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Innovationstreiber und politische Rahmenbedingungen

Erstellt am: 24.11.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Der Innovationsprozesses und die damit verbundene Entwicklung von Technologien, beinhaltet eine Reihe verschiedenster Elemente, die die Akteure und deren Aktivitäten beeinflussen. In der Innovationsforschung gab es lange Zeit (vor allem in den 1960ern und 1970ern) eine Diskussion über den Ursprung von Innovationen, die sich unter den Stichworten der Effekte "Science-push" und "Demand-pull" subsummieren lassen. In der "Science-Push"-Variante [BUSH45] wird der Innovationsprozess durch "curiosity-oriented research" gestartet. Der Ursprung des Prozesses geht demnach auf die damit gemeinte Grundlagenforschung zurück, was zur angewandten Forschung, zur experimentellen Entwicklung und letztendlich zur Innovation führt. In der "Market-pull"-Variante ist es die Nachfrage des Marktes, die über die verschiedenen Phasen der Forschung zu Innovationen führt. So herrschte Uneinigkeit darüber, ob der technologische Wandel eher durch die Ergebnisse der Forschung und Entwicklung oder durch den Markt angestoßen und getrieben wird [NEME09]. Letztendlich setzte sich aber die Überzeugung durch, dass beide Effekte für die Entwicklung von Technologien verantwortlich sind:
  • "Science-push" oder auch "Technology-push":
    Kern dieses Effektes ist die Annahme, dass Fortschritte in der Wissenschaft die Innovationsrate und deren Ausrichtung beeinflussen [NEME09].
  • "Nachfrage-pull" oder auch "Market-pull":
    Die Innovationsrate und deren Ausrichtung werden vor allem durch die Nachfrage beeinflusst. Eine Änderung der Marktkonditionen motiviert die Akteure, um durch wissenschaftliche und technologische Aktivitäten unbefriedigte Bedürfnisse zu bedienen.
Diese Effekte können durch sogenannte Innovationstreiber beeinflusst werden, die sowohl treibend als auch hemmend wirken können. Als politische Instrumente können diese die Effekte beeinflussen und damit Einfluss auf den Innovationsprozess nehmen. Die treibenden Faktoren ("Driver") beeinflussen die Akteure im positiven Sinne und unterstützen daher den Innovationsprozess und die Entwicklung der Technologie. Hemmende Faktoren ("Barriers") hingegen, beeinträchtigen die Aktivitäten [RENT09] und daher auch den Innovationsprozess. Innovationstreiber können sowohl "Science-push-" als auch "Demand-pull-Effekte" auslösen und sogar zur regulativen Steuerung von Innovationsprozessen bewusst eingesetzt werden. In diesem Fall spricht man von "Regulatory-Push-" und "Regulatory-Pull-Effekten" [RENN00a]. So kann der Innovationsprozess durch den Einsatz regulativer Innovationstreiber initiiert, beschleunigt, verlangsamt oder sogar beendet werden.

Grundsätzlich stehen mit diesen zwei Effekten und den dahinterstehenden Instrumenten, Innovationstreiber zur Verfügung, die es gilt, im Sinne der technologischen Entwicklung bewusst einzusetzen. Alle innovativen Aktivitäten der Akteure und dadurch auch die Entwicklung von Innovationen und Technologien sind in ein politisches System eingebettet, das sowohl auf nationaler als auch zunehmend auf internationaler Ebene Einfluss nimmt. Entscheidend für die Lenkung neuer Technologien ist die Forschungs- und Technologiepolitik (FuT-Politik), die einen Teil der Wirtschaftspolitik darstellt. In der Literatur findet sich eine Reihe weiterer Begriffe, die sehr häufig synonym verwendet werden und fast nicht mehr zu unterscheiden sind: Industriepolitik, Wissenschafts- und Technologiepolitik oder Innovationspolitik [VOGE00a]. FuT-Politik sind dabei alle Anstrengungen des politischen Systems, das Forschungssystem zu gestalten und das Innovationsverhalten der involvierten Akteure positiv zu beeinflussen. Zu den Zielen der FuT-Politik gehört unter anderem die nachhaltige Entwicklung und monetäre Ausstattung der Forschungsinfrastruktur, die Schaffung einer innovationsorientierten Infrastruktur sowie die Beeinflussung der Technologieentwicklung in eine bestimmte Richtung [KUHL98]. Die Instrumente der FuT-Politik sind vielfältig und können wie folgt unterschieden werden:
instrumente.pngAbbildung 1: Instrumente staatlicher Forschungs- und Innovationspolitik [GRUP04] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Innovation und Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?334383
Literatur
[BUSH45] Bush, Vannevar Science, the endless frontier - Three centuries of science in America Baptist Tradition, 1945
[GRUP04] Grupp, Hariolf, Leger, Harald, Licht, Georg Technologie und Qualifikation für neue Märkte , 2004
[KUHL98] Kuhlmann, Stefan Politikmoderation-Evaluationsverfahren in der Forschungs- und Technologiepolitik, Nomos Verlagsgesellschaft , 1998
[NEME09] Nemet, George Demand-pull, technology-push, and government-led incentives for non-incremental technical change, veröffentlicht in Research Policy, Ausgabe/Auflage 38 (2009), 2009
[RENN00a] Rennings, Klaus Redefining innovation - eco-innovation research and the contribution from ecological economics, veröffentlicht in Ecological Economics , Ausgabe/Auflage 32 (2000), 2000
[RENT09] Ren, Tao Barriers and drivers for process innovation in the petrochemical industry: A case study , veröffentlicht in Journal of Engineering and Technology Management , Ausgabe/Auflage 26 (2009), 2009
[VOGE00a] Vogel, Christoph Deutschland im internationalen Technologiewettlauf - Bedeutung der Forschungs- und Technologiepolitik für die technologische Wettbewerbsfähigkeit;, veröffentlicht in Volkswirtschaftliche Schriften, Ausgabe/Auflage Heft 510, 2000

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?334197

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 06:49:50