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Rahmenprogramme der Europäischen Union und Deutschlands zur Weiterentwicklung des Schienennetzes

Erstellt am: 27.04.2011 | Stand des Wissens: 11.02.2021
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Sowohl die Europäische Union als auch das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) haben Ende der 2000er Jahre Aktionspläne und Programme zur Verbesserung des Güterverkehrs veröffentlicht. Bestandteil dieser Pläne sind u. a. auch Vorschläge zu einem nachhaltigen Aus- und Neubau der Schieneninfrastruktur.
Programme der Europäischen Union
Die zwei Rahmenprogramme der EU unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ausrichtung nur geringfügig. Kernelement ist jeweils die Steigerung der Effizienz des Güterverkehrs [EUKOM07c, S. 6], sowie ein bedarfsgerechter Ausbau von Verkehrsinfrastruktur. Durch die Bündelung von korridorspezifischen Maßnahmen sollen so schnelle Verbesserungen bezüglich der Leistungsfähigkeit des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) erreicht werden.
"Das Programm der EU für den Güterverkehr - Steigerung der Effizienz, Integration und Nachhaltigkeit des Güterverkehrs in Europa" empfiehlt mit Blick auf die Schieneninfrastruktur einen Ausbau des transeuropäischen Netzes sowie die Einführung des europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems ERTMS [EU07d, S. 5]. Zudem verweist sie auf den "Aktionsplan für die Güterverkehrslogistik" [EU07d, S. 3ff]. Dieser umfasst einen vielschichtigen Katalog von Maßnahmen, die insbesondere der Förderung des intermodalen Güterverkehrs gewidmet sind [EUKOM07c].
Mit der 2010 verabschiedeten der Verordnung (EU) 2010/913 hat die EU die Schaffung von transnationalen Güterverkehrskorridoren initialisiert, auf denen internationale Zugsicherungsstandards zügig installiert und der Güterverkehr vorrangig behandelt werden soll.
Rahmenprogramme des BMVBS
Teile des europäischen "Aktionsplan Güterverkehrslogistik" wiederum fanden Eingang in den deutschen "Masterplan Güterverkehr und Logistik" des BMVBS. Das Ministerium hat mit Herausgabe dieses nationalen Masterplans 2008 zugleich einen Rahmenplan für Investitionen im deutschen Verkehrssektor geschaffen. Der im November 2010 als "Aktionsplan" fortgeschriebene und zuletzt 2017 neu aufgelegte Masterplan definiert hierbei verkehrspolitische Ziele um eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur zu realisieren.
Hiermit verbundene Ziele lauten unter anderem: Verkehrseffizienz steigern, Verkehr vermeiden und verlagern sowie die Infrastruktur bedarfsgerecht ausbauen. (Vgl. BMVBS08d, S. 18ff.) Speziell für die Infrastruktur des Verkehrsträgers Schiene wurden 2017 folgende Maßnahmen konkretisiert:
Sowohl die Rahmenpläne der Europäischen Union als auch jene des Bundesverkehrsministeriums stellen allerdings lediglich Absichtserklärungen dar, sie enthalten keine konkreten Investitionsvolumina für geplante Maßnahmen. Diese sind in anderen dezidierteren Verkehrsinvestitionsprogrammen wie z. B. dem Masterplan Schiene Seehafen-Hinterland-Verkehr [DBAG07n] zu finden.
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Entwicklungsstrategien und Investitionsprogramme für Neu- und Ausbauprojekte im deutschen Schienennetz (Stand des Wissens: 08.11.2019)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?359052
Literatur
[BMVBS08d] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Masterplan Güterverkehr und Logistik, Berlin, 2008/09
[BMVBS10i] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Aktionsplan Güterverkehr und Logistik-Logistikinitiative für Deutschland , 2010
[BMVI17ak] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Aktionsplan Güterverkehr und Logistik - nachhaltig und effizient in die Zukunft (3.Aktualisierung, September 2017), 2017/10/02
[DBAG07n] o.A. Masterplan Schiene, Seehafen-Hinterlandverkehr, Berlin, 2007/08/27
[EU07d] Europäische Kommission Das Programm der EU für den Güterverkehr Steigerung der Effizienz, Integration und Nachhaltigkeit des Güterverkehrs in Europa, 2007/10/18
[EUKOM07c] o. A. Aktionsplan Güterverkehrslogistik, Brüssel, 2007/10/18
Rechtsvorschriften
[(EU) 2010/913] Verordnung (EU) Nr. 913/2010 [...] zur Schaffung eines europäischen Schienennetzes für einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr
Glossar
Schienengüterverkehr
Unter Schienengüterverkehr (SGV) wird der Transport von Gütern mit der Eisenbahn verstanden. Diese werden in Güterzügen unter Verwendung (spezieller) Güterwagen befördert. Diese Verkehre können entweder auf gesonderten Güterverkehrsstrecken oder im Mischverkehr, auf gemeinsam durch den Güter- und Personenverkehr genutzten Strecken, realisiert werden. Leistungen des Schienengüterverkehrs werden häufig als Teil einer Logistikkette in logistische Gesamtkonzepte eingebunden.
