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Problemfelder und Herausforderungen des Autonomen Fahrens

Erstellt am: 06.08.2017 | Stand des Wissens: 17.04.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung

Bei der Gewährleistung oder Wiederherstellung der Security des autonomen Fahrens sind mehrere Problemfelder und Herausforderungen zu bewältigen, die zum Teil noch vernachlässigt werden. Diese betreffen die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen (Etablierung neuer Akteure), den technologischen Wandel (Digitalisierung), Kompetenzdefizite in der Branche und politische Rahmenbedingungen.

Eine besondere Bedeutung kommt aufgrund der zunehmenden Durchdringung der Fahrzeuge mit digitalen Systemen und deren Vernetzung der digitalen Datenkommunikation zu. Datenmengen von bis zu einem Gigabyte pro Minute und Fahrzeug eröffnen auf der einen Seite erhebliche Potenziale für die Steuerung und Optimierung des Verkehrs. Auf der anderen Seite können diese Daten aber auch missbraucht oder die Systeme der digitalen Datenkommunikation als Angriffsvektor genutzt werden [vbw18].

Zugleich führt der mit dem autonomen Fahren einhergehende technologische Wandel der Automobilindustrie (Digitalisierung) zu neuen Anforderungen und benötigten Kompetenzen. Themengebiete und Technologien wie Software-Architekturen, maschinelles Lernen, IT-Sicherheit, etc. sind erst in jüngster Zeit Gegenstand universitärer Curricula und werden von den aktuell beschäftigten Maschinenbauingenieuren nur unzureichend beherrscht. Sowohl aus technischer und ökonomischer Sicht als auch Sicht der Security autonomen Fahrens stellt dieses Kompetenzdefizit eine erhebliche Herausforderung dar [ISFM21].

Ein weiteres Problemfeld ist in der interdisziplinären Natur und den vielfältigen politischen und rechtlichen Aspekten bei der Security autonomen Fahrens begründet. Beispielsweise fallen Verkehrs- und Mobilitätsthemen sowie eingesetzte digitale Technologien in das Ressort des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Security und potentielle Tätergruppen wie Terroristen und die organisierte Kriminalität in das Ressort des Bundesministeriums des Innern (BMI), Datenschutz und weitere juristische Rahmenbedingungen in das Ressort des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). Aber auch weitere Ministerien wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beschäftigen sich mit der Thematik. Die Vermeidung und falls erforderlich das Lösen von eventuellen Ressortkonflikten ist aus Sicht der Security zwingend notwendig.

Darüber hinaus spielen auch die jeweilige Motivation und Interessenslage der Akteure und Stakeholder eine wichtige Rolle bei der Security. Beispielweise können Partikularinteressen von Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit auf der Auswertung der anfallenden Daten beruht, idealtypischen Sicherheitsarchitekturen diametral entgegen stehen oder eine (politisch oder ökonomisch) verfrühte Einführung zusätzliche Angriffsvektoren eröffnen.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Security Autonomes Fahren (Stand des Wissens: 27.09.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?475978
Literatur
[ISFM21] ISF-München (Hrsg.) Umbruch in der Automobilbranche - Analyse der Strategien von Schlüsselunternehmen an der Schwelle zur Informationsökonomie, 2021/06/08
[vbw18] Verband bayerische Wirtschaft (Hrsg.) Automatisiertes Fahren - Datenschutz und Datensicherheit, 2018/03
Glossar
Angriffsvektor
Ein Angriffsvektor beschreibt die Gesamtheit aus einem Angriffsweg und der Angriffstechnik gegen (IT-)Systeme und Organisationen.
Stakeholder Stakeholders sind alle internen und externen Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind. Gemäß Stakeholder-Ansatz wird ihnen - zusätzlich zu den Eigentümern (Shareholders) - das Recht zugesprochen, ihre Interessen gegenüber der Unternehmung geltend zu machen. Eine erfolgreiche Unternehmungsführung muss die Interessen aller Anspruchsgruppen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)
BMWK
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erarbeitet Rahmenbedingungen zur Stärkung der Robustheit und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland (bis 12/2013 BMWI, bis 12/2021 BMWi).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?473864

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 02:38:22