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Formen des Carsharing

Erstellt am: 01.07.2011 | Stand des Wissens: 02.12.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Stationsbasiertes (klassisches) Carsharing sieht vor, dass die Abholung sowie die Rückgabe der geliehenen Fahrzeuge an speziell angemieteten Parkplätzen (Stationen) erfolgt.

Free-Floating Carsharing wird auch flexibles oder stationsunabhängiges Carsharing genannt. Diese von Art von Carsharing ist größtenteils in den Großstädten verfügbar. Das geliehene Fahrzeug kann auf einem beliebigen Stellplatz in einem festen Nutzungsgebiet in der Stadt abgeholt und abgestellt werden, ohne an Stationen gebunden zu sein. Ausgenommen sind Firmen- und Anwohnerparkplätze [Cars18a]. Eine Reservierung ist nicht notwendig. Per Internet oder App werden Fahrzeuge in der Umgebung angezeigt, die zur Verfügung stehen. Das Free-Floating Carsharing eignet sich für spontane Fahrten [Bvcs21d]. Da keine Grundgebühr existiert, sind die Tarife meist teurer als beim klassischen Carsharing [esta18]. Neueste Fahrzeugmodelle und rein elektrische Flotten kommen zum Einsatz. Die großen Anbieter aus diesem Bereich heißen Share Now und Miles/ Sixt share [Bvcs22].

