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Nachhaltige Güterverkehrsgestaltung

Erstellt am: 04.05.2011 | Stand des Wissens: 09.11.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

Über ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen werden durch den Güterverkehr verursacht, wobei hiervon circa 18 Prozent auf den Verkehrsträger Straße, 3 Prozent auf den Luftverkehr und 2,6 Prozent auf die Schifffahrt zurückzuführen sind [BDL20]. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass das prognostizierte Wachstum von Güterverkehrsaufkommen und -leistung mit weiterhin steigenden Umweltbelastungen verbunden ist. Machte beispielsweise der Anteil der CO2-Emissionen des Güterverkehrs im Jahr 2013 noch etwa 30 Prozent an den Gesamtemissionen des Straßenverkehrs in Deutschland aus, so wird dieser Anteil im Jahr 2030 nach Prognosen bei 40 Prozent liegen [BMU09c].

Die Entwicklung der gesamten CO2-Emissionen des Verkehrs in Deutschland vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2019 ist in Abbildung 1 dargestellt. Während die Emissionen zwischenzeitlich bis zum Jahr 2009 zurückgingen, steigen sie seitdem wieder kontinuierlich bis 2017 an. Nachdem der Wert im Jahr 2018 sank, steigt dieser seit dem Jahr 2019 erneut an. Der Anteil des Verkehrs an den gesamten CO2-Emissionen Deutschlands lag im Jahr 2019 bei 23,6 Prozent [BMVI22b].

Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrs.jpgAbb. 1: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrs (sowie des Straßenverkehrs) in Deutschland von 2002 bis 2019, eigene Darstellung nach [BMVI22b]


Folglich ist der Verkehr für beinahe ein Fünftel der Gesamtemissionen verantwortlich. Umweltpolitische Erwägungen zur Senkung der Emissionen bezieht sich daher im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung, das im Jahr 2019 beschlossen wurde, explizit auf den Verkehr.

Besondere Erwähnung findet hierbei auch der Güterverkehr, der für 30 Prozent der durch den Verkehr in Deutschland verursachten CO2-Emissionen verantwortlich ist und vor großen Herausforderungen hinsichtlich einer umwelt-, klima- und ressourcenschonenden Gestaltung steht [Stat13f] [BMVBS11b]. Um das Klimaziel des Klimaschutzprogramms, die Treibhausgasemissionen Deutschlands bis zum Jahr 2030 um 40 bis 42 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu reduzieren, zu erreichen, wurden unter anderem die folgenden verkehrspolitischen Maßnahmen aus den Handlungsfeldern 'Güterverkehr' und 'Nutzfahrzeuge' formuliert [BMF19a]:
  • Stärkung des Schienengüterverkehrs
  • Modernisierung der Binnenschifffahrt und Nutzung von Landstrom in Häfen
  • CO2-arme LKW auf die Straße bringen
Nach dem Klimaschutzbericht 2021, welcher eine Zwischenbilanz bezüglich Umsetzung und Wirkung des Klimaschutzprogramms 2030 zieht, wurde im Verkehr eine Emissionsreduktion von 11 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 erreicht. Aufgrund dieser geringen Änderung und da die Emissionen in den anderen Sektoren stärker sanken, werden weitere Maßnahmen erforderlich [BMU21c].

Neben dem Klimaschutzprogramm 2030 gibt es zahlreiche weiteren Studien und Initiativen, die umweltpolitische Ziele für den Güterverkehr formulieren, wie beispielsweise der Aktionsplan Güterverkehr und Logistik [BMVI17e]. Hierbei wird zur Realisierung der genannten Umweltziele für den Güterverkehr häufig ein dreistufiger Ansatz verfolgt [UBA09]: 
  1. Vermeiden von Güterverkehr 
  2. Verlagern des Güterverkehrs auf umweltverträgliche Verkehrsträger 
  3. Verringern der spezifischen Emissionen und verträgliche Gestaltung des Güterverkehrs

Neben der Politik ist insbesondere die Privatwirtschaft gefordert, entsprechende Maßnahmen umzusetzen, um den Güterverkehr in Deutschland nachhaltig zu gestalten, denn "auch staatliche Regulierung und Vorschriften können das Handeln von Unternehmen nicht ersetzen" [BMU07h, Vorwort]. Zum einen können Verlader wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung des Güterverkehrs nehmen, zum anderen spielen die Unternehmen der Güterverkehrs- und Logistikbranche eine bedeutende Rolle. Das Handlungsspektrum der Logistikdienstleister umfasst dabei unter anderem:
  • eine öko-effiziente Gestaltung der Transporte (Bündelung, Routen- und Tourenplanung, Fahrpersonalschulung)
  • die technische Optimierung der Fahrzeuge (Modernisierung und Wartung der Flotte, Aerodynamikpakete, Leichtlaufreifen)
  • Verlagerungen der Transporte auf umweltschonendere Verkehrsträger beziehungsweise Kombinierte Verkehre
  • kooperative Modelle wie Frachtpartnerschaften zur Optimierung der Auslastung von Fahrzeugen [LIHH10a, S. 18]

