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Notwendiger Hafenausbau in Folge des Schiffsgrößenwachstums

Erstellt am: 14.04.2003 | Stand des Wissens: 20.10.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die Entwicklungen des Containerverkehrs, vor allem aber die Indienststellung sehr großer Containerschiffe, haben zu Herausforderungen geführt, denen sich Häfen und Containerterminalbetreibern stellen müssen, um im Hafenwettbewerb bestehen zu können: 
  • Durch den Einsatz größerer Schiffe nimmt auf den Haupthandelsrouten die Zahl der pro Rundreise angelaufenen Häfen ab. Dadurch kommt es unter den Häfen zu einem verstärkten Wettbewerb um die Rolle des Haupthafens in einer Region. [WisB19, S. 10]
  • Um den größten Containerschiffen mit Längen von bis zu 400 Metern und einem Tiefgang von knapp 14,5 Metern die problemlose Zufahrt zum Hafen zu gewährleisten, müssen die Dimensionen der seewärtigen Zufahrten der Häfen, insbesondere in Bezug auf die Wassertiefe, angepasst werden. [WisB19, S. 9]
  • Um die Rundreisezeiten der Schiffe konstant zu halten, muss die Leistungsfähigkeit der Umschlaganlagen erhöht werden. Der Einsatz der derzeitigen Umschlaganlagen stößt bei den erwarteten Schiffsgrößen an seine Grenzen. Es müssen somit neuartige Terminalkonzeptionen entwickelt werden.
  • Die Abfertigung großer Containerschiffe führt zu intervallartigen Belastungen der Hinterlandanbindungen. Lagerplätze müssen bereitgestellt und der Weitertransport durch Lkw, Bahn und Binnenschiff gewährleistet werden. [BMVI17ah]
  • Diese Schritte betreffen wesentlich die umliegende Natur und Umwelt, weshalb Maßnahmen zum Umweltschutz ernst zu nehmen sind. [BMVI18u]
  • Ein Hafenausbau ist mit Kosten verbunden, die durch öffentliche Gelder, die Reeder und die Hafenbetreiber finanziert werden. Die EU lehnt Geld aus öffentlicher Hand für den Hafenausbau ab und versucht, diese Art von finanzieller Unterstützung zu unterbinden. Die Hafenbetreiber wehren sich gegen dieses Vorhaben, da die Kosten, die den Reedern dadurch anfallen, den Hafen für diese an Attraktivität verlieren lässt. Im Jahr 2017 wurde eine Vereinfachung der Investitionen in Häfen durch die Europäische Wettbewerbsaufsicht beschlossen. Somit ist es den Mitgliedsstaaten nun möglich, Investitionen von bis 150 Millionen Euro in See- und bis 50 Millionen Euro in Binnenhäfen mit voller Rechtssicherheit und ohne vorherige Kontrolle seitens der Kommissionen zu tätigen. Ebenso können die Kosten für die Ausbaggerung der Häfen und Zugangswasserstraßen übernommen werden. [EUKom17g]
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Notwendiger Hafenausbau in Folge des Schiffsgrößenwachstums (Stand des Wissens: 20.10.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?286705
Literatur
[BMVI17ah] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Verlagerungspotenziale auf den Schienengüterverkehr in Deutschland, 2017/04/18
[BMVI18u] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Verbesserung von Logistikkonzepten und Bündelung von Verkehrsströmen, 2018/03/09
[EUKom17g] Europäische Kommission - Vertretung in Deutschland (Hrsg.) EU-Wettbewerbsaufsicht vereinfacht Vorschriften für öffentliche Investitionen in Häfen, Flughäfen und Kultur, 2017/05/17
[WisB19] Wissenschaftlicher Beirat Internationales Verkehrswesen (Hrsg.) Chancen der Digitalisierung für die deutschen Seehäfen nutzen und Investitionen in die Infrastruktur optimieren
, Trialog Publishers Verlagsgesellschaft, Baiersbronn, 2019/01
Weiterführende Literatur
[Pete01] Peters, H. Developments in global seatrade and container shipping markets: Their effects on the port industry and private sector involvement , veröffentlicht in International Journal of Maritime Economics, Ausgabe/Auflage H. 3, 2001, ISBN/ISSN 1388-1973
[ISL00] o.A., Entwicklungstendenzen der deutschen Nordseehäfen bis zum Jahre 2015 , Bremen, 2000/10
[Asha02] Ashar, A. Revolution now!, veröffentlicht in Containerisation international, Ausgabe/Auflage 35/2002, Informa / London, 2002, ISBN/ISSN 0010-7379
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?41252

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 07:41:53