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Herausforderungen, Interessen und Ziele der öffentlichen Hand

Erstellt am: 11.03.2019 | Stand des Wissens: 27.07.2023
Synthesebericht gehört zu:

Im ländlichen Raum sehen sich Gemeinden und Kommunen bereits seit vielen Jahren den Auswirkungen und den damit verbunden Herausforderungen des demographischen Wandels, der sich durch eine alternde und schrumpfende Bevölkerung äußert, gegenüber. Zudem geht der Trend der Raumordnungsplanung zur Zentralisierung von Verwaltung und Orten des täglichen Bedarfs in Mittel- und Oberzentren mit mehr Verkehr einher.
Zugleich erschweren abnehmende Schüler- und Auszubildendenzahlen, die bisher als Finanzierungsstandbein des ländlichen Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) galten, die finanzielle Tragfähigkeit des ÖPNV, was sich wiederum in Angebotskürzungen bis hin zur gänzlichen Einstellung äußert [InnoZ16]. Der ÖPNV kann nicht rein über Fahrgelder eigenwirtschaftlich betrieben werden, sondern bedarf weiterer finanziellen Mitteln [ADAC16a].
Diese finanziellen Mittel stammen aus dem öffentlichen Haushalt des Bundes und der Länder. In vielen Bundesländern besteht ein Geflecht aus verschiedenen Finanzierungsquellen und Förderprogrammen, die zu einem strategischen und effizienten Mitteleinsatz gebündelt werden [ADAC16a]. Die öffentliche Hand leistet mit den Ausgleichszahlungen und der gleichzeitigen Bestellung des Angebots einen Beitrag zur Daseinsvorsorge, wodurch sowohl die Lebensqualität im ländlichen Raum selbst als auch dessen Verbindung mit den verdichteten Räumen und den Arbeitsplatzangeboten aufrechterhalten und verbessert wird [FZM17].
Daraus wird erkenntlich, dass die Sicherstellung des ÖPNV im ländlichen Raum für die öffentliche Hand nicht nur eine rein verkehrspolitische, sondern ebenso eine wirtschaftliche wie auch soziale Aufgabe ist. Weitere Teilziele und Interessen, die die öffentliche Hand mit der Sicherstellung des ÖPNV im ländlichen Raum verfolgt, sind: [FZM17]
  • Anschluss des ländlichen Raums an Mittelzentren und Oberzentren und deren Angebote,
  • Sicherung der Mobilität innerhalb des ländlichen Raums,
  • Integration des Gesamtangebots,
  • Erhaltung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze in der Region.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Sicherstellung der öffentlichen Mobilität im ländlichen Raum (Stand des Wissens: 27.07.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?507678
Literatur
[ADAC16a] Christian Laberer , Ronald Winkler Mobilitätssicherung im ländlichen Raum. Herausforderungen, Handlungsfelder, Empfehlungen., 2016
[FZM17] Fachzentrum für Mobilität im ländlichen Raum (Hrsg.) Gemeinsam Mobil. Fachzentrum für Mobilität im ländlichen Raum, 2017
[InnoZ16] Marc Schelewsky, Jonas Koch, Inga Deibel, Nils Werner Modellvorhaben innovativer ÖPNV im ländlichen Raum, 2016/11/01
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?495880

Gedruckt am Dienstag, 16. April 2024 15:22:44