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Alternative Antriebe im ÖPNV

Erstellt am: 14.12.2010 | Stand des Wissens: 08.03.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Alternative Antriebe bezeichnen Antriebskonzepte von Fahrzeugen, die sich von den am Markt etablierten, herkömmlichen Antriebssystemen unterscheiden. Auch im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gewinnen sie immer mehr an Bedeutung. Da ein Großteil der Fahrzeuge im Stadtverkehr eingesetzt wird, wird vorausgesetzt, dass insbesondere die lokalen Emissionswerte deutlich besser sind gegenüber den konventionellen Antrieben. Ein weiterer Punkt ist die hohe, innerstädtische Lärmbelastung durch den Verkehr. Somit sollten die neuen Antriebe geräuscharm sein. Bei allen technischen Verbesserungen muss aber darauf geachtet werden, dass der Fahrkomfort und die Kapazität insgesamt nicht darunter leidet.
Die vorgegebenen Fahrpläne, regelmäßigen Haltestellen, die geringe durchschnittliche Geschwindigkeit und die kurzen Strecken eignen sich für eine Elektrifizierung der Busse. Besonders der Einsatz von Elektrobussen im ÖPNV ist mit einer Umstellung der Beschaffungsstrategien verbunden. Während beispielsweise ein konventioneller Dieselbus nach der Beschaffung auf jeder Linie eingesetzt werden kann, ist dies für Elektrobusse aufgrund ihrer beschränkten Reichweite nur bedingt möglich. Weiterhin spielt bei Elektrobussen das Zusammenspiel von Batteriekapazität und Ladeinfrastruktur eine Rolle. Je kleinere Batterien in Elektrobussen verwendet werden können, desto leichter und effizienter sind die Busse. Weiterhin sind Batterien in der Anschaffung teuer, sodass kleinere Batterien die Anschaffungskosten von Elektrobussen senken können. Kleinere Batterien bedeuten aber im Umkehrschluss, dass Lademöglichkeiten während der Busfahrt vorgesehen werden müssen. Hierzu bieten sich Haltestellen an, da diese mit einem Fahrzeugstopp verbunden sind. Eine optimale Auslegung von Batteriegröße und Ladeinfrastruktur kann daher nur in Kombination und streckenspezifisch beziehungsweise liniengebunden erfolgen. Insgesamt kann ein Elektrobus demnach bei der Anschaffung nicht mehr isoliert betrachtet werden, sondern ist vielmehr ein Teil eines aufeinander abgestimmten Verbunds aus Fahrzeug, skalierbarer Batterie und Ladeinfrastruktur [GaFu15]. Dies gilt umso mehr für Batterie-Oberleitungsbusse.
Busse mit alternativen Antrieben sind in der Anschaffung in der Regel teurer als konventionell angetriebene Busse. Zudem sind die Wartungskosten für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben noch deutlich höher. Oftmals ist der Aufbau einer eigenen Infrastruktur für alternative Kraftstoffe nötig. Dies beinhaltet den Aufbau eines flächendeckenden Tankstellennetzes sowie den Aufbau von Anlagen zur wirtschaftlichen Erzeugung des Kraftstoffes. Derzeit werden Busse mit Biogasantrieben, Hybridantrieben und Elektroantrieben im städtischen Betrieb verwendet.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Antriebstechnologien im Straßenverkehr (Stand des Wissens: 26.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?298940
Literatur
[GaFu15] Gauger, J. F., Funke, S. Á. Elektrische Linienbusse: vom Generalisten zum Spezialisten, veröffentlicht in DER NAHVERKEHR, Ausgabe/Auflage 33. Jahrgang, 3/2015, 2015/03/01
Glossar
Öffentlicher Personennahverkehr
Der öffentliche Personennahverkehr ist juristisch im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) definiert. Laut Paragraf 8, Absatz 1 und 2 umfasst der ÖPNV "die allgemein zugängliche Beförderung von Personen mit Straßenbahnen, Obussen und Kraftfahrzeugen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen". Taxen oder Mietwagen können dieses Angebot ersetzten, ergänzen oder verdichten.
Der Begriff ÖPNV bezieht sich in der Regel auf Strecken mit einer gesamten Reiseweite von weniger als 50 Kilometern oder einer gesamten Reisezeit von weniger als einer Stunde. Das in einer Stadt oder Region erforderliche Nahverkehrsangebot und dessen Eignung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird in einem Nahverkehrsplan definiert und festgehalten.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?336641

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 13:23:10