Hinterland Das Hinterland eines Seehafen ist das landeinwärts hinter dem Hafen liegende Territorium, welches durch die Herkunfts- und Bestimmungsorte der im Hafen abzufertigen Güter und Passagiere begrenzt wird. Seine Grenzen hängen von den Hinterlandverkehrsanbindungen ab und variieren nach Gutarten, den Umschlagkapazitäten, dem Schiffstyp und der Verkehrsinfrastruktur. Das Vorland eines Seehafens ist das seewärts vor dem Hafen liegende Territorium, welches durch die überseeischen Herkunfts- und Bestimmungsorte der Güter begrenzt wird.
European Rail Traffic Management System
Das European Rail Traffic Management System (ERTMS) ist ein Projekt, dessen Ziel es ist, durch Schaffung von einheitlichen Standards für die infrastruktur- und fahrzeugseitige Eisenbahnsicherungtechnik die EU-weite Interoperabilität des Schienenverkehrs zu erreichen.
Das Projekt zielt auf die vier Bereiche Traffic Management (Betriebsleittechnik), Signalling (Stellwerkstechnik), Train Control System (Zugbeeinflussung) und Voice and Data Communikation (Zugfunk) ab. Konkrete Projekte innerhalb des ERTMS sind Europtirails (grenzüberschreitenden Austausch von Zuglaufinformationen), INESS (Vereinheitlichung der Stellwerkstechnik), ETCS (Zugbeeinflussungssystem) und GSM-R (Zugfunksystem).
Trans-European Transport Network Das Trans-European Transport Network, TEN-T (dt. Transeuropäisches Verkehrsnetz, kurz TEN-V) ist ein Teilnetz der sog. Trans-European Networks, TEN (dt. Transeuropäische Netze, kurz TEN). Zu diesen zählen neben den Verkehrsnetzen bspw. auch Netzwerke der Telekommunikation oder der Energieversorgung.
BMDV
Bundesministerium für Digitales und Verkehr (bis 10/2005 BMVBW, bis 12/2013 BMVBS und bis 11/2021 BMVI)
Leit- und Sicherungstechnik
Unter dem Begriff der Leit- und Sicherungstechnik (LST) werden technische Maßnahmen zusammengefasst, die getroffen werden, um einen sicheren, meist signalgeführten Eisenbahnbetrieb durchzuführen. Sie regelt die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den Anlagen, den Signalen und den Fahrzeugen, die zur sicheren Durchführung von Zug- und anderen Fahrten notwendig sind. Wichtigster Bestandteil der LST ist die Stellwerkstechnik, mit Hilfe derer das Stellen von Weichen und Signalen sowie die Sicherung von Fahrstraßen erfolgt. Zur LST gehört auch die Zugbeeinflussung (z. B. PZB, LZB, ETCS).
Verkehrseffizienz
Beurteilungskriterium, welches beschreibt, inwieweit verkehrliche Maßnahmen, wie beispielsweise Ersparnisse in Fahrzeit, Spritverbrauch und Abgasausstoß, dass vorgegebene Ziel in einer bestimmten Art und Weise erfüllen
Schienenpersonenfernverkehr
Der Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) ist die Beförderung von Reisenden mit Eisenbahnzügen über längere Strecken mit mehr als einer Stunde Fahrzeit oder 50 km Entfernung. Im Gegenzug zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bzw. dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wird der SPFV eigenwirtschaftlich betrieben und muss sich betriebsökonomisch selbst tragen.
Instandhaltung
Im Kontext des Erhaltungsmanagements bezeichnen die Begriffe "Instandhaltung" und "bauliche Unterhaltung" bauliche Maßnahmen kleineren Umfangs zur Substanzerhaltung von Verkehrsflächen, die mit geringem Aufwand in der Regel sofort nach Auftreten eines örtlich begrenzten Schadens ausgeführt werden.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?349254

Gedruckt am Sonntag, 28. Mai 2023 10:58:04