Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Sustainable Urban Mobility Plans

Erstellt am: 31.07.2013 | Stand des Wissens: 28.08.2024
Synthesebericht gehört zu:

Der Begriff der "Sustainable Urban Mobility Plans" (SUMP) wird im deutschsprachigen Raum in der Regel mit "Stadtmobilitätsplänen" oder "nachhaltigen urbanen Mobilitätsplänen" gleichgesetzt. Er wurde durch EU-Projekte eingeführt sowie inhaltlich ausgefüllt und beschreibt einen Prozess, der einer Verkehrsentwicklungsplanung nach den Hinweisen der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) ähnlich ist.
Der SUMP ist somit ein strategischer Plan und ein Maßnahmenplan, welcher auf gängigen, in Europa üblichen Planungspraktiken der Verkehrsentwicklungsplanung aufbaut. Er berücksichtigt insbesondere die Integrations-, Beteiligungs- und Evaluierungsprinzipien, welche die gegenwärtigen und künftigen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen berücksichtigen sowie helfen sollen, die Lebensqualität in Stadt und Umland zu verbessern. Stadtmobilitätspläne bauen auf bereits bestehenden Planungsdokumenten auf und erweitern diese [Rupp13, S. 2 f.].
Die SUMP oder auch Stadtmobilitätspläne sind ein von der Europäischen Union (EU) unterstütztes Konzept. So beinhaltet der Aktionsplan urbane Mobilität [EUKO13g] der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2009 bereits das Thema "Förderung integrierter Strategien". Er empfiehlt die Beschleunigung der Einführung von Plänen für die nachhaltige urbane Mobilität: "[...] die Kommission [wird] kurzfristig lokale Behörden bei der Aufstellung von Plänen unterstützen, die die nachhaltige urbane Mobilität für den Personen- und Güterverkehr in städtischen und stadtnahen Gebieten zum Gegenstand haben" [EUKO13g, S. 5]. Seit der neusten EU-Verordnung 2024/1679 aus dem Juni 2024 zur Entwicklung eines Transeuropäischen Verkehrsnetztes (TEN-V), ist die Erarbeitung eines SUMP für sogenannte städtische Knoten hierbei handelt es sich um ein Netz aus den 424 Städten Europas mit mehr als 100.000 Einwohnern - verpflichtend. Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die EU-Verordnung selbst die Kommunen/Städte nicht verpflichten kann. Die EU-Verordnung verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten analoge Verordnungen im nationalen Recht vorzunehmen. Als vorgeschriebene Deadline für die SUMPs der städtischen Knoten wird in Artikel 41 der 31.12.2027 festgehalten [EU 2024/1679].
Das Ziel von SUMP besteht im Wesentlichen darin, ein nachhaltiges Verkehrssystem aufzubauen. Die deutsche Verkehrsentwicklungsplanung umschreibt dieses wertneutraler als eine "integriert zu erarbeitende Planung". Die Umsetzung nachhaltiger Strategien wird in dieser jedoch auch durch Gesetze und Grenzwerte determiniert. Zur Erreichung des Ziels der Nachhaltigkeit werden nach [Rupp13, S. 2] die folgenden Teilziele bei der Umsetzung von SUMP verfolgt:
  • Verbesserung der Sicherheit,
  • Gewährleistung der Zugänglichkeit zu Arbeitsplätzen und Dienstleistungen,
  • Reduktion der Umweltverschmutzung (einschließlich Treibhausgasemissionen) und des Energieverbrauchs,
  • Erhöhung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Personen- und Güterverkehr,
  • Steigerung der Attraktivität und Qualität städtischer Umgebung.
Zu den elementaren Kennzeichen eines sachgerechten SUMP zählen ebenfalls der partizipatorische und integrierte Ansatz, die Verpflichtung zu nachhaltiger Entwicklung, eine klare Vision, Zielvorstellungen und messbare Größen sowie die Überprüfung von Verkehrskosten und -nutzen [Rupp13, S. 4].
Die Entwicklung und Umsetzung eines SUMP ist ein kontinuierlicher Prozess, bestehend aus elf Hauptschritten. Diese wiederum sind in vier "Phasen" gegliedert. Zu diesen zählen die Vorbereitung, die rationale und transparente Zielsetzung, die Ausarbeitung des Plans sowie die Planumsetzung. Der Abbildung 1 kann eine detaillierte Prozessdarstellung entnommen werden [Rupp13, S. 6 f[ [Rupp19].

