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Pigou-Steuer

Erstellt am: 14.11.2010 | Stand des Wissens: 16.02.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Als Pigou-Steuer wird die Besteuerung von Produkten, die negativen Auswirkungen für unbeteiligte Dritte haben, bezeichnet. Sie wurde von Arthur Pigou entwickelt und stellt eine Lösung zur Lösung zur Internalisierung externer Effekte dar.
Im Rahmen der Analyse für diese Steuer werden ausschließlich Grenzwerte betrachtet. Grenzwerte, zum Beispiel Grenzkosten und Grenznutzen, beschreiben immer die Kosten, beziehungsweise den Nutzen der nächsten zu produzierenden oder konsumierenden Einheit eines Gutes. Wenn beispielsweise die Grenzkosten der Produktion dem Grenznutzen der Nachfragenden entsprechen, so ist die Produktion der nächsten Einheit so teuer wie der Nutzen (oder die Zahlungsbereitschaft) der Nachfragenden für diese Gütereinheit. 

Ein Beispiel für die Anwendung der Pigou-Steuer ist eine Spielzeugfabrik, welche die bei der Produktion anfallenden Abwässer in einen Fluss einleitet. Das Spielzeug kann bei einer Menge X zu einem Preis p abgesetzt werden. Die Preis-Absatzfunktion der Nachfrage ist mit N bezeichnet.

Bei der Produktion des Spielzeugs entstehen außerdem pro weiterer Einheit die Kosten PGK für den Spielzeugproduzierenden und die externen Kosten EGK durch das Abwasser für Fischer flussabwärts.

Auf dem freien Markt ohne Steuern würde sich ein Gleichgewicht an der Stelle X´ am Punkt C einstellen. Hier sind die Grenzkosten der Produktion (PGK) gleich dem Grenznutzen der Nachfrage (der Zahlungsbereitschaft) des Käufers. Es entstehen bei der Produktion des Gutes aber zusätzlich externe Grenzkosten (EGK). Damit ergibt sich das soziale Optimum im Punkt B, wo die sozialen Grenzkosten (SGK = PGK + EGK) dem Grenznutzen der Nachfrage (N) entsprechen und X´´ Einheiten des Gutes produziert werden.

Die Lösung von Pigou besteht darin, die privaten Grenzkosten durch den Steuersatz t so weit zu erhöhen, dass die privaten Grenzkosten der Produktion plus Steuer den sozialen Grenzkosten der Produktion entsprechen und der Punkt B als Marktgleichgewicht realisiert wird.

Ziel der Pigou-Steuer ist nicht in erster Linie die Erzeugung von Einnahmen, die zur Deckung des Staatshaushalts dienen. Es geht vielmehr darum, durch Anlastung der real entstehenden Kosten dafür zu sorgen, dass rationale Entscheidungen einzelner Marktteilnehmenden nicht zu gesamtwirtschaftlich suboptimalen Ergebnissen führen [Quelle: EwFW07].

Abbildung 1: Die Pigou-Steuer
Pigou.gif
Glossar
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Internalisierung negativer externer Effekte (Stand des Wissens: 20.02.2024)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?333625
Literatur
[EwFW07] Ewers, Hans-Jürgen, Prof. Dr., Fritsch, Michael, Prof. Dr., Wein, Thomas, PD Dr. rer. oec. Marktversagen und Wirtschaftspolitik: Mikroökonomische Grundlagen staatlichen Handelns, Ausgabe/Auflage 7. Auflage, Vahlen, München, 2007, ISBN/ISSN ISBN 3800634627
Glossar
Externe Kosten Kosten, die nicht vom eigentlichen Verursacher, sondern von der Allgemeinheit getragen werden und deshalb nicht in den Marktpreisen enthalten sind, werden als externe Kosten bezeichnet.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?333526

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 03:54:52