Barrieren für die Implementierung des Supply Chain Controlling
Erstellt am: 27.02.2015 | Stand des Wissens: 09.06.2023
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Unternehmen und deren Netzwerke befinden sich in einem dynamischen Umfeld. Dies äußert sich beispielsweise durch sich ständig ändernde Kundenanforderungen und einer Tendenz zu komplexeren Netzwerken von Unternehmen [KeSi17, S. 16f.]. Außerdem werden die Konfigurationen der Unternehmensnetzwerke dynamischer, sodass sich beispielsweise häufiger die Anzahl der Akteure und deren Zusammensetzung ändert [West07, S. 172]. Die daraus resultierende Netzwerkkomplexität erschwert die Implementierung eines geschlossenen Konzepts für das Supply Chain Controlling. [GöNe02]. Des Weiteren werden im Rahmen des Supply Chain Controlling häufig etablierte Controllinginstrumente verwendet, die eigentlich für Einzelunternehmen entwickelt wurden und daher den Anforderungen des Netzwerkcontrollings nicht gerecht werden [West07, S. 172ff]. Ein weiteres Problem, das sich bei der Implementierung ergibt, ist, dass einzelne Unternehmen in diesem Netzwerk trotz Absprachen ausschließlich eigene Ziele verfolgen. Sie stimmen ihre jeweiligen betrieblichen Funktionen mit ihren Partnern ab, legen diese jedoch nicht zusammen [Kuge13; Haar08]. Auch die Machtverteilung innerhalb der Supply Chain und die Steuerung des Controllings können als Barriere wirken. Große Unternehmen innerhalb einer Supply Chain geben nur ungern einen Teil ihrer Kompetenzen zugunsten eines dezentral geführten Supply Chain Controllings auf. Sie streben vielmehr ein von ihnen geführtes, zentrales Controlling an. Ein weiteres Hauptproblem stellen dabei nicht vorhandene und nicht vergleichbare Informationen über Teilprozesse dar. Diese fehlenden Vergleichsmaßstäbe können somit nicht integriert und von den Beteiligten akzeptiert werden [Kumm12].
Als grundlegende Ursache der Hindernisse, die sich bei der Implementierung eines Supply Chain Controlling ergeben, ist das fehlende Vertrauen beziehungsweise vorhandene Misstrauen der Supply Chain Mitglieder untereinander [CoGa04, S. 18]. Erst durch eine unternehmensübergreifende Betrachtung mit einer guten Vertrauensbasis kann ein optimales Supply Chain Controlling entworfen werden [Wern17, S. 482]. Misstrauen tritt häufig dann auf, wenn Lieferanten auch andere Abnehmer beliefern, die sich außerhalb der eigenen Supply Chain befinden, aber möglicherweise im gleichen Marktsegment tätig sind. Sichtbar wird dieses Misstrauen zum Beispiel häufig in der Zusammenarbeit von westlichen und asiatischen Unternehmen. Viele Unternehmen vertreten grundsätzlich die Ansicht, dass es zu Unsicherheiten und Informationslücken führt, wenn Informationen weitergegeben werden. Diese Vorbehalte sind nur durch vertrauensbildende Maßnahmen zu schließen. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass nur die Informationen weitergeben werden, die für ein bestimmtes Mitglied der Supply Chain von Bedeutung sind [Haar08]. Dennoch bleibt ein grundlegendes Dilemma: Ein Lieferant, der mit seinem Abnehmer in Preisverhandlungen steht, wird es nicht immer begrüßen, die Informationen über seine Kosten an den Abnehmer weiterzugeben [Fish2011, S. 122]. Zuletzt existiert noch eine Reihe von technischen Barrieren für die Implementierung des Supply Chain Controlling. So müssen beispielsweise Systeme zur Informationsweitergabe zwischen den einzelnen Akteuren der Supply Chain vorhanden und kompatibel sein [WeBa02a, GöNe02].