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Die Deutsche Bahn AG als Akteur von Schienenverkehrsangeboten

Erstellt am: 21.02.2011 | Stand des Wissens: 29.02.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Der Energieverbrauch des Systems Bahn im Jahre 2013 entsprach mit circa 10 Terrawattstunden (TWh) etwa der Hälfte des Haushaltsenergieverbrauchs des Stadtstaats Berlin im Jahre 2013 und etwa 1,5 Prozent des gesamtdeutschen Stromverbrauchs [DBNB13; UVKB13; STABU15b; BaBr11]. Um diesen ökologisch und ökonomisch signifikanten Wert zu reduzieren, wurde im Jahr 1994 vom Deutsche Bahn AG (DB AG) das "Energiesparprogramm 2005" aufgelegt. Ziel war es, den spezifischen Primärenergiebedarf (abweichend von DIN 5485 bezogen auf die Verkehrsleistung, also Personenkilometer und Nettotonnenkilometer) bis 2005 (Basisjahr 1995) um 25 Prozent zu reduzieren. Folgende Maßnahmen standen dabei im Mittelpunkt: Umstellung von Diesel- auf Elektrotraktion, Einsatz energieeffizienter Fahrzeuge, höhere Reisezugauslastung und Schulung der Triebfahrzeugführer zu verbrauchsarmer Fahrweise. Bis 2010 senkte die DB AG, laut eigenen Angaben, den spezifischen Primärenergieverbrauch im Güterverkehr um etwa 43 Prozent, beim Personenfernverkehr um 16 Prozent und im Personennahverkehr um circa 42 Prozent [DBAG01d; DBAG03n; DBAG11j].
Der traktionsseitige Gesamtprimärenergieverbrauch konnte - trotz insgesamt steigender Verkehrsleistung - ebenfalls reduziert werden. Benötigte der Schienenverkehr des Unternehmens 1990 noch über 89 Petajoules (PJ), so waren 2011 lediglich noch circa 76 PJ erforderlich (Abbildung 1) [UMBU13]. Dies bedeutet also eine Abnahme des absoluten Primärenergiebedarfs zwischen 1990 und 2012  bei steigender Verkehrsleistung um fast 15 Prozent.
Traktionsbezogener Energieverbrauch des Schienenverkehrs im Zeitraum zwischen 1990 und 2012 (Schienengüter- und Schienenpersonenverkehr)Abb. 1: Traktionsbezogener Energieverbrauch des Schienenverkehrs im Zeitraum zwischen 1990 und 2012 (Schienengüter- und Schienenpersonenverkehr). Eigene Darstellung nach [UMBU13] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Das von der DB AG erarbeitete Konzept Starke Schiene ist ein Konzept, das auch die Grüne Transformation des DB Konzerns beinhaltet. Der Konzern möchte demnach bis 2040 klimaneutral werden und dafür bis 2030 80% des DB-Bahnstrommixes aus erneuerbaren Energien und bis spätestens 2038 100% der DB-Eisenbahnverkehrsunternehmen auf Ökostrom umstellen.
Spezifische Kohlenstoffdioxid-Emissionen der Deutschen Bahn AGAbb. 2: Spezifische Kohlenstoffdioxid-Emissionen der Deutschen Bahn AG. Eigene Darstellung nach [DBNB13; DBAG13y; DBNB11; DBNB10; DBNB09; DBNB08; DBKN15] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Die DB AG betätigt sich in der praxisnahen Forschung rund um das Thema energieeffiziente und umweltfreundliche Technologien. Die 2010 gegründete Plattform "Eco Rail Innovation", in der die Deutsche Bahn mit der Fahrzeugindustrie kooperiert, ist in Brandenburg an der Havel angesiedelt. Sie soll Vorhaben mit baldiger Marktreife bezüglich der Reduktion der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, neue Dieselfahrzeuge und alternative Energieerzeugung vorantreiben [GoGo12]. Mit der Devise Null Emissionen 2050 soll sie als Leitbild für Schienenverkehrswirtschaft und Infrastruktur agieren [EURA11]. Ferner entwickelt das konzerneigene DB Umweltzentrum in Berlin Konzepte und Programme, um sowohl die unternehmens- als auch die verkehrsträgerbezogene Umweltbilanz weiter zu verbessern. Dabei werden in Zusammenarbeit mit anderen Geschäftsbereichen Felder, auf denen weiterer Handlungsbedarf besteht, identifiziert, einschlägige Entwicklungen überwacht und jeweils erzielte Fortschritte dokumentiert [DBUZ14] .