Screenshot 2024-08-21 134251.jpgAbb. 1:Prozess der nachhaltigen urbanen Mobilitätsplanung [Rupp19, S. 17]

Eine Übersicht der Vorteile von SUMP enthält Tabelle 1.
Benefits.bmpTabelle 1: Vorteile von SUMP [nach Rupp13, S. 10 f.]

Nach einer 2013 veröffentlichten Analyse über den Stand von SUMPs in Europa [Rupp12, S. 40] gehörten zu den Ländern mit günstigen Rahmenbedingungen - im Sinne von stabilen verkehrspolitischen Vorgaben in Kombination mit rechtlichen Definitionen und/oder nationalen Leitlinien - zur Umsetzung von SUMP Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Italien und Malta. 2018 wurde eine neue Analyse zum Status von SUMPS in den EU Mitgliedstaaten  [CIVI18] veröffentlicht. Die Länder/Regionen der EU werden in vier Kategorien unterteilt, die sich in dem Grad der Implementierung von SUMPs ins nationale/regionale Planungssystem unterscheiden. Die 5 Regionen/Länder Katalonien in Spanien, Flandern in Belgien, Frankreich, Norwegen und Litauen werden als europaweite Vorreiter ('forerunners') hervorgehoben [CIVI18]. Sie unterscheiden sich von der zweiten Kategorie 'active countries and regions' dadurch, dass eine vollständige Unterstützung von Land/Region bei der Erstellung eines SUMPs gewährleistet wird. Länder der zweiten Kategorie zeichnen sich durch ein Planungssystem aus, das SUMPs oder sinngemäße Dokumente mindestens beinhaltet. Länder der beiden nachfolgenden Kategorien haben keine nationalen Strukturen um die Nutzung von SUMPs zu unterstützen. Die Unterscheidung der beiden unteren Kategorien liegt darin, ob SUMPs oder sinngemäße Dokumente bereits in Einzelplanungen wiederholt eine Rolle spielten oder nicht. Länder, die in die vierte Kategorie fielen, sind: Zypern, Estland, Irland, Lettland und Polen [CIVI18].
Ansprechperson
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Verkehrsentwicklungsplanung (Stand des Wissens: 28.08.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?415029
Literatur
[CIVI18] Durlin, Thomas THE STATUS OF SUMPS IN EU MEMBER STATES, 2018
[EUKO13g] Europäische Kommission (Hrsg.) Urban Mobility Package , 2013
[Rupp12] Rupprecht Consult - Forschung und Beratung GmbH The State-of-the-Art of Sustainable Urban Mobility Plans in Europe, 2012/09
[Rupp13] Rupprecht Consult - Forschung und Beratung GmbH Pläne für die nachhaltige urbane Mobilität - Planen für Menschen, 2013
[Rupp19] Rupprecht Consult - Forschung und Beratung GmbH (Hrsg.) Guidelines for Developing and Implementing a Sustainable Urban Mobility Plan, Ausgabe/Auflage 2. Auflage, 2019
Weiterführende Literatur
[EUKo09] o.A. Aktionsplan urbane Mobilität, Brüssel, 2009/09/30
[EUKO13h] Europäische Kommission (Hrsg.) ANNEX : A CONCEPT FOR SUSTAINABLE URBAN MOBILITY PLANS , 2019/12/13
[BöhBae13] Rupprecht Consult - Forschung und Beratung GmbH, Böhler-Baedeker, S. Überblick über die Entwicklung auf europäischer Ebene zur nachhaltigen Verkehrsplanung, Köln, 2013/07/08
[EUKo11] o.A. Weißbuch. Fahrplan zu einem einheitlichen Verkehrsraum - Hin zu einem wettbewerbsorientierten und ressourcenschonenden Verkehrssystem, 2011/03/28
[EU 2024/1679] Verordnung 2024/1679 - Leitlinien der Union für den Aufbau des Transeuropäischen Verkehrsnetzes
Glossar
Trans-European Transport Network Das Trans-European Transport Network, TEN-T (dt. Transeuropäisches Verkehrsnetz, kurz TEN-V) ist ein Teilnetz der sog. Trans-European Networks, TEN (dt. Transeuropäische Netze, kurz TEN). Zu diesen zählen neben den Verkehrsnetzen bspw. auch Netzwerke der Telekommunikation oder der Energieversorgung.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?413714

Gedruckt am Dienstag, 10. September 2024 03:33:16