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Sicherstellung des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum

Erstellt am: 11.03.2019 | Stand des Wissens: 27.07.2023
Synthesebericht gehört zu:

Ländliche Räume sind geprägt durch eine geringe Bevölkerungsdichte und zerstreute Siedlungsstrukturen [StKü10, S. 153; Rusch23]. Einrichtungen der Daseinsvorsorge wie Ärztehäuser, Bildungsstätten und Einkaufsmöglichkeiten befinden sich meist konzentriert in räumlich entfernten Oberzentren [GMK14, S. 2]. Für die Bevölkerung ländlicher Räume ist es daher zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse und zur Teilhabe am öffentlichen Leben umso wichtiger, mobil zu sein.
Laendlichkeit.jpgAbbildung 1: Ländlicher und städtischer Raum in Deutschland [Thün23]
Im Jahr 2016 lebten 57% der deutschen Bevölkerung nach der Kategorisierung des Thünen-Instituts im ländlichen Raum (siehe Abbildung 1) [Rusch23, S.10;Thün23]. Durch die Verknüpfung von fünf gewichteten Indikatoren errechnet das Institut einen gewichteten Index, der in fünf Abstufungen die Ländlichkeit einer Region angibt. Je dunkler die Fläche, desto ländlicher sind die Gemeinden, während Werte unter -0,2 als nicht-ländliche Kreisregionen kategorisiert werden, da hier ein Bruch in den Werten des Index zu verzeichnen ist [Rusch23] [Thün23].
Menschen, die keinen Führerschein besitzen oder denen der Zugang zu einem Pkw fehlt, stellt die zunehmenden Ausdünnung  des Angebote und damit abfallende Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum vor große Probleme. So sind zumeist Seniorinnen und Senioren, Kinder, sozial Schwächere oder mobilitätseingeschränkte Personen in ihren Teilhabechancen benachteiligt [StKü10, S. 15].
Um jedoch auch in der Zukunft ländlichen Räume nicht abzuhängen, sondern attraktive und gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen für die dort lebenden Menschen zu gewährleisten, ist ein Überdenken des traditionellen ÖPNVs notwendig. Zudem sind neue Wege einzuschlagen, die Lösungsansätze sowohl in der Organisation und Umsetzung von Mobilitätsangeboten gehen [BMVI18].
Welche Ursachen der zunehmenden Ausdünnung des ÖPNV zugrunde liegen, thematisiert diese Wissenslandkarte ebenso wie mögliche Alternativen zum traditionellen ÖPNV zur Verbesserung dieses Zustandes. Dazu werden zunächst grundlegende Rahmenbedingungen der ländlichen Mobilität erläutert und die daraus hervorgehenden Defizite des ÖPNV in ländlichen Räumen mit Ursachen unterlegt. An den Ursachen ansetzend werden mit flexiblen als auch alternativen Bedienformen Möglichkeiten dargestellt, um die Mobilität und den ÖPNV im ländlichen Raum aufrecht zu erhalten. Neben der theoretischen Erläuterung zu jeder Bedienform sind auch Umsetzungsbeispiele aus der Praxis dargestellt, die Möglichkeiten zur weiterführenden Beschäftigung mit der jeweiligen Bedienform im praktischen Kontext aufweisen. Zudem thematisiert diese Wissenslandkarte ebenso die Auswirkungen auf die Strukturentwicklung und Lebensqualität im ländlichen Raum.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Sicherstellung der öffentlichen Mobilität im ländlichen Raum (Stand des Wissens: 27.07.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?507678
Literatur
[BMVI18] Bernd Rittmeier, Melanie Herget , Johann Kaether , Jonas Koch , Katrin Müller Sicherung von Versorgung und Mobilität. Strategien und Praxisbeispiele für gleichwertige Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen , 2018/08
[GMK14] DB Mobility Logistics AG, Marketingkommunikation (GMK) (Hrsg.) Planung und Konzeption von flexiblen Bedienungsformen, 2014
[Rusch23] Tobias Ruscheinski Herausforderungen ländlicher Räume - das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse, veröffentlicht in Smart Region: Angewandte digitale Lösungen für den ländlichen Raum, 2023, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-658-38236-0, ISBN/ISSN 978-3-658-38236-0
[StKü10] Barbara Steinrück , Patrick Küpper Mobilität in ländlichen Räumen unter besonderer Berücksichtigung bedarfsgesteuerter Bedienformen des ÖPNV , veröffentlicht in Arbeitsberich-te aus der vTI-Agrarökonomie, Braunschweig, 2010/02
[Thün23] Johann Heinrich von Thünen-Institut - Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (Hrsg.) Thünen-Landatlas, Ausgabe 05/07/2023. , 2023
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?495868

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 03:24:29