Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Lösungsansätze zur Sicherstellung der öffentlichen ländlichen Mobilität differenziert nach Bedienformen

Erstellt am: 11.03.2019 | Stand des Wissens: 03.08.2023
Synthesebericht gehört zu:

Die traditionellen Linienverkehre mit ihren festen Fahrplänen sind nur begrenzt geeignet, um die Nachfrage im ländlichen Raum zu decken. Aus der Sicht der Verkehrsunternehmen ist die geringe Auslastung mit einem niedrigen Kostendeckungsgrad verbunden, während der traditionelle Linienverkehr aus Sicht der Nutzenden aufgrund seiner geringen Taktfrequenz und langen Fahrtzeiten als unattraktiv erscheint. Zuletzt ging dies mit der weiteren Reduktion des Angebots und eines daraus folgenden Nachfragerückgangs einher. Ursachen für diese negativen Entwicklungen können teilweise im starren System der traditionellen Linienverkehre gesehen werden, die der Nachfrage und den Herausforderungen der Kundinnen und Kunden nicht gerecht werden können. [DeSe12, S. 2]
Deshalb ist es notwendig, den ländlichen Raum mit neuen und flexibleren Formen des ÖPNV zu bedienen. Alternative Bedienformen können diesbezüglich Lösungsansätze bieten. Sie orientieren sich an der Nachfrage der Nutzenden und erreichen deshalb aus Betreibersicht eine höhere Kosteneffizienz. Gleichzeitig wird das Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver, weil es flexible und taktunabhängig Mobilitätsoptionen bietet. [DeSe12, S. 2]
In vielen ländlichen Gemeinden haben sich unterschiedliche Konzepte flexibler Bedienformen entwickelt. Dazu gehören vor allem verschiedene Formen des Anrufbusses, der fahrplangebunden oder im Flächenbetrieb eingesetzt werden kann. Mit der vermehrten Nutzung neuer Technologien kommen auch alternative Bedienformen in Frage, um die Mobilität des ländlichen Raumes aufrecht zu erhalten und nutzerfreundlich zu gestalten. Dabei handelt es sich etwa um Carsharing-Angebote, Bürgerbusse oder andere Arten der Mitfahrgelegenheit.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Lösungsansätze zur Sicherstellung der öffentlichen ländlichen Mobilität (Stand des Wissens: 27.07.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?507682
Literatur
[DeSe12] Daniela Dennig, Niklas Sieber, Alternative Bedienungsformen im ÖPNV
Typisierung und rechtlicher Rahmen, 2012
Weiterführende Literatur
[JaBr16] Christian Jacoby, Nicole Braun Neue Mobilitätsformen und -technologien
Merkmale und Potenziale für eine nachhaltige Raumentwicklung, veröffentlicht in Potenziale neuer Mobilitätsformen und -technologien für eine nachhaltige Raumentwicklung, Ausgabe/Auflage Arbeitsberichte der ARL, Nr. 18 , Verlag der ARL - Akademie für Raumforschung und Landesplanung / Hannover, 2016, ISBN/ISSN 978-3-88838-405-9
Glossar
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?495895

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 18:35:48