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Technologiespezifische Aspekte

Erstellt am: 24.11.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Neben der Förderung der Angebotsseite durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln und der Beeinflussung der Nachfrageseite durch Stimulanz der Nachfrage, gilt es im Sinne einer positiven technologischen Entwicklung insbesondere technologiespezifische Aspekte zu berücksichtigen.

Die möglichen Kunden neuer Technologien, können sich häufig die Nutzenpotenziale neuer Technologien nicht vorstellen. Gleichzeitig behindern Ängste sowie Wissens- und Verhaltensbarrieren die Adoption von Innovationen. Wesentliche Aufgabe des Technologiemarketings ist es daher, den Fortschritt der technologischen Entwicklung mit den Problemen potenzieller Kunden zu verknüpfen. Anwendungsfelder für neue Technologien und wettbewerbsfähige Problemlösungen sollen dabei identifiziert werden [SCHN02]. Zu den Instrumenten, um im Sinne der Technologie auf die Nachfrage einzuwirken, zählen Leuchtturmprojekte und deren Demonstrationsaktivitäten. Gerade bei jungen Technologien werden diese häufig staatlich, vor allem im Rahmen von Entwicklungsplänen, finanziert und gefördert. Ziel dabei ist es, den Bekanntheitsgrad der Technologie zu steigern und die Tauglichkeit in der Praxis zu verdeutlichen, um damit letztendlich die Akzeptanz der Gesellschaft durch objektive Informationen zu steigern. Daneben gilt es aber auch die technische Machbarkeit nachzuweisen, Praxiserfahrungen auszuwerten und die Zusammenarbeit der Akteure zu unterstützen [BMWA05b].

Ein geförderter intensiver Technologietransfer untereinander und eine gemeinsame Strategie einer Vielzahl von Akteuren führen zur Nutzung von Synergieeffekten, durch die sich die Technologie letztendlich schneller entwickeln kann. Technologietransfer trägt daher wesentlich wirtschaftlich zur Verwertung von F&E-Ergebnissen bei, indem er die Innovationskraft von Unternehmen stärkt und Forschungsbedarf identifiziert [PLES03]. Netzwerke stellen eine Form des direkten Technologietransfers dar. Durch die Zusammenarbeit in Netzwerken werden komplementäre Ressourcen gebündelt, um gemeinsame Ziele und Interessen durch Kooperationen zu erreichen. Durch den Zusammenschluss der verschiedenen beteiligten Organisationen wird nicht nur ein Know-how und Kompetenzgewinn erschlossen, sondern es werden vor allem auch Lerneffekte erzielt.
Des Weiteren forciert die Politik die Gründung von sogenannten Innovationsallianzen, die ein Instrument der FuT-Politik darstellen. Im Vordergrund dieser strategischen Kooperationen, die sich aus Vertretern der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammensetzen, steht jeweils die Ausrichtung auf einen bestimmten Anwendungsbereich [BMBF14b].
Des Weiteren sind für die Umsetzung der nationalen Förderprogramme und Entwicklungspläne koordinative Tätigkeiten zwischen den sich beteiligenden Akteuren und Institutionen durchzuführen. Dies kann zum Beispiel durch die Gründung bundeseigener Gesellschaften unterstützt werden, die in Absprache mit den Projektträgern der finanzierenden Ministerien die Gesamtkoordination von Förderprogrammen übernehmen [NIP07]. Diese Gesellschaften tragen durch Ihre übergeordnete Koordination bei der Umsetzung der Förderprogramme und durch ihre personelle Ausstattung durch Vertreter aller Organisationstypen zu einem verstärkten Technologietransfer bei.

Parallel zur Entwicklung der Technologie selbst ist es dringend erforderlich, in alle notwendigen infrastrukturellen Grundvoraussetzungen zu investieren, die die Weiterentwicklung, die Markteinführung und die Verbreitung der Technologie unterstützen und vorbereiten. Häufig entsteht dabei ein klassisches Henne-Ei-Problem. Zwischen den Akteuren der Technologie und den Akteuren der Infrastruktur kommt es zu einem Koordinationsproblem, das dazu führen kann, dass niemand aktiv am Marktgeschehen teilnimmt. Eine mögliche Strategie zur Lösung dieses Problems besteht darin, Informationen und Entwicklungen zwischen den beiden Seiten der Akteure auszutauschen [PEIT06]. Dabei gilt es die relevanten politischen und technologietreibenden Akteure zu berücksichtigen und eine gemeinsame Anstrengung anzustreben [SCHU05b]. Ein mögliches Mittel, diese Anstrengungen zu koordinieren, sind die sogenannten Innovationsallianzen.

