Erwerbstätigkeit in Deutschland
Erstellt am: 27.06.2011 | Stand des Wissens: 02.02.2021
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Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Erwerbstätige sind Personen, die als Arbeitnehmer:innen oder Beamt:innen, als Selbstständige oder Freiberufliche, als Handwerker:innen, Landwirt:innen oder als mithelfende Familienangehörige in einem Familienbetrieb eine Tätigkeit ausüben, die auf wirtschaftlichen Erwerb ausgelegt ist [DEST12b]. Die Gruppe der Erwerbsfähigen hingegen beschreibt alle Personen im erwerbsfähigen Alter, normalerweise zwischen 15 und 65 Jahren, unabhängig davon, ob diese tatsächlich einer Erwerbstätigkeit nachgehen [Gab12]. Der Begriff Beschäftigte deckt sich mit dem des Angestellten und beschreibt somit Personen, die nicht selbstständig sind.
Die Anteil Erwerbstätiger ist innerhalb Deutschlands nicht einheitlich verteilt, wie Abbildung 1 mit der durchschnittlichen Arbeitslosenquote im Jahr 2019 zeigt. Zwar ist in den neuen Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr die Arbeitslosenquote von 6,9 Prozent auf 6,4 Prozent gesunken, dennoch zeigen sich klare räumliche Disparitäten zwischen West- und Ostdeutschland [BAA20].
![Abbildung 1: Durchschnittliche Arbeitslosenquote für das Jahr 2019 [Eintrag-Id:517026] Arbeitslosenquoten 2019 - Länder und Kreise in Deutschland](/servlet/is/355091/Arbeitslosenquoten%202019_Arbeitsagentur.png)
Im gesamtdeutschen Vergleich wird deutlich, dass in den neuen Bundesländern (6,4 Prozent) die Arbeitslosenquote flächendeckend bedeutend höher ist als in den alten Bundesländern (4,7 Prozent) [BAA21, Tab. 2.1.1 und 2.1.2].
Im Jahr 2020 hatte die COVID-19-Pandemie deutliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Erstmals seit 2005 wurde ein Rückgang der Erwerbstätigkeit verzeichnet - um 1,1 Prozent auf insgesamt 44,79 Mio. Erwerbstätige in Deutschland. Vor allem die Zahlen der geringfügig Beschäftigten und der Selbstständigen sanken 2020 deutlich um 3,7 Prozent bzw. 8,3 Prozent [BAA21a, S. 46]. Entsprechend stieg im Jahr 2020 auch der Anteil der Arbeitslosigkeit in Verbindung mit COVID-19 deutlich um 19 Prozent im Jahresmittel gegenüber dem Vorjahr. Dies kam vor allem dadurch zustande, dass weniger Personen eine Beschäftigung auf- oder wiederaufnehmen konnten. Gleichzeitig gab es vermehrt Verluste des Arbeitsplatzes oder die Aufgabe einer Selbstständigkeit. Auch wurden weniger arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, wie Umschulungen oder Weiterbildungen durchgeführt [BAA21a, S. 51].
In der Gesamtentwicklung ist die Zahl der Erwerbstätigen seit 1970 (rund 26,6 Millionen in Westdeutschland) gestiegen, wobei diese Entwicklung nicht kontinuierlich verlief, sondern mit Zu- und Abnahmen verbunden war [VGRdL06]. Nach 1989 war sie aufgrund der Wiedervereinigung rückläufig, da viele Personen, die in der DDR angestellt waren, ihre Beschäftigung zunächst verloren, danach konnte jedoch wieder ein Anstieg verzeichnet werden. "2006 lag das Jahresmittel bei 39,1 Millionen Erwerbstätigen" [BpB11]. Im Jahr 2020 betrug die Anzahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 44,79 Millionen [Stat20].
Abbildung 2 zeigt die Erwerbstätigen in Deutschland nach Wirtschaftssektoren zwischen 1991 und 2014. Sichtbar wird der Rückgang der im primären sowie sekundären Sektor arbeitenden Personen zu Gunsten der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor (73,7 Prozent) [BPB16]. Im Jahr 2020 beträgt der Anteil an Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor etwa 74,7 Prozent [DEST21a].
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erwartet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales für das Jahr 2030 einen Rückgang der Erwerbstätigenzahl auf 39,2 Millionen [BMAS13, S.4]. Zudem muss auch künftig damit gerechnet werden, dass der Anteil der erwerbstätigen Personen im tertiären Sektor zu Lasten des primären und sekundären Sektors zunimmt. Auch der Raumordnungsbericht 2017 thematisiert eine negative Beschäftigungsentwicklung aufgrund der zukünftigen demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Gemäß der Raumordnungsprognose des BBSR bis 2035 wird hinsichtlich der Zahl der Erwerbspersonen ein bundesweiter Rückgang von etwa 10 Prozent prognostiziert [BBSR17, Seite 23]. Dies erfordert Handlungsbedarf im Bereich der Daseinsvorsorge.