Parkverhalten des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs
Erstellt am: 23.04.2003 | Stand des Wissens: 10.11.2018
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Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Die Mehrzahl der Dienstleister benötigen einen Stellplatz in der Nähe des Ziels. Anhängig von deren Tätigkeit treten sehr kurze bis mittlere Parkzeiten auf. Darüber hinaus benötigen Lieferanten zum Beliefern und Beladen Flächen in unmittelbarer Zielnähe, die in der Regel nur für sehr kurze Zeit beansprucht werden. Weiterhin sind Nebenflächen zum Zwischenlagern oder Bereitstellen von Transportbehältern oder des Transportguts vorzusehen. Daher sind in verdichteten Innenstädten die Belange des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs in Parkraumbewirtschaftungskonzepten zu berücksichtigen.
Eigens ausgewiesene Lieferzonen sind dort einzurichten und eindeutig bezüglich Beginn, Ende, zeitliche Begrenzung zu beschildern, wo ein nachgewiesener dauerhafter Bedarf existiert. Sind diese nicht vorhanden, ist der Lieferant auf das Vorhandensein von Freiflächen angewiesen oder muss seine Be- und Entladetätigkeit in zweiter Reihe durchführen. Dadurch wird der fließende Verkehr erheblich behindert, was vor allem in einstreifigen Straßenzügen zu Rückstau und zu Zeitverlusten für den nachfolgenden Verkehr führt. Die charakteristische Parkdauer des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs fällt in die Gruppe der Kurzzeitparker. Verschiedene Forschungsprojekte (unter anderem MOBINET in München [Mobinet03]) haben gezeigt, dass durch auffällige und eindeutige Kennzeichnung der Lieferbereiche die Akzeptanz von ausgewiesenen Lieferzonen erhöht werden kann.
Folgende Anforderungen an deren Beschilderung lassen sich ableiten:
- allgemein verständliche und eindeutige Beschilderung für alle Verkehrsteilnehmer
- Angabe von Sanktionierungsmaßnahmen im Falle von Fehlverhalten
- Möglichkeit der Parkraumüberwachung
- klare Kennzeichnung der für das Parken berechtigten Fahrzeuge
Bei der Beschilderung ist zwischen der Erlaubnisregelungen, die auf bestimmte Fahrzeugarten oder Nutzergruppen beschränkt sein kann, und Verbotsregelungen (Positiv- und Negativbeschilderung) abzuwägen. Je nach Akzeptanz und beabsichtigter Wirkung ist die eine oder die andere Variante zu bevorzugen. Des Weiteren ist zu beachten, dass in Großstädten der Trend auch zu Lieferfahrrädern geht (beispielsweise Veloheld in Berlin und der IKEA Fahrradlieferservice in Berlin und Hamburg). Die Paketzusteller können so die unzureichende Parkraumsituation umgehen. Auch wenn die Beladungskapazität der Räder geringer ist, können die Pakete schneller dem Kunden geliefert werden.