Öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektromobilität
Erstellt am: 02.03.2014 | Stand des Wissens: 16.12.2021
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur im Elektromobilität-Gesamtsystem ist abhängig von einer Vielzahl an Einflussfaktoren. Dabei bestehen aufgrund des Systemcharakters vielfältige Interdependenzen wie beispielsweise zwischen Batteriegrößen, der Antriebstechnologie (Hybrid oder vollelektrisch), den verschiedenen Nutzergruppen (mit oder ohne privaten Stellplatz) sowie der Ladeleistung von öffentlicher Ladeinfrastruktur. Außerdem ist Ladeinfrastruktur im halböffentlichen Bereich als (partielles) Substitut für öffentliche Ladeinfrastruktur mit zu berücksichtigen. Aufgrund dieser Komplexität ist die Frage des benötigten Umfangs öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht ohne Weiteres zu beantworten.
Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass Untersuchungen auf Basis historischer Wegprofile aus vergleichsweise kurzen Zeitabschnitten nicht geeignet erscheinen, diesbezüglich zu belastbaren Aussagen zu kommen. So vernachlässigen diese Untersuchungen Optionsnutzen, der durch ein Netzwerk öffentlicher Ladeinfrastruktur mit entsprechender Abdeckung generiert werden kann. Dieser erscheint jedoch insbesondere aufgrund des Individualverkehr-Charakters der Elektromobilität für Nutzer von hoher Bedeutung. So wird die geringere Reichweite von Elektrofahrzeugen häufig als Barriere für den Kauf genannt, da sie die Flexibilität der Nutzer entsprechend einschränkt. Auch verschiedene Nutzerbefragungen unterstreichen die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur vor dem Hintergrund des Optionsnutzen-Gedankens [BuW17a, S.25].
Weiterhin wird in der Diskussion um die Bedeutung öffentlicher Ladeinfrastruktur häufig darauf verwiesen, dass diese aufgrund hybrider Antriebskonzepte nicht notwendig sei. Wege, für welche die Batterieladung nicht ausreicht, könnten durch Nutzung des Verbrennungsmotors zurückgelegt werden. Diese grundsätzlich richtige Überlegung geht jedoch in beide Richtungen. Aus gesamtsystemischer Sicht entstehen durch die doppelte Ausführung von Antriebssträngen bei Hybridfahrzeugen oder durch den Einbau von Verbrennungsmotoren zur Stromerzeugung bei Range Extendern Kosten im zentralen Gut Fahrzeug, welche bei der Infrastruktur eingespart werden können. Gleichzeitig kann aber eine entsprechend ausgebaute öffentliche Ladeinfrastruktur auch zur Einsparung diese Kosten auf der Fahrzeugseite führen. Darüber hinaus ist die Einführung von Elektromobilität auch durch Umwelt-Aspekte motiviert, so dass hohe elektrische Fahrleistungen angestrebt werden. Ähnliche Überlegungen gelten in Bezug auf die Batteriegröße, die bei einem gut ausgebauten öffentlichen Ladeinfrastruktursystem kleiner und entsprechend günstiger ausfallen kann.
Zusammenfassend kann man davon ausgehen, dass öffentliche Ladeinfrastruktur aufgrund des möglichen Optionsnutzens das Potenzial hat, Kaufanreize für das Gesamtsystem Elektromobilität zu setzen und somit andere monetäre und nicht monetäre Anreize partiell ersetzen bzw. begleiten kann. Darüber hinaus hat öffentliche Ladeinfrastruktur das Potenzial, die fahrzeugseitigen Kosten durch die geringere Notwendigkeit für hybride Antriebe und hohe Batteriekapazitäten zu senken.
Die vorliegende Wissenslandkarte gibt einen Überblick über Bedeutung und Ausgestaltungsmöglichkeiten öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Folgende Schwerpunkte werden analysiert und dargestellt:
- Förder- und Anreizsystem
- Infrastrukturplanung / Bedarfsermittlung / Standortkriterien
- Ladetechnologien (konduktiv, induktiv, Batteriewechsel)
- Ladearten (ungesteuert, beeinflusst, gesteuert)
- Mehrwertdienste
Disclaimer: Teile dieser Wissenslandkarte stammen aus der Dissertation "Bereitstellung öffentlicher Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge - Eine ökonomische Analyse" von Justus Reinke, die am Fachgebiet für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) der TU Berlin von Prof. Thorsten Beckers betreut wurde. Sie sind jeweils gesondert gekennzeichnet.