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Warenschleuse

Erstellt am: 13.09.2012 | Stand des Wissens: 20.09.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung

Die Warenschleuse beziehungsweise Güterschleuse stellt ein Konzept in der Distributionslogistik dar und findet vor allem Anwendung im Bereich der Logistik im Einzelhandel sowie in der Ersatzteillogistik in Werkstätten. Hierbei wird im Wareneingang der Werkstätten, Depots oder Handelsgeschäften eine Warenschleuse installiert, welche beispielsweise über einen elektronisch gesicherten Zugang verfügt, um den Zugriff von Unbefugten zu verhindern [BrBa10, S. 127]. Eine Zugangsberechtigung zu diesem Bereich haben nur Händler und ausgewählte Lieferanten, welche beispielsweise Zugangskarten vom Händler erhalten haben. Der Bereich der Warenschleuse kann aus Sicherheitsgründen von den weiteren Bereichen der Werkstätte oder Geschäftsstelle abgetrennt sein, sodass der Lieferant keinen Zugriff auf die restlichen Bereiche hat.
Die Warenschleuse ermöglicht den Transportunternehmen und Frachtführern die Lieferung der Ware unabhängig von den Annahmezeiten der Händler. Dabei erfolgt die Warenübernahme ohne Personal seitens der Rampe über die sogenannte "unattended delivery". Für die Spediteure und Frachtführer erhöht sich dadruch die zeitliche Flexibilität durch die Unabhängigkeit von den Rampenöffnungszeiten. Dadurch können sie die Einsatzzeit ihrer Fahrzeuge verlängern, eigene Wunschanlieferzeiten realisieren und beispielsweise Staus durch Verlegung der Touren in die Nacht vermeiden [BrBa10, S. 127]. Den Handelsunternehmen ermöglicht es, dass das Erhalten der Ware auch außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden kann. Dadurch kann das Einsatzzeitfenster der Laderampe ausgeweitet werden und beispielsweise eine Lieferung der Ware morgens noch vor der Öffnungszeit bzw. Schichtbeginn erfolgen [Bret10, S. 154]. Das Konzept der Güterschleuse richtet sich vor allem an Empfänger, die zum Beispiel nachts nicht über geeignete Annahmemöglichkeiten oder -personal verfügen, wie es beim Einzelhandel häufig der Fall ist [Vahr05a, S. 142]. Jedoch werden dadurch die Lieferkonditionen komplizierter und setzen ein gewisses Vertrauenslevel zwischen den Akteuren voraus.
Gekoppelt werden kann die Anlieferung durch eine Warenschleuse mit der Leergutabwicklung, sodass der Lieferant die Ware abliefert und zugleich die leeren Ladungsträger, welche bereits zur Abholung in der Warenschleuse bereitgestellt wurden, wiederaufnimmt. Aus diesem Grund und durch die erhöhte Flexibilität für den Spediteur und Frachtführer stellt das Warenschleusen-Konzept eine effiziente Möglichkeit zur Umsetzung des Milkrun-Konzepts dar (vergleiche Synthesebericht "Milkrun" für weiterführende Informationen) [Bret10, S. 156f].
Eine ähnliche Lösung zum Warenschleusen-Konzept kann durch abschließbare Behälter erreicht werden [Vahr05a, S. 142]. Welche vor dem Wareneingang in speziellen Bereichen, jedoch außerhalb des Gebäudes, gelagert werden.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. T. Blecker
Technische Universität Hamburg - Institut für Logistik und Unternehmensführung
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Rampenmanagement (Stand des Wissens: 09.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?397693
Literatur
[BrBa10] Bretzke, Wolf-Rüdiger, Barkawi, Karim Nachhaltige Logistik: Antworten auf eine globale Herausforderung, Springer eBook Collection: Computer Science & Engineering Springer Berlin Heidelberg 2010, 2010
[Bret10] Bretzke, W.-R. Logistische Netzwerke, 2010
[Vahr05a] Vahrenkamp, R. Logistik - Management und Strategien, 2005
Glossar
Spediteur Spediteure fungieren als Intermediäre zwischen Versender und Transporteur bzw. Frachtführer. Sie „besorgen” den Transport. Hierunter fallen insbesondere die Festlegung auf Verkehrsmittel und die Beauftragung ausführender Unternehmen.
Transporteur Transporteure (auch Frachtführer genannt) führen den physischen Transport aus.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?398259

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 15:05:48