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Nachhaltige Transportorganisation und -kooperationen

Erstellt am: 04.05.2011 | Stand des Wissens: 09.11.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig

Allgemein besteht ein Transportsystem aus den Komponenten Transporteinheit (Transportgut mit oder ohne Transporthilfsmittel), Transportmittel sowie Transportorganisation [Mart99, S. 7].

Die Transportorganisation kann dabei in Aufbauorganisation, Ablauforganisation und Informationsorganisation gegliedert werden. Sie legt die Verantwortlichkeit und die Aufgaben für ein optimales Zusammenwirken von Personen, Gütern und Transportmitteln fest und sorgt für einen reibungslosen Ablauf innerhalb des Transportsystems. Zu den Aufgaben der Transportorganisation zählen zum Beispiel:
  • Transportdisposition
  • Entwicklung und Definition von Transportstrategien
  • Verwaltung der Transportmittel [Mart99, S. 10]

Eine effiziente Transportorganisation ist wesentlich für die Optimierung der Nachhaltigkeit von Güterverkehrs- und Logistikunternehmen. "Nachhaltigkeit, im Sinne ökologischer Zielvorstellungen, stellt auf die generelle Minderung der Transportintensität des Wirtschaftens und auf die Wahl ökologisch vorteilhafter Verkehrsmittel ab, um den mit Transportaktivitäten verbundenen Verbrauch endlicher Ressourcen zu begrenzen und die durch Lärm- und Schadstoffemissionen, den Ausstoß von CO2 sowie die durch ungedeckte Unfallfolgekosten verursachten externen Kosten zu mindern" [ArIs08, S. 1044].

Als operationale Zielgrößen für die ökologische Nachhaltigkeit der Transportplanung und -organisation gelten demnach:
  • Senkung der mittleren Transportweite
  • Steigerung der Transporteffizienz (höhere Auslastung)
  • Verlagerung des Transports auf umweltfreundlichere Transportmittel [ArIs08, S. 1044f.]
Diese Zielgrößen können mithilfe der Digitalisierung interner Prozesse schneller umgesetzt werden [LIHH20a]. Durch die Kooperation von Güterverkehrs- und Logistikunternehmen kann ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der genannten Ziele geleistet und die Nachhaltigkeit innerhalb der Branche erhöht werden [LIHH10a, S. 36; ArIs08, S. 1044f.; HüGr07; Wilk07, S. 24].
Allgemein wird zwischen zwei Hauptformen der Kooperation unterschieden: 
  1. Horizontale Transportkooperation bezeichnet die Zusammenarbeit von Wirtschaftszweigen des Transportwesens, die Güter gleicher oder unterschiedlicher Art räumlich und zeitlich nebeneinander (Parallelverkehr) befördern. 
  2. Vertikale Transportkooperationen entstehen hingegen beim Zusammenwirken der verschiedenen Akteure, die im unmittelbaren räumlichen und zeitlichen Nacheinander das gleiche Gut befördern beziehungsweise den Transport organisieren. Vertikale Kooperationsbeziehungen können sich daher nur im Verlauf einer Transportkette ergeben, was einen gebrochenen beziehungsweise kombinierten Ladungsverkehr voraussetzt [Hild08, S. 79].
Zur nachhaltigen Gestaltung der Transportorganisation und zur Umsetzung von nachhaltigen Kooperationsmodellen werden verschiedene Ansätze verfolgt. Einige dieser Ansätze werden in den nachfolgenden Syntheseberichten näher erläutert.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Verkehrsplanung und Logistik, Prof. Dr.-Ing. H. Flämig
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Nachhaltige Transportorganisation und -kooperationen (Stand des Wissens: 09.11.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?350474
Literatur
[ArIs08] Arnold, D., Isermann, H., Kuhn, A., Furmans, K., Tempelmeier, H. Handbuch Logistik, Ausgabe/Auflage 3., neu bearbeitete Auflage, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2008, ISBN/ISSN 3540729283
[Hild08] Hildebrand, Wolf-Christian Management von Transportnetzwerken im containerisierten Seehafenhinterlandverkehr - Ein Gestaltungsmodell zur Effizienzsteigerung von Transportprozessen in der Verkehrslogistik, veröffentlicht in Schriftenreihe Logistik der Technischen Universität Berlin, Ausgabe/Auflage Band 6, 2008
[HüGr07] Hülsmann, Michael, Grapp, Jörn Nachhaltigkeit und Logistik-Management - Konzeptionelle Betrachtungen zu Kompatibilität, Komplexität, Widersprüchen, Selbststeuerung, veröffentlicht in Nachhaltigkeit und Widersprüche - Eine Managementperspektive, LIT Verlag, Hamburg, 2007/06/15
[LIHH10a] Arbeitskreis Nachhaltigkeit der Logistik-Initiative Hamburg e.V. Leitfaden Nachhaltigkeit in der Logistik, 2010/05/26
[LIHH20a] Logistik-Initiative Hamburg (Hrsg.) Emissionsdaten in der Transportlogistik, 2020
[Mart99] Martin, Heinrich Praxiswissen Materialflussplanung - Transportieren, Handhaben, Lagern, Kommissionieren, Viewegs Fachbücher der Technik Vieweg / Braunschweig, Wiesbaden, 1999, ISBN/ISSN 3-528-06928-7
[Wilk07] Wilkens, Stefan Effizientes Nachhaltigkeitsmanagement, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Deutscher Universitäts-Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2007/12
Glossar
Ladungsverkehr Der Ladungsverkehr ist hauptsächlich durch das Sendungsgewicht der transportierten Güter (meist Industriegüter ohne spez. Handlingsbedürfnisse), das zwischen 2,5 Tonnen und 25 Tonnen liegt, gekennzeichnet. Ladungsverkehr ist eine Form der Transportabwicklung, bei der Güter zu einer Ladeeinheit zusammengefasst sind und die Einheit ohne Auflösung direkt vom Versender zum Empfänger transportiert wird (im Gegensatz zum Stückgutverkehr oder Paketdienst, wo die Bündelung in Umschlagslagern erfolgt). Eine gesetzliche Definition des Begriffes Ladungsverkehr gibt es in § 4 Kraftverkehrsordnung (KVO), wonach die Entscheidung beim Versender liegt, ob dieser das Gut als Stückgut oder Ladungsverkehr aufgibt. Der Transport der Ladung erfolgt typischerweise in Wechselaufbauten, Sattelaufliegern oder Containern. Der Ladungsverkehr wird auf der Straße, Schiene, Luft und See abgewickelt, wobei auch eine Kombination der Verkehrsträger möglich ist (Kombinierter Ladungsverkehr). Die Abwicklungsform des Ladungsverkehr wird in der Praxis in der Regel ab einem Sendungsgewicht von 1.500-2.000 kg gewählt. Der wirtschaftliche Anreiz für Ladungsverkehre liegt in der Ersparnis, die sich daraus ergibt, dass keine Sammel-, Verteil- oder Umschlagsaktivitäten nötig sind.
Transportkette
Nach DIN 30781 eine Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden, im weiteren Sinne alle Transferprozesse zwischen Quelle und Senke.
Externe Kosten Kosten, die nicht vom eigentlichen Verursacher, sondern von der Allgemeinheit getragen werden und deshalb nicht in den Marktpreisen enthalten sind, werden als externe Kosten bezeichnet.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?349901

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 09:36:58