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Regulatorische Instrumente zur Internalisierung negativer externer Effekte

Erstellt am: 14.11.2010 | Stand des Wissens: 16.02.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Ordnungsrechtliche Ansätze wie etwa Geschwindigkeitsbeschränkungen, Emissionsstandards oder technische Vorgaben geben in der Regel einen bestimmten Vermeidungs- bzw. Technologiepfad vor. Da generell keine hinreichenden Informationen über die Kosten der individuellen Vermeidungspfade vorliegen (dazu zählen beispielsweise auch Zeitkosten im Falle von Tempolimits), ist eine gesamtwirtschaftliche Kostenminimierung mit solchen Vorgaben in der Regel nicht erreichbar. Daher weisen ordnungsrechtliche Ansätze zur Emissionsreduktion in der Regel gegenüber marktbasierten Instrumenten Effizienznachteile auf. Dies gilt umso mehr, je konkreter die Vorgaben sind, da die Einschränkung der Wahlfreiheit der Marktteilnehmenden in der Regel mit insgesamt höheren Kosten einhergeht. Insbesondere die verpflichtende Vorgabe einzelner Technologien ist meist ineffizient, da die Möglichkeit zur Nutzung alternativer und möglicherweise zukünftig günstigerer Vermeidungsoptionen beschnitten wird [EwFW07].

Dennoch können ordnungsrechtliche Eingriffe insbesondere dann ihre Berechtigung haben, wenn aufgrund des Vorliegens von Marktversagen zu erwarten ist, dass die marktbasierten Instrumente ihre Effizienzvorteile nur unzureichend oder gar nicht entfalten können. So kann beispielsweise aufgrund von Unsicherheit oder Informationsasymmetrie die unzureichende Berücksichtigung zukünftiger Kraftstoffkosten zu einer Verzerrung von Pkw-Kaufentscheidungen führen. Somit würden verbrauchsarme Pkw in einem zu geringem Maße nachgefragt, da mögliche Ersparnisse durch den geringeren Verbrauch nicht in ausreichendem Maße in die Entscheidungsfindung einfließen. An dieser Stelle können neue Standards implementiert werden. Auch die verpflichtende Bereitstellung von Verbrauchs- und Emissionsinformationen durch die Fahrzeugherstellenden kann über die Erhöhung der Markttransparenz die Effizienz der Konsumentenentscheidungen erhöhen.

Dennoch ist die Gefahr, mittel- oder langfristig eine nicht Technologie als Standard zu definieren, relativ groß. Dies ist dann ein Problem, wenn diese Technologie mit hohen und sehr spezifischen Investitionen verbunden ist. Ein späterer Wechsel des Standards würde dann auf Konsumierendenseite zu hohen Kosten führen, da früher getätigte Investitionen wertlos werden. Dies bezeichnet man als Technologie lock-in, das heißt das Beharren auf einem sozial weniger erwünschten Standard zur Vermeidung hoher Wechselkosten. Deshalb sollten insbesondere technologische Standards nur für ausgereifte Technologien zum Einsatz kommen.
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Internalisierung negativer externer Effekte (Stand des Wissens: 20.02.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?333625
Literatur
[EwFW07] Ewers, Hans-Jürgen, Prof. Dr., Fritsch, Michael, Prof. Dr., Wein, Thomas, PD Dr. rer. oec. Marktversagen und Wirtschaftspolitik: Mikroökonomische Grundlagen staatlichen Handelns, Ausgabe/Auflage 7. Auflage, Vahlen, München, 2007, ISBN/ISSN ISBN 3800634627

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?333544

Gedruckt am Dienstag, 16. April 2024 20:10:42