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Re-Use/Re-Furbishment

Erstellt am: 14.03.2013 | Stand des Wissens: 20.12.2023
Synthesebericht gehört zu:

Re-Use und Re-Furbishment-Konzepte bezeichnen sogenannte Kreislaufwirtschaftsoptionen, das heißt Möglichkeiten zur erneuten Verwendung von Produkten und Materialien im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgedankens. Diese unterscheiden sich bezüglich der Prozess- und Organisationsstruktur.
Re-Use bezeichnet die direkte Wiederverwendung, bei der ein Produkt unmittelbar, ohne Reparatur oder Aufbereitungsmaßnahmen, wieder in den Stoffkreislauf eingebracht wird [Schm09]. Somit stellt dieses Konzept vergleichsweise geringe Anforderungen an die Steuerung des Prozesses und insbesondere die Kontrolle der Produkte.
Re-Furbishing bezeichnet im Gegensatz dazu die Aufarbeitung eines Produktes bis zu einem definierten Qualitätsniveau. Dabei wird das Produkt in seine Bestandteile zerlegt (demontiert), inspiziert, defekte Baugruppen werden ersetzt und anschließend wird das Produkt erneut montiert [Schm09]. Einfache Reparaturen und Instandsetzungen sowie B-Ware/Mängelexemplare, Recycling oder stoffliche Verwertung fallen jedoch nicht unter Re-Furbishing [Hohm12].

Ein wesentliches Merkmal des Re-Furbishing ist der Erhalt der ursprünglichen Produktfunktion bei der Aufarbeitung. Somit geht es sowohl beim Re-Use als auch beim Re-Furbishing um eine funktionelle Wiederverwendung beziehungsweise ein "Wiederinverkehrbringen" bereits gebrauchter Produkte [Walt10a]. Beim Re-Furbishing kann sich allerdings die Produktgestalt durch den Aufarbeitungsprozess leicht verändern [Hoffm17; Hohm12]. Das Re-Manufacturing bezeichnet einen Sonderfall des Re-Furbishing, bei dem ein Produkt in den Zustand eines Neuproduktes versetzt wird [Hohm12]. Abbildung 1 fasst die konzeptionellen Zusammenhänge zwischen Re-Use, Re-Furbishing und Re-Manufacturing zusammen.
Re-use-besserequali.PNGAbb. 1: Konzeptionelle Zusammenhänge von Re-Use (direkte Wiederverwendung), Re-Furbishing und Re-Manufacturing [Walt10a]
Um die Stoffkreisläufe zu schließen, kooperieren Akteure entlang der Wertschöpfungskette miteinander, zum Beispiel in Form von Zulieferer-Hersteller-Kooperationen. Ein Beispiel für ein solches Wertschöpfungsnetzwerk in der Elektronikindustrie zeigt Abbildung 2.
ReUse2.jpgAbb. 2: Vertikale Wertschöpfungsnetzwerke in der Elektronikindustrie [Walt10a; SpSc01] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Obwohl Prozesse des Re-Furbishing auch mit einem gewissen Ressourcenaufwand verbunden sind (Transport der gebrauchten Produkte, Wiederaufbereitung mit einem oftmals hohen Strombedarf), werden durch Re-Furbishment und die dadurch mögliche Wiederverwendung letztlich erhebliche Treibhausgasemissionen und Ressourcenaufwendungen eingespart. Beispielsweise kann bei Smartphones durch das Re-Furbishing eine Lebensdauerverlängerung von 2 auf 4 Jahre erreicht werden. Wenn das Smartphone somit nicht nach 2 Jahren durch ein neues Smartphone ersetzt, sondern durch Re-Furbishing wiederaufbereitet wird, können pro Smartphone 14 Kilogramm Ressourcen und 58 Kilogramm CO2-äquivalente Treibhausgasemissionen eingespart werden (siehe Abbildung 3) [Maga18].
Re-Furbishment.JPGAbb. 3: Treibhausgas- und Ressourceneinsparungen durch Re-Furbishment von Smartphones [Maga18, S.257] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Momentan führen nur wenige Smartphone-Besitzer ihr altes Gerät dem Recycling zu. Der hohe Verbrauch von IKT-Geräten führt zu jährlich ca. 720.000 Tonnen Elektroschrottabfällen in Deutschland. Um eine stärkere Zuführung von Smartphones zu einem Verwertungsprozess zu erreichen, ist eine komplexe und kapitalintensive Infrastruktur notwendig. Letztlich erweisen sich Prozesse wie Wiederverwendung, Re-Furbishment, Recycling oder andere Verwertungsmaßnahmen jedoch nicht nur als ökologischen, sondern auch als ökonomisch sinnvoll [Maga18, S.252 f.].
Um Recyclingprozesse voranzutreiben, werden unter anderem legislative Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise wurde am 10. Juli 2023 eine neue Batterieverordnung in der EU verabschiedet. Von dieser Verordnung sind alle Batteriearten betroffen. Im Hinblick auf die Anforderung an das Recycling der Batterien werden drei Punkte aufgegriffen. Zum einen werden Hersteller dazu verpflichtet, die Recyclingquoten der Batterien zu erhöhen. Zum anderen sind die Mengen der zurückgewonnen Materialien aus alten Batterien zu erhöhen. Und zuletzt sind die Anteile von recyceltem Material in einer neuen Batterie zu erhöhen. Um diese Ziele zu erreichen, beinhaltet die Verordnung Mindestmengen, welche in bestimmten Jahreszyklen weiter erhöht werden. Die Verordnung trat am 17. August 2023 in Kraft und wird spätestens am 18. Februar 2024 in den EU Mitgliedsstaaten umgesetzt (ARD23; Gold23).
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rückwärtslogistik (Stand des Wissens: 14.12.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408164
Literatur
[ARD23] ARD (Hrsg.) Darum sollen mehr Batterien recycelt werden, 2023/07/27
[Gold23] Antonia Goldner Die neue EU-Batterieverordnung ist da, 2023/08/17
[Hoffm17] Hoffmann, Florian Wertschöpfung in Kreisläufen, 2017/01
[Hohm12] Hohmuth, T. Rechtliche Anforderungen an Refurbishing-/ ReUse-Konzepte, 2012
[Maga18] Dr. Maga, Daniel , Dr. Hiebel, Markus , Banken, Elisabeth , Viehof, Paola Treibhausgas- und Ressourceneinsparungen durch Wiederverwendung von Smartphones und Tablets, 2018/05
[Schm09] Schmid, E. Koordination im Reverse Logistics, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Gabler Verlag / Wiesbaden, 2009
[SpSc01] Spengler, T., Schröter, M., Walther, G. Überbetriebliches Informationsflußkonzept zum stoffstrombasierten Supply-Chain-Management in der Elektro(nik)industrie, veröffentlicht in Information Age Economy. 5. Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik 2001, Physica / Heidelberg, 2001
[Walt10a] Walther, G. Nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Gabler-Verlag / Wiesbaden, 2010
Glossar
IKT Informations- und Kommunikationstechnologien
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?407565

Gedruckt am Donnerstag, 25. April 2024 08:55:59