Parkverhalten des Berufs- und Ausbildungsverkehrs
Erstellt am: 23.04.2003 | Stand des Wissens: 11.11.2018
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Der Berufs- und Ausbildungsverkehr ist in der Regel durch lange Aufenthalte am Ort der Tätigkeit und dementsprechend durch eine lange Parkdauer gekennzeichnet (Langzeitparker, üblicherweise jedoch kein Parken über Nacht). Aus diesen Gründen stehen diese Verkehre im besonderen Fokus von Maßnahmen zur Parkraumbewirtschaftung. Gemäß den Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs (EAR) kann dem Berufs- und Ausbildungsverkehr eine längere Entfernung zwischen dem Abstellort des privaten Kraftfahrzeuges und dem eigentlichem Zielort zugemutet werden [EAR05]. Sind weiter entfernte kostenfreie Parkmöglichkeiten vorhanden, ist dafür eine tendenziell höhere Akzeptanz vorhanden. Ein Verzicht auf die private Fahrzeugnutzung ist unter entsprechenden Rahmenbedingungen möglich. Dies kann beispielsweise durch ein attraktives Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) oder eine ansprechende Radverkehrsinfrastruktur durchgesetzt werden.
Hebel et al. [BAST00a] stellen bei Berufs- und Ausbildungspendlern unterschiedliche, nicht zufällige oder verallgemeinerbare Reaktionen auf Gebühreneinführungen und -erhöhungen sowie Verkürzungen der Parkdauer oder Nutzerlizenzierungen im öffentlichen Raum fest:
- erhöhte Nutzung privater Stellplätze
- Anmietung von Dauerparkplätzen in öffentlich zugänglichen Parkierungseinrichtungen
- Minimale Verlagerung an den Rand der bewirtschafteten Gebiete in Abhängigkeit von Gebietstyp und -größe
- Zeitweiliger und / oder dauerhafter Umstieg auf den ÖPNV
In den letzten Jahren lässt sich im individuellen Verkehrsmittelwahlverhalten eine Dynamik erkennen, die vor allem durch Veränderungen der persönlichen Situation wie einen Wechsel des Arbeitsplatzes oder Wohnorts sowie Familiengründung verursacht wird. So fand die USEmobility-Studie 2014 heraus, dass in Deutschland über 50 % der befragten Berufspendler ihre ÖPNV-Nutzung in den letzten fünf Jahren geändert haben. Auch wird in Deutschland bereits häufig auf intermodale Angebote zurückgegriffen, meist auf Kombinationen von Auto und ÖPNV [SkKr14].
Um den Berufsverkehr, der sich in seiner Zielwahl vor allem auf Ballungsgebiete konzentriert, schon im Umland auf den ÖPNV zu verlagern ist ein attraktives Park+Ride Angebot hilfreich. Aus Sicht der Pendler sind eine gute Erreichbarkeit der Verknüpfungspunkte, die Sicherheit, Stellplätze zu finden, und deren Kostenfreiheit wesentlichen Punkte, um die Attraktivität von Park & Ride Anlagen zu erhöhen. Ähnlich wie für den Einkaufs- und Erledigungsverkehr, führen die Maßnahmen der Parkraumbewirtschaftung (insbesondere eine flächendeckende Gebührenpflicht für Stellplätze im öffentlichen Straßenraum) zwar einerseits zu Missstimmungen aufgrund der Gebührenpflicht, andererseits aber erhöht sich für Parkplatzsuchende die Wahrscheinlichkeit, in unmittelbarer Zielnähe einen Stellplatz zu finden [MiSi14].
Im Zuge der Digitalisierung entstehen Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, die sich explizit mit dem Berufsverkehr beschäftigen. Hierbei kann auf den Mobility-as-a-Service-Ansatz verwiesen werden, der Mitarbeitern eines Unternehmens eine breite Palette möglicher Fortbewegungsmittel aus einer Hand bereitstellt.