In der folgenden Teilkarte werden ausgewählte Ansätze zur nachhaltigen Gestaltung des Güterverkehrs präsentiert:
  • Transportorganisation und -kooperationen
  • City-Logistik
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Ökologische Nachhaltigkeit in Güterverkehr und Logistik (Stand des Wissens: 09.11.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?351313
Literatur
[BDL20] Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e. V. (Hrsg.) Klimaschutzreport 2020, 2020/11
[BMF19a] Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.) Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050, 2019/09/20
[BMU07h] Schaltegger S., Herzig, C., Kleiber, O., Kinke, T., Müller, J. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007
[BMU09c] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Güterverkehr, 2009/06
[BMU21c] BMU (Hrsg.) Klimaschutzbericht 2021, 2021/10/26
[BMVBS11b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Logistikstandort Deutschland, 2011
[BMVI17e] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Aktionsplan Güterverkehr und Logistik - nachhaltig und effizient in die Zukunft, 2017/09
[BMVI22b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Verkehr in Zahlen 2021/2022, 2021/9
[LIHH10a] Arbeitskreis Nachhaltigkeit der Logistik-Initiative Hamburg e.V. Leitfaden Nachhaltigkeit in der Logistik, 2010/05/26
[Stat13f] statista. Das Statistik-Portal (Hrsg.) Verteilung der CO2-Emissionen durch den deutschen Verkehr im Jahr 2013 nach Verkehrsträgern, 2013
[UBA09] Umweltbundesamt Strategie für einen nachhaltigen Güterverkehr, 2009
Glossar
Schienengüterverkehr
Unter Schienengüterverkehr (SGV) wird der Transport von Gütern mit der Eisenbahn verstanden. Diese werden in Güterzügen unter Verwendung (spezieller) Güterwagen befördert. Diese Verkehre können entweder auf gesonderten Güterverkehrsstrecken oder im Mischverkehr, auf gemeinsam durch den Güter- und Personenverkehr genutzten Strecken, realisiert werden. Leistungen des Schienengüterverkehrs werden häufig als Teil einer Logistikkette in logistische Gesamtkonzepte eingebunden.
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Verlader Der Verlader ist derjenige Teilnehmer in der Transportkette, der die Ladung/Transportgut erstmals aufgibt. Unter einem Verlader versteht man ein Unternehmen, das Logistikdienstleistungen (Transport, Verladen etc.) bei einem Logistikdienstleister in Auftrag gibt.
Logistikdienstleister Logistikdienstleister (abgekürzt: LDL; Englisch: logistics service provider) bezeichnet die Weiterentwicklung des traditionellen Speditionsgeschäfts. Über Transport, Umschlag und Lagerung (TUL) hinaus bietet der LDL weitere Leistungen und Lösungen an, zum Beispiel kundenbezogene Lagerung, Kommissionierung, Assemblierung, Fakturierung usw. LDL und 3PL werden häufig synonym verwendet.
City Der in der Stadtforschung und im allgemeinen Sprachgebrauch für die Kennzeichnung des Stadtzentrums meist größerer Städte verwendete Begriff City ist nicht eindeutig, da er im Englischen eine völlig andere Bedeutung hat. Im englischen Sprachgebrauch kann der Begriff City für drei verschiedene Varianten stehen:
  1. allgemein für eine Großstadt,
  2. für eine historische Stadt mit Bischofssitz und Kathedrale,
  3. für eine Stadt mit königlicher Urkunde und zeremoniellen Privilegien.
Der deutsch Begriff der City leitet sich aus der frühen Konzentration von Bürofunktionen in der historischen City of London ab, da sich dort bereits im 18. Jahrhundert mit dem aufkommenden und rasch entfaltenden Banken- und Versicherungswesen der neue Typ des Bürohauses herausbildete, der den Prozess der Citybildung enorm beschleunigte. In erster Linie ist City ein Funktionsbegriff. Die City ist der zentralst gelegene Teilraum einer größeren Stadt mit einer räumlichen Konzentration hochrangiger zentraler Funktionen des tertiären und quartären Sektors.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?349966

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 22:24:15