Der Umweltbericht der Deutschen Bahn AG ist 2007 durch den erstmals erschienenen Nachhaltigkeitsbericht ersetzt worden, welcher seitdem jedes Jahr erscheint [DBAG13y]. Seit 2014 ist der Nachhaltigkeitsbericht Teil des jährlichen integrierten Berichtes. Kennzahlen werden weiterhin auf der Internetpräsenz der Deutschen Bahn veröffentlicht. Darin werden die Umwelt- sowie Personal- und Sozialberichterstattung des Konzerns dargestellt, erweitert um die Themen nachhaltiger Verkehr und nachhaltige Unternehmensverantwortung. Der Nachhaltigkeitsbegriff betrifft hierbei neben den Umweltaspekten auch das nachhaltige ökonomische Wachstum sowie die Kundenzufriedenheit. Alle bei dem Firmenkundenprogramm der DB registrierten Geschäftsreisenden fahren im Fernverkehr innerhalb Deutschlands seit 2013 mit Öko-Strom, seit 2018 sind alle Fernfahrten innerhalb Deutschland mit Öko-Strom [DBAG13y]. Auch DB Schenker bietet seinen Geschäftspartnern Lösungen für die Reduktion der Kohlenstoffdioxid-Emissionen entlang der Lieferkette [DBAG13y].
Die Deutsche Bahn gibt für das Jahr 2018 an, 57,2 Prozent des für den Zugbetrieb benötigten Stroms aus regenerativen Energiequellen bezogen zu haben. Davon sind etwa 21 Prozent dem 100%-Ökostromangebot im Fernverkehr zuzuschreiben, welches durch dessen Mehreinnahmen gefördert werden (Abbildung 3) [DBIB18]. Das ist eine Steigerung von 13,2 Prozent zum Vorjahr und 15,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2016. Mit diesem Trend konnte bereits 2013 das angestrebte Ziel eines Ökostromanteils von 35 % erreicht werden. Die Anteilsgewinne regenerativer Energien gehen zu Lasten der Braunkohle, deren Anteil um nahezu 5 Prozentpunkte abnimmt. Grundsätzlich ist anzumerken, dass der Anteil erneuerbarer Energien am DB-Traktionsstrom-Mix den des Bundesdurchschnitts übertrifft. Auch im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln nehmen schienengebundene Beförderungsangebote vor diesem Hintergrund eine Spitzenposition ein [DBAG13y; DBAG15b].
Bahnstrommix in ProzentAbb. 3: Bahnstrommix in Prozent [DBIB18] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Für das Jahr 2021 gibt die DB an 62,2 Prozent ihres Bahnstrommixes aus Erneuerbaren Energien zu beziehen (Abbildung 4) [DB22b]. Im Vergleich zu 2018 ist ein Rückgang fast aller anderer Energiequellen zu verzeichnen, lediglich der Anteil von Braunkohle ist seit 2018 um 1,1% gestiegen.
