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Potentielle Vorteile von Emissionshandelssystemen

Erstellt am: 31.05.2011 | Stand des Wissens: 14.04.2022
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Besonders wichtig für die wirtschaftspolitische Beurteilung eines Emissionshandelssystems ist, dass jedem Kauf von Zertifikaten durch einen Emittenten (und der damit einhergehenden Änderung/Steigerung seines Schadstoffausstoßes) stets eine Emissionsminderung bei anderen Marktteilnehmern gegenübersteht. Durch die staatlich festgelegte Gesamtemissionsmenge und die schrittweise Abwertung der Zertifikate soll ein anvisiertes Reduktionsziel also sicher erreicht. Damit weisen ökonomische Mengenlösungen wie der Zertifikatehandel - zumindest in idealtypischer Ausprägung - die höchste ökologische Treffsicherheit unter allen Instrumenten des Umweltschutzes auf (z.B. [SRU2002, S. 232; Fees07, S. 221]).

Abstrahiert man zunächst von Kontroll- und Umsetzungskosten, gewährleistet ein umfassendes Zertifikatesystem eine hohe Kosteneffizienz, da die volkswirtschaftlich am günstigsten zu mobilisierenden Vermeidungspotentiale genutzt werden. Dies gilt - wie bei anderen ökonomischen Maßnahmen - auch und gerade dann, wenn seitens der zuständigen Umweltbehörden keine oder nur ungenaue Kenntnisse über einzelwirtschaftliche Schadensvermeidungskosten vorhanden sind, was als Regelfall anzusehen ist [Fees07, S. 221]. Das konstituiert einen beträchtlichen Vorteil gegenüber dem ordnungsrechtlichen Instrumentarium. Allerdings hängt die tatsächlich realisierte Effizienz des Systems von den mit ihm verbundenen Transaktionskosten für Durchführung, Kontrolle und Sanktionierung ab. Obwohl der Emissionshandel hier gegenüber Steuerlösungen grundsätzlich schlechter abschneidet [PWC02, S. 66], sind - in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des Handels - dennoch Effizienzgewinne gegenüber dem ordnungsrechtlich dominierten Status Quo wahrscheinlich. Auch positive dynamische Anreizwirkungen können erwartet werden, wie Entwicklung und Einsatz emissionsärmerer Technologien.

Der  Emissionshandel ist gegenüber ordnungsrechtlichen Instrumenten auch im Vorteil, wenn es um die Beachtung der marktwirtschaftlichen Prinzipien von Produzenten- und Konsumentensouveränität geht. Im Gegensatz zu einer dirigistischen Einschränkung der Wahl von Vermeidungsoptionen beeinflusst ein umfassendes Emissionshandelssystems die Wahl der jeweiligen Alternative ausgehend von der mit der Alternative verbundenen Kosten und Nutzen (z.B. [ZEW01, S. 6]). Wegen der vom Zertifikatemarkt ausgehenden Anreizwirkungen beziehen Unternehmen und Haushalte bisher von ihnen vernachlässigte externe Effekte in ihre einzelwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Kalküle ein. Das ist gleichbedeutend mit einer Internalisierung der Externalität; die Übernutzung des öffentlichen Gutes "Umwelt" wird verringert, ohne die Wahlfreiheit der Wirtschaftssubjekte stark zu beeinträchtigen.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Literatur
[Fees07] Feess, Eberhard, Prof. Dr. Umweltökonomie und Umweltpolitik, Ausgabe/Auflage 3. Auflage, Vahlen Verlag München, 2007, ISBN/ISSN 3800633507
[PWC02] Hohenstein, Christine; , Pelchen, Dr. Arthur; , Wieler, Barbara Zertifikatehandel im Verkehrsbereich als Instrument zur CO2-Reduzierung, 2002/11
[SRU2002] Rat von Sachverständigen für Umweltfragen Umweltgutachten 2002, Berlin, 2002/04/15
[ZEW01] Diaz-Bone, Harald; , Hartmann, Udo; , Höpfner, Ulrich Flexible Instrumente der Klimapolitik im Verkehrsbereich, 2001/04

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?352542

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 10:48:28