Strukturschwache Räume
Erstellt am: 27.06.2011 | Stand des Wissens: 15.01.2021
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Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Strukturschwache Räume werden definiert als Räume, in denen die Lebensbedingungen in ihrer Gesamtheit im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt wesentlich zurückgeblieben sind oder ein solches Zurückbleiben zu befürchten ist. Häufig sind ländliche oder altindustrialisierte Gebiete aufgrund der historischen Entwicklung strukturschwache Räume. Jedoch können ländliche Gebiete nicht generell als strukturschwach oder gar benachteiligt betrachtet werden.
Die wichtigste Ursache von Strukturschwäche sind regionale Disparitäten, das heißt Ungleichheiten zwischen den einzelnen Teilräumen Deutschlands und auch Europas. Dabei gibt es Unterschiede in der natürlichen Ausstattung (zum Beispiel Rohstoffe), der Bevölkerungsdichte, -verteilung und -struktur sowie der Wirtschafts- als auch der Infrastruktur. Eine zweite wichtige Ursache sind historische Entwicklungen wie die Trennung zwischen Ost- und Westdeutschland. Betrachtet man die Beschäftigungsentwicklung im Zeitraum 1996 und 2015, wird ersichtlich, dass die Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort in den neuen Bundesländern rückläufig ist [BBR05a, BBSR17, S. 22].
In Abbildung 1 wird der regionalwirtschaftliche Entwicklungsstand dargestellt. Dabei wird deutlich, dass sich im Gegensatz zu den neuen Bundesländern in den alten Bundesländern die Faktoren Demografie, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Wohlstand überdurchschnittlich positiv entwickeln.
Die Abbildung 2 zeigt ländliche Räume mit und ohne strukturellen Schwächen.

Ziel der Raumordnung ist die Verbesserung der Entwicklungsvoraussetzungen. Hierzu zählen vor allem ausreichende und qualifizierte Ausbildungs- und Erwerbsmöglichkeiten, sowie eine Verbesserung der Umweltbedingungen und der Infrastrukturausstattung [ROG08a]. Ein Förderinstrument von Bund und Ländern stellt die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" dar. Es dient als Strategie-, Ordnungs- und Koordinierungsrahmen für die deutsche Regionalpolitik und stellt sicher, dass das europäische Recht innerstaatlich abgestimmt und auf nationaler Ebene umgesetzt wird [BT_07].
Die Probleme strukturschwacher ländlicher Räume liegen oft in einer peripheren Lage und einer schwachen Wirtschaftsstruktur [BBR05a]. Eine geringe Bevölkerungsdichte sowie eine teilweise unzureichende Versorgung mit technischer und sozialer Infrastruktur kennzeichnen diese Regionen [BBR05a] und stehen in den neuen Bundesländern insbesondere in einem Zusammenhang mit einer hohen Arbeitslosenquote [BBSR12a]. Die schlechte wirtschaftliche Lage und der Mangel an Ausbildungsplätzen verstärkt die Abwanderung und schwächt die langfristigen Entwicklungspotenziale.