Seit dem Jahr 2012 existieren auch kombinierte Carsharing-Angebote, eine Verbindung aus dem stationsbasierten Carsharing und der Free-Floating Variante mit Kombination der Vorteile aus beiden Varianten. Kunden können ohne Systemwechsel den für sie gerade passenden Angebotstyp wählen [bcs1016].
Beim privaten Carsharing (Peer-to-peer Carsharing) wird ein von einer Privatperson besessenes Fahrzeug zum Teilen angeboten. Die Vermittlung erfolgt über eine Internetplattform und die Autoübergabe meistens persönlich. Dieser Form des Carsharings fehlt die rahmenvertragliche Regelung, welche sicherstellt, dass die Kund*innen ein buchbares Auto wirklich nutzen können [BuCa19, S. 12]. Somit muss jedes Mal ein neuer Vertrag abgeschlossen werden [Bvcs21d]. Zudem können die Kund*innen das Fahrzeug in den meisten Fällen nicht selbstständig nutzen. Somit erfüllt das Peer-to-peer-Carsharing nicht die Begriffsbestimmung des Carsharing-Gesetzes [BuCa19, S. 12]. Diese Variante ist vor allem für ländliche Gebiete eine gute Alternative, da dort klassisches Carsharing selten zu finden ist [Cars18a]. Einige Start-Ups wie zum Beispiel SnappCar in Berlin haben sich auf die Vermittlung von Mietern und Autobesitzern spezialisiert [snap18]. Mit ihrem sonst ungenutzten Fahrzeug können sich die Besitzer ein Zusatzeinkommen sichern. Die Preise der zu Verfügung stehenden Fahrzeuge entscheiden die Privatpersonen selbst [esta18]. Ein Nachteil ist, dass die Privatperson die Anfrage ablehnen kann und die Fahrzeuge nicht durch den Vermittler überprüft werden [Cars18a].
Die Flotte des E-Carsharing besteht fast ausschließlich aus batterieelektrischen Fahrzeugen. Während der Anteil dieser Fahrzeuge in der CarSharing-Flotte zum 1. Januar 2022 bei 23,3 Prozent lag, betrug dieser Anteil in der bundesdeutschen Pkw-Flotte erst 2,1 Prozent (Stand Oktober 2021) [Bvcs22].
Alle Carsharing-Angebote haben gemeinsam, dass das Fahrzeug - im Gegensatz zu Mitfahrgelegenheiten oder Taxifahrten - selbst gelenkt wird und die gemeinschaftliche Nutzung nicht durch Teilen des Eigentums, sondern über einen temporären Besitzzugang erfolgt. Im Vordergrund steht aus verkehrsplanerischer Perspektive die Reduzierung der Stehzeit, während sich andere Formen der gemeinschaftlichen Autonutzung (zum Beispiel Ridesharing, Carpooling) durch simultane Nutzung (und folglich bessere Fahrzeugauslastung durch Besetzungsgraderhöhung) vom Carsharing abgrenzen [ifmo16b, S. 17].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Carsharing (Stand des Wissens: 20.02.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?56435
Literatur
[bcs1016] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Kombinierte CarSharing-Angebote - das Beste aus zwei Welten verbinden, 2016/10/31
[BuCa19] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) CarSharing-Stellplätze in den öffentlichen Raum bringen, Berlin, 2019/11
[Bvcs21d] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Was ist CarSharing?, 2021
[Bvcs22] bcs - Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.) Aktuelle Zahlen und Fakten zum CarSharing in Deutschland, 2022/1
[car17a] Car2go (Hrsg.) Wie nutzt man car2go im Ausland? , 2017/08/08
[Cars18a] Carsharing-News.de (Hrsg.) Carsharing Varianten, 2018/02/01
[DNow11] DriveNow GmbH & Co. KG Internetauftritt Drive-Now, 2011
[esta18] e-Stations (Hrsg.) Mobil ohne eigenes Auto, 2018
[ifmo16b] Institut für Mobilitätsforschung (Hrsg.) Carsharing 2025 Nische oder Mainstream?, 2016
[snap18] SnappCar, (Hrsg.) Autos teilen in deiner Nachbarschaft, 2018
Weiterführende Literatur
[BAST04b] Loose, Willi , Mohr, Mario , Nobis, Claudia , et al. Bestandsaufnahme und Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Car-Sharing, veröffentlicht in Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Ausgabe/Auflage Verkehrstechnik Heft V 114, Wirtschaftsverlag NW, Bergisch Gladbach, 2004/07, ISBN/ISSN 3-86509-144-X
[UBA20e] Heinitz, Prof. Dr. Florian Carpooling und Vanpooling in den USA, Ausgabe/Auflage Texte | 215/2020, 2020/11, ISBN/ISSN 1862-4804
[Stutz01] Stutzbach , Raabe , Pfriem , Becker Machbarkeitsstudie zum Forschungsvorhaben "Carsharing in der Fläche", Oldenburg/Dresden, 2001
[UBA20g] Heinitz, Prof. Dr. Florian Vertiefende Analyse der Vor- und Nachteile von P+R, 2020/11, ISBN/ISSN 1862-4804
Glossar
App
Ist eine Abkürzung für den Fachbegriff Applikation (App) und bezeichnet eine Anwendungssoftware, die für mobile Endgeräte, wie Smartphone oder Tablet-PC entwickelt wurde. Apps können als Zusatzsoftware auf mobilen Endgeräten installiert werden und erweitern dadurch deren Funktionsumfang. Je nach Betriebssystem kann der Nutzer auf eine Vielzahl von mobilen Applikationen auf dem vom Betriebssystem bereitgestellten Marktplatz kostenpflichtig oder kostenlos zugreifen.
Carsharing
Der Begriff CarSharing stammt aus dem Englischen (car= Auto, to share= teilen) und kann sinngemäß mit der Bedeutung "Auto teilen" übersetzt werden. Er beschreibt die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen, die meist von Unternehmen gegen Gebühr bereitgestellt werden.
Durch einen Rahmenvertrag oder eine Vereinsmitgliedschaft erhalten Kunden flexiblen Zugriff auf alle Kfz eines Anbieters. Die Fahrzeuge können über eine Webseite oder über eine Smartphone-App gebucht werden. Geöffnet werden sie in der Regel mit Hilfe von Chipkarten oder durch einen über die Smartphone-App vermittelten Zugangscode .
Bei dem System des stationsbasierten CarSharing stehen die Fahrzeuge auf reservierten Stellplätzen und werden nach der Nutzung auch wieder dorthin zurückgebracht. Ein anderes Modell ist das free-floating CarSharing. Hier stehen die Fahrzeuge in einem definierten Operationsgebiert verteilt. Sie können per Smartphone geortet werden und nach der Nutzung auf einem beliebigen Stellplatz innerhalb des Operationsgebiets zurückgegeben werden.
Peer-to-Peer Peer-to-Peer (P2P) Verbindung (engl. peer für 'Gleichgestellter', 'Ebenbürtiger') und Rechner-Rechner-Verbindung sind synonyme Bezeichnungen für eine Kommunikation unter Gleichen, hier bezogen auf ein Rechnernetz. In einem reinen Peer-to-Peer-Netz sind alle Computer gleichberechtigt und können sowohl Dienste in Anspruch nehmen, als diese auch zur Verfügung stellen.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?355996

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 08:16:21