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Anwendungsbedingungen von Emissionshandelssystemen

Erstellt am: 14.11.2010 | Stand des Wissens: 15.02.2024
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Für den Betrieb eines wirkungsvollen Zertifikatshandelssystems, sind einige Punkte zu beachten. Besonders wichtig scheint, dass die zu handelnden Güter homogen sind und dass das Handelssystem möglichst breit gefächert wird, um viele Akteure in den Handel einzubinden.

Homogene Schadstoffe ohne Hot-Spot-Bildung
Die Einrichtung eines Emissionshandels und damit eines Marktes mit handelbaren Zertifikaten ist nur dann sinnvoll, wenn es sich beim Handelsgegenstand um ein homogenes Gut handelt und keine Hot-Spots auftreten. Homogene Güter sind solche Güter, die sich gegenseitig ersetzen können. Dies bedeutet, dass weder der Ort noch die Zeit der Verteilung des zertifizierten Stoffs einen Einfluss auf die hervorgerufenen Schäden beziehungsweise Klimawirkungen haben dürfen. [HaJü99; Küll08, S. 43] Zertifikatssysteme sind somit nur für Globalschadstoffe, wie Kohlendioxid und seine Äquivalente (CO2 und CO2e), sinnvoll, nicht aber für Luftschadstoffe, wie Stickoxyde (NOx), die sich durch starke räumliche und (jahres-)zeitliche Unterschiede in der Belastungssituation kennzeichnen.

Große Unterschiede in Vermeidungskosten
Ein elementarer Baustein in eines Emissionshandelssystems ist die Möglichkeit der Realisierung von Handelsgewinnen durch die Marktteilnehmer am Zertifikatemarkt. Wer Anbieter und wer Nachfrager auf diesem künstlich geschaffenen Markt für Schadstoffzertifikate ist, ergibt sich aus strukturell unterschiedlichen Vermeidungskosten. Unternehmen mit hohen Grenzvermeidungskosten kaufen und Wirtschaftssubjekte mit geringen Vermeidungsmöglichkeiten verkaufen Zertifikate. Je größer die Unterschiede in den Vermeidungskosten der Zertifikatspflichtigen sind, desto höher sind realisierbare Handelsgewinne [SRU2002, S.232]. Es sollte ein möglichst umfassendes Handelssystem angestrebt werden sollte, denn je mehr Sektoren am Handel beteiligt sind, desto stärker dürften aufgrund unterschiedlicher Technologien die Vermeidungskosten voneinander abweichen. Somit kann der Emissionshandel florieren und die Anreizwirkung zur Einsparung von Emissionen steigt.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Literatur
[DEHSt15] Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) (Hrsg.) Emissionshandel in Zahlen, 2015/05
[DEHSt18a] Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) (Hrsg.) Überschüssige Zertifikate und Weiterentwicklung der Marktstabilitätsreserve, 2018/08/20
[HaJü99] Hansjürgens, Bernd Handelbare Umweltlizenzen - Funktionsbedingungen und Anwendungsmöglichkeiten, veröffentlicht in ZiF-Jahresbericht 1998/99, Bielefeld, 1999
[Küll08] Carolin Küll Grundrechtliche Probleme der Allokation von CO2-Zertifikaten, veröffentlicht in Schriftenreihe Natur und Recht, Band 10, Springer-Verlag/ Berlin Heidelberg, 2008/11/20, ISBN/ISSN 978-3-540-85831-7
[PWC02] Hohenstein, Christine; , Pelchen, Dr. Arthur; , Wieler, Barbara Zertifikatehandel im Verkehrsbereich als Instrument zur CO2-Reduzierung, 2002/11
[SRU2002] Rat von Sachverständigen für Umweltfragen Umweltgutachten 2002, Berlin, 2002/04/15
Glossar
NOx
= Stickoxide. Ist die Sammelbezeichnung für die Oxide des Stickstoffs. Die wichtigsten Stickoxide sind Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Es sind gasförmige Verbindungen, die sich nur wenig in Wasser lösen.
Die wichtigsten Stickoxid-Quellen sind natürliche Vorgänge, wie zum Beispiel mikrobiologische Umsetzungen im Boden, sowie Verbrennungsvorgänge bei Kraftwerken, Kraftfahrzeugen und industrielle Hochtemperaturprozesse, bei denen aus dem Sauerstoff und Stickstoff der Luft Stickoxide entstehen. Stickstoffdioxid ist ein Reizstoff, der die Schleimhäute von Augen, Nase, Rachen und des Atmungstraktes beeinträchtigt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?333571

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 10:21:31