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Verhinderung von Ölverschmutzungen der Meeresumwelt

Erstellt am: 29.11.2010 | Stand des Wissens: 28.10.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Ölverschmutzungen der Meeresumwelt können umfangreiche ökologische und wirtschaftliche Schäden verursachen. Die verschiedenen maritimen Ökosysteme reagieren unterschiedlich empfindlich auf Verschmutzungen und verfügen über verschieden effektive Selbstreinigungsmechanismen. Durch gesetzliche Bestimmungen unter anderem zur Bauart von Tankerschiffen können Ölkatastrophen präventiv verhindert werden. Eine schnelle und wirksame Eindämmung und Beseitigung von größeren Ölaustritten soll den Schaden zusätzlich begrenzen.
Während größere Verschmutzungen überwiegend die Folge von Unfällen sind, ereignen sich kleinere Ölverschmutzungen vor allem beim Laden und Löschen und infolge anderer Bedienungsfehler. Problematisch gestaltet sich vor allem bei kleineren Verschmutzungen die Feststellung des Verursachers. Die Anzahl der registrierten Verschmutzungen ist sowohl nach Anzahl als auch nach ihrer Schwere rückläufig wie in Abbildung 1 dargestellt. 
Oil spills -2020.jpgAbb. 1: Registrierte Ölunfälle mit mehr als 7 Tonnen, 1970 - 2021 (eigene Darstellung nach [ITOPF21]) (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Das erste Übereinkommen zur Verhinderung von Ölverschmutzungen der Meere (OILPOL) wurde bereits 1954 geschlossen und 1958 wirksam, mehrfach ergänzt und 1973 im Wesentlichen in MARPOL Anlage I inkorporiert. Im Vordergrund standen zunächst die Ölverschmutzungen aus dem Routinebetrieb, insbesondere dem Waschen der Ladetanks von Rohöltankern mit Seewasser, das zunehmend beschränkt wurde. Die USA führten nach dem Untergang der Exxon Valdez mit dem Oil Pollution Act 1990 verschärfte Vorschriften für alle Schiffe, die US-Häfen anlaufen, ein. Ebenso waren Tankerunglücke vor der europäischen Küste (Erika 1999, Prestige 2002) Anlass für umfangreiche Maßnahmenpakete zur Verbesserung der Schiffsicherheit generell und der Sicherheit von Tankern sowie der Reaktionsfähigkeit bei Unfällen im Besonderen (Erika-Pakete der EU).
Wichtigste schiffbauliche Maßnahme zur Erhöhung von Sicherheit und Umweltschutz ist die durch zusätzliche Abkommen und die sogenannten Erika-Pakete der EU beschleunigte Stilllegung der Einhüllentanker bis 2005/2010 (mit Ausnahmen bis spätestens 2015) nach MARPOL Anlage I. Gearbeitet wird an Vorschriften, die generell die Doppelhüllenbauweise für die Brennstofftanks bei allen Schiffstypen vorsehen. Darüber hinaus werden auch die Anforderungen an Massengutfrachter in Zukunft verschärft. Die technischen Maßnahmen zur Verhütung von Ölverschmutzungen umfassen heute einerseits Bauvorschriften für Tanker (unter anderem zunächst segregierte Ballasttanks, gegebenenfalls Doppelhüllen) und andere Schiffe (Treibstofftanks), zum anderen Vorschriften für den Betrieb der Schiffe einschließlich Nachweispflichten zum Beispiel über den Verbleib von öligen Rückständen und die Erstellung von Notfallplänen für Ölunfälle.
Zur Sicherung der notwendigen Kooperation bei der Bekämpfung großer Ölverschmutzungen wurde die International Convention on Oil Pollution Preparedness, Response and Cooperation, 1990 (OPRC) geschlossen, die 1995 in Kraft trat und 2000 um ein Protokoll zu Gefahrgütern ergänzt wurde (OPRC-HNS Protocol). Sie soll insbesondere Entwicklungsländer bei Gefahrensituationen unterstützen. Die Nairobi International Convention on the Removal of Wrecks, 2007 betrifft die Lokalisierung, Kennzeichnung und Beseitigung von Wracks in internationalen Gewässern, die unter Umständen in Lade- und Brennstofftanks erhebliche Ölmengen haben können.
Nach der International Convention on Liability for Oil Pollution Damage, 1992 (CLC) haftet der Reeder für Schäden aus Ölverschmutzungen bis zu einer festgelegten Höchstgrenze, unabhängig davon, ob ein Verschulden vorliegt. Er ist verpflichtet, hierfür eine Versicherung abzuschließen. Übersteigt der Schaden die Reederversicherung, tritt der International Fund for Compensation for Oil Pollution Damage 1992 (IOPC Fund) ein.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Umwelt- und Klimaschutz im Seeverkehr (Stand des Wissens: 28.10.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?408691
Literatur
[ITOPF21] International Tank Owners Pollution Federation (ITOPF) (Hrsg.) Oil Tanker Spill Statistics 2020, 2021/01
Weiterführende Literatur
[PaSv09] FERRARO DI SILVI E CASTIGLIONE GUIDO, MEYER-ROUX SERGE, MUELLENHOFF OLIVER, PAVLIHA M., SVETAK J., TARCHI DARIO, TOPOUZELIS KONSTANTINOS Long Term Monitoring of Oil Spills in the European Seas, veröffentlicht in INTERNATIONAL JOURNAL OF REMOTE SENSING, Ausgabe/Auflage vol. 30 no. 3 p. 627-645, TAYLOR & FRANCIS LTD, London, 2009/02, ISBN/ISSN ISSN 0143-1161
[FePa10] Guido Ferraro , Marko Pavliha The European and International legal framework on monitoring and response to oil pollution from ships, veröffentlicht in Journal of Environmental Monitoring, Ausgabe/Auflage vol. 12 no. 3, 2010, ISBN/ISSN ISSN 1464-0325
[Knu10] Knudsen, OlavF. Transport interests and environmental regimes: The Baltic Sea transit of Russian oil exports, veröffentlicht in Energy Policy, Ausgabe/Auflage 38(2010), Elsevier, 2010, ISBN/ISSN ISSN: 0301-4215

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?334608

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 16:21:58