bulk carrier, veröffentlicht in Research in Transportation Business & Management, Ausgabe/Auflage 25, 2017
[MUNIN16a] MUNIN (Hrsg.) MUNIN Results, 2016
[Pora18] Thomas Porathe,, Åsa Hoem,, Ørnulf Jan Rødseth,, S. O. Johnsen, At least as safe as manned shipping? Autonomous shipping, safety and "human error", veröffentlicht in Safety and Reliability - Safe Societies in a Changing World, 2018/06
[SMN18] Torgeir Willumsen,, Vogt Simonsen A commercial reality check for autonomous shipping in 2018 , 2018/03/06
[Wrób17] Krzysztof Wróbel,, Jakub Montweka,, Pentti Kujala Towards the assessment of potential impact of unmanned vessels on maritime transportation safety, veröffentlicht in Reliability Engineering & System Safety, Ausgabe/Auflage 165, 2017

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?512655

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 13:27:47