DB Bahnstrommix in Deutschland.png
Abb. 4: DB Bahnstrommix in Prozent für 2021 und 2022 [DB22b]  (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Effizienzpotenziale im Schienenverkehr (Stand des Wissens: 28.02.2017)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?487371
Literatur
[BaBr11] o. A. Mindestens 35 Prozent Erneuerbare bis 2020 -
Interview mit Dr. Hans-Jürgen Witschke, veröffentlicht in Elektrische Bahnen, Ausgabe/Auflage 10/2011, Oldenbourg Industrieverlag GmbH, München, 2011/10, ISBN/ISSN 0013-5437
[DB22b] Deutsche Bahn Integrierter Bericht 2022, 2023/03/07
[DBAG01d] o. A. Umweltbericht 2000, Berlin, 2001
[DBAG03n] k.A. Umweltbericht Daten und Fakten 2002, 2003
[DBAG11j] o. A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2010, Berlin, 2011/09
[DBAG13y] o. A. Nachhaltigkeitsbericht 2012, Berlin, 2013/07
[DBAG15b] o.A. Deutsche Bahn Integrierter Bericht, Berlin, 2015
[DBIB18] Deutsche Bahn AG (Hrsg.) Deutsche Bahn Integrierter Bericht 2018 - Auf dem Weg zu einer besseren Bahn, 2019/03/28
[DBKN15] o.A. DB Konzern Kennzahlen 2015, 2015
[DBNB08] o.A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2008, 2008
[DBNB09] o.A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2009, 2009
[DBNB10] o.A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2010, 2013
[DBNB11] o.A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2011, 2011
[DBNB13] o.A. Kennzahlen und Fakten zur Nachhaltigkeit 2013, 2013
[DBUZ14] o.A. 20 Jahre DB Umweltzentrum, 2014
[EURA11] o.A. Vision "Null Emission 2050" für das System Schiene, 2011, Online-Referenz http://www.eurailpress.de/news/umwelt/single-view/news/vision-null-emission-2050-fuer-das-system-schiene.html
[GoGo12] Goldenberg, Philipp, Goldenberg, Vladimir, Reppich, Marcus, Anwendungsmöglichkeiten erneuerbarer Energiequellen im Bahnsektor, veröffentlicht in Eisenbahningenieur, Ausgabe/Auflage 02/2012, DVV Media Group GmbH, Hamburg, 2012/02, ISBN/ISSN 0013-2810
[STABU15b] o.A. Keine weiteren Einsparungen beim Energieverbrauch privater Haushalte 2015, 2015
[UMBU13] o.A. Indikator: Energieverbrauch des Verkehrs, 2013, Online-Referenz https://www.umweltbundesamt.de/indikator-energieverbrauch-des-verkehrs
[UVKB13] o.A. Berliner Energie und CO2-Bilanz 2013, 2013
Glossar
Personenkilometer
Die Einheit Personenkilometer [Pkm] beschreibt die im Rahmen einer Personenbeförderung erbrachte Verkehrsarbeit. Diese definiert sich als Produkt der Verkehrsmenge (Summe der beförderten Personen) und der von dieser dabei zurückgelegten Wegstrecke in km.
Verkehrsarbeit [Pkm] = Verkehrsmenge [P] * Wegstrecke [km]
Traktion Unter Traktion versteht man im Schienenverkehrsbereich die kraftgetriebene Fortbewegung von Triebfahrzeugen. Bei der Art des Antriebssystems unterscheidet man heutzutage i. d. R. Triebfahrzeuge mit dieselelektrischen oder -hydraulischen bzw. rein elektrischen Aggregaten zur Kraftübertragung (auch: Diesel- bzw. Elektrotraktion).  Die Traktionsart Dampf wird hierzulande nur noch im Bereich von Museumsbahnen eingesetzt. Mehrere gekoppelte Triebfahrzeuge bilden eine sog. Mehrfachtraktion. Üblicherweise werden diese nach der Anzahl der eingesetzten Triebfahrzeuge benannt (z. B. Doppel- oder Dreifachtraktion).
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.
Eisenbahnverkehrsunternehmen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind öffentliche Einrichtungen oder privatrechtlich organisierte Unternehmen, die Eisenbahnverkehrsleistungen erbringen. "Eisenbahnverkehrsunternehmen" stellt einen europarechtlichen Begriff dar, welcher durch nationales Recht in Form von § 2 (1) des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) konkretisiert wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?342586

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 08:10:59