Transportmengensteigerung auf Hauptabfuhrstrecken
Erstellt am: 01.09.2014 | Stand des Wissens: 16.12.2019
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
In den vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI, früher BMVBS) im September 2017 veröffentlichten, überarbeiteten "Aktionsplan Güterverkehr und Logistik" wurde die Maßnahme 2 C, "Längere Güterzüge ermöglichen" aufgenommen. "Mit der neuen Maßnahme soll geprüft werden, ob wesentliche Kapazitätssteigerungen ohne nennenswerte Infrastrukturerweiterungen praktikabel sind" [BMVBS17, S. 19]. Der Feldversuch soll verlässliche Erkenntnisse beim Transport größerer Gütermengen mit über 750 Meter langen Güterzügen liefern [BMVBS17, S. 19]. Im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und betreut durch die DB Systemtechnik werden seit 2006 die genannten Feldversuche im Rahmen der dreistufigen Projektreihe "Längere Güterzüge" durchgeführt [Schu09b, S. 12].
Hintergrund für die Untersuchung von möglichen Transportmengensteigerungen durch sogenannte [über]lange Güterzüge ist das Ziel, das zum Teil bereits eingetretene beziehungsweise weiterhin zu erwartende Wachstum im Schienengüterverkehr (Prognose 2010 bis 2030: + 17 Prozent) auf den bestehenden Beziehungsweise moderat zu ertüchtigenden Schienengüterverkehrskorridoren (Abbildung 1) abwickeln zu können [DBAG13b, S. 4; BMWI07b, S. 2 ff.]. Unter Beibehaltung der Zuganzahl und bei gleichzeitiger Steigerung der Transportmenge mit Hilfe langer Güterzüge sollen die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs erhöht und seine Rentabilität gesteigert werden [Schu09b, S. 12 ff.]; erreicht werden soll dies durch den effizienteren Einsatz der vorhandenen [Infrastruktur]ressourcen.
Die Kosten-Nutzen-Bewertung des BMVI zum 740 Meter-Netz wurde im Jahr 2018 abgeschlossen und aufgrund des volkswirtschaftlichen Nutzens als finanzierungsfähig eingestuft. Durch diesen Ausbau soll die Verlagerung des Verkehres von der Straße auf die Schiene weiter vorangetrieben werden und die allgemeine Wettbewerbsposition des Schienengüterverkehres verbessern. Ebenso können Transportkosten reduziert werden, da das selbe, oder sogar ein höheres, Verkehrsvolumen mit weniger Zügen realisierbar ist. Erste Effekte sollen bereits ab 2020 eintreten, bis 2026 soll das Netz weitgehend vorhanden sein [DBAG18m, S. 8f].
Die erste Stufe der Projektreihe "Längere Güterzüge" wurde mit der Aufnahme des Regelbetriebs 835 Meter langer Güterzüge zwischen Padborg (Dänemark) und dem Zugbildungsbahnhof Maschen (südlich von Hamburg) im Dezember 2012 abgeschlossen. Laut Betreiber, der DB Mobility Logistics AG, konnte in einer Auswertung der ersten, zwischen Dezember 2009 und Februar 2014 erfolgten 500 Fahrten von überlangen Zügen eine Zunahme der Zugauslastung um 22 Prozent und des Transportvolumens um 25 Prozent festgestellt werden. Das Unternehmen teilte mit, dass der Betrieb der 835 Meter langen Güterzüge ökonomisch wie auch ökologisch erfolgreich sei [DBAG14h]. Wegen des großen Erfolges der überlangen Güterzüge auf dieser Relation, wurde sie bis zum Hafenbahnhof Hohe Schaar des Hamburger Hafens erweitert, sodass die überlangen Züge jetzt direkt aus dem Hamburger Hafen fahren können [DBNe15a].
Für die zweite und dritte Stufe ist - nach Angaben des BMWi - bei einem 1.000-m-Zug (GZ 1000) im Vergleich zu einem 740 Meter langen Güterzug (35 Wagen, 105 TEU) eine Erhöhung der Transportleistung um etwa 45 Prozent (+15 Wagen, +45 TEU) anvisiert, bei einem 1.500-m-Zug sogar eine Steigerung um rund 100 Prozent (+35 Wagen, + 105 TEU) [BMWI07b, S. 4]. Im Rahmen des GZ-1000-Projekts fuhr die Deutsche Bahn zusammen mit der DB Netz AG und dem niederländischen Netzbetreiber KeyRail bereits Ende November 2009 zwei rund 1.000 Meter lange Güterzüge mit 44 beziehungsweise 41 Containerwagen zwischen Oberhausen und Rotterdam. Beide Züge hatten ein Bruttogesamtgewicht von etwa 2.400 Tonnen. Gegenwärtig im deutschen Schienennetz eingesetzte Güterzüge haben dagegen ein Gesamtgewicht von bis zu 1.600 Tonnen [t], Züge des kombinierten Verkehrs (KV) durchschnittlich 1.050 Tonnen und rund 500 Meter Länge [DBAG09p, S. 7; FiSc12, S. 43; Stuh13a, S. 154].