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Handlungsfelder im Green Supply Chain Management

Erstellt am: 05.03.2015 | Stand des Wissens: 09.11.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Umweltpolitische Themen treten verstärkt in den Fokus von Gesellschaft und Wirtschaft, da das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung steigt, das sich in dem verändernden Konsumverhalten widerspiegelt. In der Wirtschaft wird man sich zunehmend der Endlichkeit der Ressourcen bewusst und gesetzliche Vorgaben drängen branchenunabhängig zu größerer ökologischer Verantwortung [Gaje17, S. 2]. Das grundlegende Ziel ist dabei eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes auf allen Supply Chain Stufen unter Betrachtung der gesamten Lebenszyklen von Produkten und Prozessen. Der Fokus liegt beim Green Supply Chain Management nicht mehr wie beim Supply Chain Management ausschließlich bei organisatorischen Aktivitäten, Produkten und Dienstleistungen, sondern auf nachhaltigen Lieferketten, erweiterte Produzentenverantwortung und ökologisch nachhaltige hergestellte Produkte [Sark14, S. 1].

Um dieses Ziel zu erreichen, stehen dem Green Supply Chain Management mehrere "Stellschrauben" beziehungsweise Handlungsfelder zur Verfügung. Aus der Sicht eines der beteiligten Unternehmen der Supply Chain gibt es unternehmensinterne und unternehmensübergreifende Handlungsfelder. Unternehmensintern sind vor allem die Forschung und die Entwicklung von Produkten. Hier werden die maßgeblichen Produkteigenschaften festgelegt. Des Weiteren spielt die Produktion eine wichtige Rolle, da Änderungen der Produktionsprozesse zu Einsparungen im CO2-Ausstoß führen können. Unternehmensübergreifende Handlungsfelder ergeben sich vor allem zwischen den einzelnen Akteuren einer Supply Chain. Beispielsweise spielt die Art des Transportes von Materialien oder Waren eine wichtige Rolle für den Umfang des CO2-Ausstoßes [StBo10, S. 214f.]. Bei dem Bezug von Materialien kann weiterhin darauf geachtet werden, wie der Lieferant seine Produktion auslegt und ob er dabei ebenfalls ökologische Ziele verfolgt [StBo10, S. 215]. Gleiches gilt für die Distribution der eigenen Güter. Hier kann die Art des Transportes (beispielsweise Flugzeug, Bahn, Lkw, Schiff oder eine Kombination derer) eine wichtige Rolle für die Ökologie darstellen. Abbildung 1 verdeutlicht eine vereinfachte Supply Chain und die Handlungsfelder des Green Supply Chain Management.
Handlungsfelder des GreenSCMAbb. 1: Handlungsfelder im Green Supply Chain Management (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Neue Sicherheitsanforderungen und Technologieinnovationen führen darüber hinaus zu zusätzlichen Erwartungen an den Umweltschutz und Ressourcennutzung in Unternehmen. Anspruchsgruppe sind in diesem Kontext auch Staaten und Staatenverbunde wie die Europäische Union, die im Rahmen der Gesetzgebung, wie beispielsweise durch die Einführung der Autobahnmaut, Einfluss ausüben [StBo10, S. 206f.]. Das Recycling spielt an dieser Stelle eine entscheidende Rolle. Im Rahmen des Supply Chain Managements ist es erforderlich, die Rückführung von Produkten oder Materialien zu gewährleisten. Ermöglicht wird das durch die Einführung von operativen rückführenden Logistikprozessen (Reverse Logistics), vor allem aber durch die Betrachtung einer Supply Chain als geschlossener Kreislauf (Closed-Loop) [Zube15a, S. 1ff]. Auf diese Prozesse wird in den nachfolgenden Berichten eingegangen.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Ökologische Nachhaltigkeit in Güterverkehr und Logistik (Stand des Wissens: 09.11.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?351313
Literatur
[Gaje17] Gajendrum, Nandini Green Supply Chain Management - Benefits, Challenges and Other Related Concepts, veröffentlicht in INTERNATIONAL JOURNAL OF APPLIED SCIENCE ENGINEERING & MANAGEMENT, 2017, ISBN/ISSN 2454-9940
[Sark14] Sarkis, J. Green Supply Chain Management, 2014, Online-Referenz https://10.1115/1.860281
[StBo10] Frank Straube, Stefan Borkowski , Arnfried Nagel Ökologisch nachhaltige Logistik - Ansätze zur Konzeption und Bewertung, veröffentlicht in Perspektiven des Strategischen Controllings, GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2009, 2010/01/01, ISBN/ISSN 978-3-8349-1611-2, 978-3-8349-8805-8
[Zube15a] Zuber, Carolin Coordination in Closed-Loop Supply Chains, 2015
Glossar
Supply Chain Management Supply Chain Management lässt sich vereinfacht als Abfolge oder Kette von Aktivitäten beschreiben, um Kunden und/oder Märkte erfolgreich zu bedienen - also effizienter und effektiver zu arbeiten. Zu diesem Zweck werden die Ketten in einem - und zwischen Unternehmen ganzheitlich betrachtet. Durch diesen Überblick sollen sich die "Supply Chains" aktiv, durchschaubar und über verschiedene Unternehmensbereiche hinweg, gestalten lassen. Als Supply Chains zählen einerseits die Verflechtung des Materialflusses innerhalb eines Unternehmens (z.B.: Produktion, Lagerung, Transport) sowie zwischen Unternehmen (z.B.: Milchbauer, Großhändler, Joghurthersteller, Einzelhandel, Kunde). Weitere Supply Chains im Sinne des SCM sind Informationsflüsse und Geldströme.
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Supply Chain Als Supply Chain (Liefer- oder Wertschöpfungskette) bezeichnet man ein organisationsübergreifendes Netzwerk, welches als Gesamtsystem Güter für einen bestimmten Markt hervorbringt. Die heutigen Supply Chains sind aufgrund der Vielzahl von beteiligten Zulieferern, Dienstleistern und Kunden - die wiederum an anderen Supply Chains beteiligt sein können - sehr komplexe, interdependente Gebilde. Treffender müsste daher eine Supply Chain, aufgrund der häufig vorkommenden netzwerkartigen Struktur der zusammenarbeitenden Unternehmen, als "Supply Network" bezeichnet werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?444636

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 07:36:39