Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Betreibermöglichkeiten von Fernbusterminals

Erstellt am: 01.07.2013 | Stand des Wissens: 18.01.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Bei der Organisation von Fernbusterminals sind verschiedene Modelle hinsichtlich des Eigentums, der Finanzierung, des Baus und des Betriebs möglich. Diese Aufgaben können sowohl rein staatlich, rein privat als auch in einer öffentlich-privaten Kooperation (ÖPP) erfolgen. Mögliche ÖPP-Modelle sind das Build-Operate-Transfer Modell (BOT) und das Build-Own-Operate Modell (BOOT). Bei dem BOT-Modell befindet sich das Eigentum des Fernbusterminals in öffentlicher Hand, die Finanzierung, der Bau und der Betrieb werden von privaten Unternehmen betrieben. Nach Ablauf der Laufzeit geht das Terminal wieder in die öffentliche Hand über. Bei einem Build-Own-Operate Modell (BOOT) verbleiben nach Ablauf der Laufzeit die Eigentumsrechte bei dem privaten Unternehmen. Darüber hinaus sind Betreibergesellschaften möglich, die mehrere Terminals betreiben [MaAu12, S. 19].

Bei einem Dienstleistungskonzessionsmodell liegen das Eigentum und die Planung in öffentlicher Hand. Der Betrieb wird als Dienstleistungskonzession für mehrere Jahre ausgeschrieben. Dieses Modell wurde am künftigen Fernbusterminal in Hannover angewandt. Die Stadt Hannover hat zuvor im Jahr 2005 im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens folgende Organisationsmodelle ausgeschrieben:

  • Ausschreibung von Bau, Finanzierung und Betrieb
  • Ausschreibung von Bau und Finanzierung; Betrieb durch die Stadt Hannover
  • Bau und Finanzierung durch die Stadt Hannover; Ausschreibung des Betriebs

Das Verfahren wurde damals ergebnislos beendet. Es gab lediglich Interesse am privaten Betrieb des Terminals mit einem öffentlichen Betriebskostenzuschuss der Stadt Hannover. Daraufhin entschied die Stadt Hannover im Jahr 2006, eigenständig ein neues Fernbusterminal zu bauen. Die Finanzierung sollte unter anderem über den Grundstücksverkauf des alten ZOB erfolgen. Der neue Fernbusbahnhof wurde auf einem Parkplatz neben dem alten ZOB geplant. Im Jahr 2012 schrieb die Stadt Hannover schließlich den Betrieb des Fernbusterminals aus. Das Busunternehmen Deutsche Touring erhielt im Rahmen dieses Ausschreibungswettbewerbsden Zuschlag und damit das Recht, den Hannoveraner Fernbusterminal bis 2020 mit einer Verlängerungsoption um fünf Jahre zu betreiben. Der Dienstleistungskonzessionsvertrag sieht vor, dass die Deutsche Touring zehn Prozent der Nettoeinnahmen des Betriebs an die Stadt Hannover abführt [Hubl13]. Im März 2017 hatte die Deutsche Touring GmbH Insolvenz angemeldet. Kurze Zeit später übernahm Croatia Bus/Globtour-Gruppe das bankrotte Unternehmen. Der Hannoveraner Fernbusbahnhof wird weiterhin von der Deutschen Touring betrieben [ZOBH21].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Buslinienfernverkehr (Stand des Wissens: 08.02.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?409383
Literatur
[Hubl13] Hublitz Sachstand zur Planung des neuen Zentralen Omnibusbahnhofes in Hannover im Bereich des Hbf einschließlich Betreiberkonzept/Betreibersuche, 2013
[MaAu12] Marahrens, W., Augustin, K., Christian, S., Deutsch, V., Donker van Heel, R., Gilmer, H., et al. Hinweise für die Planung von Fernbusterminals, FGSV Verlag, Köln, 2012, ISBN/ISSN 978-3-86446-015-9
[ZOBH21] ZOB Hannover (Hrsg.) ÜBER DEN ZOB HAN­NO­VER, 2021

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?411714

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 23:15:20