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Warenwirtschaftssysteme im Überblick

Erstellt am: 03.08.2013 | Stand des Wissens: 19.03.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung

Warenwirtschaftssysteme sind das immaterielle Abbild des physischen Warenflusses und den zugehörigen warenorientierten Prozessen für die Durchführung der Geschäftsprozesse in Handelsunternehmen. Hauptsächliche Prozesse sind dabei Dispositions-, Bestell-, Wareneingangs-, Lagerungs-, Warenausgangs-, Kassenabwicklungs-, Inventur- oder Berichtsprozesse [Hert11, S. 241]. Handelsunternehmen sind Marktteilnehmer, die Güter, die sie im Allgemeinen nicht wesentlich selbst be- oder verarbeiten, von anderen Marktteilnehmern beschaffen und an Dritte absetzen [Hert11, S. 1]. Im Speziellen sind Abweichungen möglich; beispielsweise produzieren einige Handelsunternehmen eigene Produkte unter Handels- beziehungsweise Eigenmarken. Warenwirtschaftssysteme haben klar definierte Schnittstellen.
Die praktische Umsetzung von Warenwirtschaftssystemen geschieht in der Regel durch Einpflegen der Prozesse in ein IT-System, es können theoretisch jedoch auch andere Systeme, zum Beispiel Karteikarten, verwendet werden.

Aus der Hauptaufgabe der Systeme, der mengen- und wertmäßigen Steuerung der Güter- bzw. Warenflüsse [Hert11, S.1], ergeben sich Aufgabenbereiche, welche nach unterschiedlichen Ansätzen kategorisiert werden können. Eine gängige Unterteilung ist die Differenzierung nach operativen Einheiten. Diese sind zum Beispiel Einkauf, Verkauf, Warenabwicklung und Finanzbuchhaltung [Stra13b, S. 27 f.].

Aufgrund der Heterogenität der Handelsunternehmen bestehen stark variierende Anforderungen an die jeweiligen Warenwirtschaftssysteme, die individuell festgestellt und umgesetzt werden müssen. Es lassen sich grundsätzlich einige Arten von Warenwirtschaftssystemen definieren, die anhand von Kriterien wie Geschlossenheit, Integration, Ein- beziehungsweise Mehrstufigkeit sowie Zentralität voneinander abgegrenzt werden. Eine geeignete Wahl der Softwareumsetzung basiert auf Grundlage vieler Faktoren. Auf dem Markt verfügbar sind sowohl hochgradig individualisierte als auch günstige Standardlösungen und sogenannte Baukastenkonzepte, bei denen aus einer vorgegebenen Sammlung von Funktionen eine bedarfsgerechte Lösung zusammengestellt wird  [Hert11, S. 273].

Warenwirtschaftssysteme können durch die gezielte Planung und Steuerung von Kommissionier-, Konsolidier-, Lager- und Transportprozessen dazu beitragen, dass das Verkehrsaufkommen einerseits insgesamt verringert wird. Andererseits können Transporte zeitlich und durch eine optimierte Streckenplanung örtlich so verschoben werden. Warenwirtschaftssysteme beeinflussen dementsprechend die Belastung der Verkehrsinfrastrukturen. Insbesondere durch die Integration der Warenwirtschaftssysteme mehrerer Teilnehmer einer Lieferkette kann die Verkehrsbelastung gesenkt werden, indem der Gesamtprozess mit Blick auf die ganze Lieferkette optimiert wird.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Handelslogistik (Stand des Wissens: 27.04.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?415841
Literatur
[Hert11] Joachim Hertel, Joachim Zentes, Hanna Schramm-Klein Supply-Chain-Management und Warenwirtschaftssysteme im Handel, Ausgabe/Auflage Zweite, erweiterte und aktualisierte Auflage, Springer, Heidelberg Dordrecht London New York, 2011, ISBN/ISSN 978-3-642-19178-7
[Stra13b] Frank Straube E-Logistik: Ganzheitliches Logistikmanagement, 2013/03/08
Glossar
Verkehrsaufkommen Das Verkehrsaufkommen beschreibt die Anzahl der zurückgelegten Wege, beförderten Personen oder Güter pro Zeiteinheit. Im Unterschied dazu bezieht sich das spezifische Verkehrsaufkommen auf zurückgelegte Wege und beschreibt die mittlere Anzahl der Ortsveränderungen pro Person und Zeiteinheit.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?414012

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 16:46:27