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Wegezwecke der Elektrofahrradnutzer

Erstellt am: 27.06.2011 | Stand des Wissens: 17.02.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Wegezweckabhängige Nutzung

Die zwei häufigsten Wegezwecke mit dem Elektrofahrrad sind Wege zur Arbeit (38 Prozent) und zur Freizeitbeschäftigung (33 Prozent) [UVEK14]. Dabei unterscheiden sich die Nutzungsansprüche und -häufigkeiten der beiden Zielgruppen voneinander.

Arbeitswege

Elektrofahrräder für den Arbeitsweg werden vor allem in Stadtzentren und Agglomerationen genutzt. Von über 60 Prozent dieser Nutzer wird das Elektrofahrrad regelmäßig zwischen 4 bis 7 mal in der Woche genutzt. Im Gegensatz zum vorwiegenden Freizeitgebrauch, ist die Nutzung für den Arbeitsweg weniger wetteranfällig. 30 bis 40 Prozent dieser Nutzergruppe gab an auch bei schlechtem Wetter oder im Winter etwa gleich häufig das Elektrofahrrad zu nutzen [UVEK14].

Im Vergleich zum konventionellen Fahrrad erschließt das Elektrofahrrad einen größeren Aktionsraum, sodass Entfernungen bis zu 15 Kilometer nicht nur für Trainierte in den Bereich des Möglichen gelangen. Auch eröffnen sich neue Möglichkeiten, da der Elektrofahrrad-Nutzer weniger verschwitzt auf Arbeit ankommt und dennoch seine Gesundheit fördert, was zu weniger Krankheitsausfällen führt [Roet10]. Das Potential von Elektrofahrrädern lässt sich deutlich daran erkennen, dass 65 Prozent der zurückgelegten Arbeitswege länger als 5 Kilometer sind. Die Durchschnittsentfernung liegt bei 8 bis 9 Kilometer und ist damit deutlich höher als der Durchschnitt der Fahrweiten von konventionellen Fahrrädern [UVEK14].

Durch Angebote des Arbeitsgebers kann die Elektrofahrrad-Nutzung gefördert werden. Möglichkeiten liegen dabei in der finanziellen Unterstützung bei der Elektrofahrrad-Anschaffung, im Kauf von unternehmenseigenen Elektrofahrrädern oder in der Einbindung von Elektrofahrrädern in Mobilitätspläne [Roet10].

Ein großes Potential eröffnet sich für das Elektrofahrrad als Dienstfahrzeug. In den Niederlanden wird es bereits von Polizei und Sanitätsdiensten eingesetzt. Als Lastenrad kann es für Botengänge, Pflegedienste und karitative Aufgaben genutzt werden [ADFC17a].

Freizeitverkehr

Durch den geringeren Kraftaufwand können auch Steigungsstrecken einfacher bewältigt werden. Besonders in bergigen Gebieten vergrößert sich der Aktionsradius und körperlich schwächeren Menschen eröffnen sich neue Mobilitätsoptionen [ADFC17a]. In der Charakteristik der Nutzergruppe spiegelt sich dies wider durch einen hohen Anteil an ländlicher Bevölkerung über 65 Jahren [UVEK14].

Über 60 Prozent der vorwiegenden Freizeitnutzer nutzen das Elektrofahrrad mindestens zweimal pro Woche für Fahrradtouren, welche meist 25 Kilometer und länger sind. Die Nutzungshäufigkeit des Elektrofahrrads ist bei dieser Gruppe jedoch sehr stark vom Wetter beeinflusst [UVEK14].

Die Tourismusbranche hat dieses Potential bereits entdeckt und es werden Elektrofahrrad-Verleihe, besondere Fahrradrouten und Aufladestationen geschaffen [Roet10]. Die Bedeutung des Freizeitsegments für die Akzeptanz des Elektrofahrrads ist bedeutsam. Viele Nutzer probieren im Urlaub zum ersten Mal ein Elektrofahrrad aus [Roet10].

Einkaufsverkehr

Einkaufswege sind die dritthäufigsten Wegezwecke mit dem Elektrofahrrad [UVEK14]. Dabei sind diese Wege meist so kurz, dass sie auch mit dem konventionellen Fahrrad zurückgelegt werden könnten. Restriktionen für größere Einkäufe ergeben sich jedoch durch die Transportkapazität des Fahrrades und des zu transportierenden Gewichts. Mehr und mehr bieten Hersteller auch spezielle Transportfahrräder mit Tretkraftunterstützung an, die sich auch für den Kindertransport im Nahbereich eignen [Roet10]. Häufig werden die Einkaufswege mit weiteren Freizeitwegen kombiniert [UVEK14].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Aktive Mobilität durch Elektrofahrräder (Stand des Wissens: 08.10.2020)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?355633
Literatur
[ADFC17a] Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) (Hrsg.) Pedelecs und E-Bikes, Bremen, 2017
[BUWAL04] Hofmann H., Haefeli U., Meier-Eisenmann E., Moreni G., Schwegler, U. Elektro-Zweiräder: Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten, veröffentlicht in Umwelt-Materialien Nr. 173. Luft, Bern, 2004
[Lücke11] Lücke, M. Pedelecs als Chance für den Radtourismus in topographisch bewegten Gebieten: Das Verleihsystem Chiemgauer Rückenwind, Nürnberg, 2011/05/31
[Roet10] Roetynck, A. PRESTO Cycling Policy Guide Electic Bicycles, 2010/02
[UVEK14] Marcel Buffat, Daniela Herzog, René Neuenschwander, Bettina Nyffenegger, Tamara Bischof Verbreitung und Auswirkungen von E-Bikes in der Schweiz, 2014
Weiterführende Literatur
[UBA20k] Umweltbundesamt (Hrsg.) Ökologische Bewertung von Verkehrsarten, veröffentlicht in Texte | 156/2020, 2020/08, ISBN/ISSN 1862-4804
[PaLa12] Paetz, A., Landzettel, L., Fichtner, W. Wer nutzt Pedelecs und warum?, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage 001/12, 2012/01/26

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?355246

Gedruckt am Mittwoch, 24. April 2024 12:32:15