Entwicklung der Parkraumsituation
Erstellt am: 26.02.2003 | Stand des Wissens: 01.03.2019
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Die Entwicklung der heutigen Parksituation lässt sich unter anderem durch die Nutzungs- und Sozialstruktur von Städten erklären. Um den heutigen Zustand der städtebaulichen Entwicklung zu verstehen, ist es notwendig, die Entstehungsgeschichte von Stadtvierteln mit einem erhöhten Parkdruck zu beschreiben. Die Mehrheit dieser ist zwischen den 1870ger und den 1930er Jahren entstanden und zeigt folgende Merkmale auf:
- sehr hohe Bebauungsdichte mit kleinen Wohnungen und einer geringen verfügbaren Quadratmeterzahl je Bewohner, für damalige Verhältnisse hohe und in der Fläche konstant hohe Bebauung mit vier bis sechs Geschossen
- Blockbebauung mit Bebauung in Innenhöfen
- verhältnismäßig geringe Anzahl an verfügbaren Freiflächen
- hohe Nutzungsdurchmischung, historisch begründet durch die Nutzung eines Hauses als Wohn- und Arbeitsstätte. Diese Struktur wandelte sich hin zu Durchmischung mit sozialen und kulturellen Einrichtungen
Gestaltung und Struktur von Verkehrswegen haben historische Ursprünge. So ist zwischen neuangelegten, vielfach geraden, rechtwinklig und gut strukturierten Straßenzügen und dem vorhandenen historisch gewachsenen Straßennetz zu unterschieden. Letzteres weißt tendenziell schmale Straßen mit maximal einem Fahrstreifen pro Richtung bei geringer Breite des Straßenraumes auf. Aus heutiger Sicht ist damit nicht ausreichend Platz für Gehweg, Radweg und Stellplätze vorhanden. Dem gegenwärtig verbreiteten Anspruch, dass alle zugelassenen Kraftfahrzeuge eines Gebietes oder Baublocks in der näheren Umgebung abgestellt können, kann in aller Regel nicht entsprochen werden.
Eine Zuspitzung der Problematik lässt sich auch an den Kraftfahrzeugneuzulassungen erkennen: Der Anteil von Geländelimousinen und große PKWs hat in den vergangenen Jahren ständig zugenommen. [NoKu18] Diese Fahrzeugtypen benötigen mehr Platz im Straßenraum und beim Parken. Hierdurch wird der bereits knappe Parkraum noch weiter verknappt. Verschärfend wirkt zudem, dass in vielen innenstadtnahen Bereichen mit geschlossener Bebauung gewerbliche, soziale und kulturelle Einrichtungen entstanden sind, welche Anziehungspunkte auch für Ortsfremde darstellen. Weiterhin ist zunehmend, besonders in den Sommermonaten, eine sichere, nichtmotorisierte Mobilität (Rad- und Fußverkehr) zu gewährleisten, wofür die entsprechende Infrastruktur benötigt wird. Diese steht dann gegebenenfalls nicht mehr als öffentlicher Straßenraum zum Parken zur Verfügung.
Die beobachtbare Stadt- und Siedlungsentwicklung, die beeinflusst ist durch Suburbanisierungstendenzen sowie die Errichtung von peripheren Wohn- und Schlafstädten, bedingt in den Verdichtungsräumen ein erhöhtes Pendleraufkommen. Es müssen Arbeitskräfte aus dem Umland in die Zentren einpendeln, was wiederum zu einer Erhöhung der Verkehrsleistung führt und bei Nutzung individueller Fahrzeuge Parknachfrage erzeugt. Einhergehend mit der Zunahme des Motorisierungsgrades und der Zahl der Führerscheinbesitzer, war vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Verschiebung des Modal Split in Richtung des Individualverkehrs zu beobachten.
Erst mit dem gestärkten Umweltbewusstsein erhöhte sich wieder der Modal-Split-Anteil des Umweltverbundes (öffentlicher Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr). [NoKu18]
Erst mit dem gestärkten Umweltbewusstsein erhöhte sich wieder der Modal-Split-Anteil des Umweltverbundes (öffentlicher Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr). [NoKu18]
Das Zusammenwirken dieser strukturellen, baulichen und sozialen Konfliktfelder forcierte bei zunehmender Kfz-Verfügbarkeit im Laufe der letzten Jahrzehnte den Parkdruck in innenstadtnahen Mischgebieten. In den innenstadtnahen Mischgebieten ist zu beobachten, dass aufgrund der Nutzungsdurchmischung sowohl an den Quellen als auch Zielen Parkraumnachfrage für unterschiedliche Zwecke nachgefragt wird.