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Landespolitische Aktivitäten zur Entwicklung des Containerverkehrs

Erstellt am: 14.04.2003 | Stand des Wissens: 20.10.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Die Länderregierungen der Küstenländer verfolgen mit Förderung und Ausbau der Hafenstandorte vor allem regionalwirtschaftliche Interessen und sind bemüht, Arbeitsplätze zu schaffen und Wertschöpfung in den Häfen zu generieren. Wettbewerbsfähige Containerterminals sowie Massen- und Stückgutumschlagkapazitäten entscheiden über die Position im europäischen Hafenwettbewerb und über die Entwicklung des Clusters Maritime Verkehrswirtschaft am Standort. Auf der 7. Nationalen Maritimen Konferenz, die im Mai 2011 in Wilhelmshaven stattfand, hat Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer eindringlich auf die Wichtigkeit der maritimen Wirtschaft in Deutschland hingewiesen. Auch zukünftig werde alles daran gesetzt, die Wettbewerbsfähigkeit des erstklassigen maritimen Standortes Deutschland weiter zu erhöhen [BMVBS11u].

Das Land Niedersachsen und die Freie Hansestadt Bremen haben im Juni 2002 eines der größten norddeutschen Infrastrukturvorhaben der vergangenen 50 Jahre auf den Weg gebracht: den JadeWeserPort in Wilhelmshaven, Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen für zukünftige Großcontainerschiffe. Dieser hat im Herbst 2012 seinen Betrieb aufgenommen. Ziel ist es dabei, auch zukünftig die Abfertigung von Großcontainerschiffen in deutschen Seehäfen sicherzustellen und gegenüber den niederländischen und belgischen Häfen wettbewerbsfähig zu bleiben: Der JadeWeserPort ist praktizierte Hafenkooperation im Norden. An der Jade dokumentiert Bremen, dass man nicht gewillt ist, die Umschlagzuwächse der kommenden Jahrzehnte der Konkurrenz in Holland und Belgien zu überlassen [JWP05]. Ein weiterer Ausbau des JadeWeserPorts wird vom Land Niedersachsen angestrebt [HAZ16].
Nachdem sich Hamburg anfangs an den Planungen zum JadeWeserPort beteiligt hatte, wurde dann dem Ausbau der eigenen Hafenfazilitäten der Vorzug gegeben. In dem 2005 vorgelegten Hafen-Sonderinvestitionsprogramm stand der Ausbau der Containerumschlagkapazitäten im Vordergrund [SenHH05]. In 2012 wurde in enger Abstimmung mit der Maritimen Wirtschaft ein neuer Hafenentwicklungsplan vorgelegt, welcher die Leitlinien für eine Fortentwicklung des Hafens bis zum Jahr 2025 festschreibt [VRU12]. Hamburg wollte dabei seinen Charakter als Vielzweckhafen erhalten und nicht nur auf den Containerumschlag setzen, unter anderem war ein neues Großterminal geplant mit dem Arbeitstitel Central Terminal Steinwerder [VRU12]. Dieses Terminal wurde angesicht der Entwicklung des Containerumschlags und der Ausbaumaßnahmen in den Nordrangehäfen bis 2020 zurückgestellt [SHZ13]. Stattdessen wurde auf dem Gelände in Steinwerder ein drittes Kreuzfahrtterminal gebaut, das im Juni 2015 den Betrieb aufgenommen hat [NDR14c]. Ebenfalls in Steinwerder soll das Terminal Steinwerder Süd entstehen, für das die Hamburg Port Authority (HPA) einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben hat. Gewinner dieses Wettbewerbs wurde ein  chinesisches Konsortium mit einem Konzept für ein Container-Terminal und Logsitik-Park mit integriertem E-Hub [HPA17b]. Jedoch regten sich nach der Ausschreibung Gegenstimmen aus der Wirtschaft, die durch ein weiteres Containerterminal Arbeitsplätze im Hafen in Gefahr sehen, da sowohl bei der HHLA als auch bei Eurokai noch genügend Kapazitäten seien. Stattdessen sollte ein Multi Purpose Terminal das Ziel sein, um den Standort Hamburg zu stärken [NDR18f].
Die niedersächsische Landesregierung will ihre Seehäfen im Besonderen auf den Gebieten der Seegüterteilmärkte, auf die sie sich spezialisiert haben, in ihrer Entwicklung fördern. Bestrebungen, die zu weiteren Spezialisierungen sowie zur Ausschöpfung neuer Marktpotenziale führen, werden vom Land im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt [NMWAV07].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Entwicklungen der Containerschifffahrt (Stand des Wissens: 20.10.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?38577
Literatur
[BMVBS11u] k.A. Bundesverkehrsminister auf der 7. Nationalen Maritimen Konferenz, 2011/05/27
[HAZ16] Hannoversche Allgemeine Zeitung (Hrsg.) Land will Jade-Weser-Port ausbauen
, 2016/02/15
[HPA17b] Hamburg Port Authority (Hrsg.) Kreative Ideen für die Zukunft des mittleren Hafens - HPA schließt Ideenwettbewerb für Steinwerder-Süd ab, Hamburg, 2017/07
[JWP05] JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG JadeWeserPort Report , 2005
[NDR14c] o.A. Hamburg rüstet sich für mehr Kreuzfahrtschiffe, 2014/01/07
[NDR18f] Norddeutscher Rundfunk (Hrsg.) Steinwerder: Karan kontra Containerterminal, 2018/05/02
[NMWAV07] k.A. Hafenkonzept Niedersachsen, Hannover, 2007/02/20
[SenHH05] o.A. Hafen-Sonderinvestitionsprogramm, Hamburg, 2005/02/01
[SHZ13] Berit Waschatz Hamburg lotst Kreuzfahrer nach Steinwerder, 2013/04/05
[VRU12] VerkehrsRundschau (Hrsg.) Hamburg: Hafenentwicklungsplan liegt vor , 2012/03/19
Glossar
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
Seehafenterminal
In einem Containerterminal erfolgt der Umschlag von Containern, Wechselbehältern, Wechselbrücken oder Sattelaufliegern und ähnlichen Ladeeinheiten im Hafen. Weiterhin kann auch Projektgeschäft, z.B. übergroße Ladungen, umgeschlagen werden.
Zusätzlich zu den Containerterminals umfasst der Begriff des Seehafenterminals auch andere Ladungs- und Terminalarten, wie z.B. Massengutterminals oder Flüssiggutterminals.
Charakteristisch für Seehafenterminals ist die Anbindung an das Wasser und mindestens einen weiteren Verkehrsträger.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?41009

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