Der aktuelle Forschungsbedarf der betrachteten Technologie beeinflusst das Verhalten aller Akteure. Den aktuellen Stand der Technologie und die kritischen technologischen Elemente gilt es restlos zu identifizieren. Zum einem gehören dazu sogenannte technologische "Bottlenecks", die durch wissenschaftliche Tätigkeiten angegangen werden können. Zum anderen aber auch marktorientierte Probleme wie zum Beispiel die hohen Herstellungskosten. Des Weiteren stehen neue Technologien in Konkurrenz zu bereits etablierten oder aber auch anderen neuen Technologien und müssen sich durchsetzen. Die Bewertung konkurrierender Technologien spielt dabei eine wichtige Rolle und kann die Entwicklung behindern oder unterstützen [JOCH07].

Für die Verbreitung neuer Technologien ist der Prozess der Normung durch staatlich anerkannte Normungsinstitute durchaus geeignet und erwünscht. Die Erarbeitung von Normen stellt damit ein unerlässliches Element der technologischen Infrastruktur dar und beeinflusst dadurch wesentlich die Entwicklung der Technologie [BLIN06]. Normungsinstitute existieren auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Die Normen selbst entstehen durch die Mitarbeit aller interessierten Kreise nach dem Konsensprinzip, so dass die Akteure aktiv Einfluss auf deren Gestaltung nehmen können. Normen haben dadurch einen positiven Einfluss auf den gesamten Innovationsprozess und stellen für die Forschung und Entwicklung eine relevante Wissensbasis dar. Sie können die Entwicklung neuer Technologien stark vorantreiben, indem sie als Katalysator in der Frühphase der Technologieentwicklung dienen und dadurch Technologien nachweislich schneller in marktfähige Produkte umsetzen [DIN20]. Gerade aber auch zur Unterstützung der breiten Marktdurchdringung sind Normen auf internationalem Level ein wichtiger Treiber. Daneben stellen Normen auch eine Möglichkeit dar, die Nachfrage und deren Akzeptanz zu beeinflussen. Durch die Einführung von Sicherheitsnormen kann die Qualität und Reife der Technologie signalisiert werden.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Innovation und Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?334383
Literatur
[BLIN06] Blind, Knut Deutsche Normen im internationalen Kontext, veröffentlicht in Studien zum deutschen Innovationssystem, Ausgabe/Auflage 14-2006, 2006
[BMBF14b] Bundesministerium für Bildung und Forschung Informationsgesellschaft - Weichen für die Zukunft stellen, 2014
[BMWA05b] Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit Strategiepapier zum Forschungsbedarf in der Wasserstoff-Energietechnologie; Strategiekreis Wasserstoff des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, Forschungsbericht Nr. 546, 2005
[DIN20] DIN Deutsches Institut für Normung e.V. Innovationsmanagement, 2020
[JOCH07] Jochem, Eberhard Wie lässt sich der Innovationsprozess zur Steigerung der Energieeffizienz beschleunigen? , 2007
[NIP07] Strategierat Wasserstoff und Brennstoffzellen Nationales Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) - Nationaler Entwicklungsplan, Ausgabe/Auflage 2.1, 2007
[PEIT06] Peitz, Martin Marktplätze und indirekte Netzwerkeffekte, veröffentlicht in Perspektiven der Wirtschaftspolitik , Ausgabe/Auflage 2006 7(3), 2006
[PLES03] Pleschak, Franz Technologietransfer - Anforderungen und Entwicklungstendenzen, 2003
[SCHN02] Schneider, Dieter Einführung in das Technologie-Marketing, Oldenbourg Wissensschaftsverlag, 2002
[SCHU05b] Schulz, Philippe, Przybyl, Siegbert, Schnell, Patrick Einstieg in den Umstieg, veröffentlicht in Wasserstoffauto: zwischen Markt und Mythos , 2005

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?334214

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 18:42:09