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Well-to-Wheel Betrachtung von batteriebetriebenen Fahrzeugen

Erstellt am: 04.11.2010 | Stand des Wissens: 08.03.2023
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IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.

Reine batteriebetriebene Elektrofahrzeuge galten lange als Nischenfahrzeuge mit dem Vorteil des emissionsfreien Betriebs (Tank-to-Wheel, TtW System). Hauptgründe hierfür waren die mit bisherigen Batterietypen geringen Reichweiten bei hohen Herstellungskosten [Grue06, S. 59]. Mit dem technologischen Fortschritt im Konsumgüterbereich (zum Beispiel bei Laptops oder Mobiltelefonen) wurde auch die Verbesserung der Attribute von Fahrzeugbatterien angetrieben. Mittlerweile stellen batteriebetriebene Fahrzeuge für viele eine ernsthafte Alternative zu konventionellen Fahrzeugen dar [HePe10, S. 114]. Trotz der technologischen Verbesserungen sind weiterhin die Kosten für die Fahrzeugbatterien für einen Großteil der Gesamtkosten des Antriebsstranges verantwortlich [WoLu16]. Batteriekosten sind aber bereits stark gefallen und es wird erwartet, dass diese auch in Zukunft weiter fallen werden. Schätzungen zufolge soll der durchschnittliche Preis eines Batteriesatzes bis 2030 auf 62 Dollar pro Kilowattstunde sinken (Abbildung 1) [Gold19].


Prognose_Kosten.pngAbb. 1: Prognose der Kosten von Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen [Gold19] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)


In [AgVe19a] werden die Fahrzeugemissionen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) untersucht. Der Fahrzeugbetrieb ist emissionsfrei, somit liegen die Treibhausgasemissionen bei der Tank-to-Wheel Betrachtung (TtW) bei 0 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) Äquivalenten pro Kilowattstunde. Entscheidend ist die Well-to-Tank Betrachtung (WtT), also insbesondere die Art der Stromerzeugung beziehungsweise die Zusammensetzung des Strommixes. In Abbildung 2 werden die Treibhausgasemissionen bei der Erzeugung von Strom aus unterschiedlichen Stromquellen (EU-Strommix 2014, Strommix Deutschland 2016, Strommix Deutschland 2030, reiner Photovoltaik-Strom, und reiner Strom aus Windkraft) dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass BEV geringere Treibhausgasemissionen aufweisen, wenn erneuerbare Energien zur Stromerzeugung genutzt werden. Demnach werden die Treibhausgasemissionen der Stromerzeugung bis 2030 durch den Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland sinken. Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Strom für den Fahrzeugbetrieb aus der Eigenerzeugung stammt, wie zum Beispiel einer eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach. [AgVe19a, S.34 ff.]

THG_Emissionen_verschiedener_Quellen.pngAbb. 2: Treibhausemissionen bei der Betrachtung verschiedener Stromquellen [AgVe19a, S. 35] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
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Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Antriebstechnologien im Straßenverkehr (Stand des Wissens: 26.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?298940
Literatur
[AgVe19a] Helms, Hinrich , Kämper, Claudia , Biemann, Kirsten , Lambrecht, Udo, Jöhrens, Julius , Meyer, Kerstin Klimabilanz von Elektroautos, 2019/05
[Gold19] Goldie-Scot, Logan A Behind the Scenes Take on Lithium-ion Battery Prices, 2019/03/05
[Grue06] Grünwald, Reinhard Perspektiven eines CO2- und emissionsarmen Verkehrs- Kraftstoffe und Antriebe im Überblick, 2006
[HePe10] Helms, H., Pehnt, M., Lambrecht, U., Liebich A. Electric vehicle and plug-in hybrid energy efficiency and life cycle emissions, 2010
[WoLu16] Paul Wolfram, Nic Lutsey Electric vehicles: Literature review of technology costs and carbon emissions, 2016/07/15, Online-Referenz http://www.theicct.org/lit-review-ev-tech-costs-co2-emissions-2016
Glossar
Strommix Der Strommix gibt an, zu welchen Anteilen der Strom aus welchen Energieträgern stammt. Als Energieträger gelten dabei fossile Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas, daneben Kernenergie und auch erneuerbare Energien. Dazu kann eine regionale Abgrenzung vorgenommen werden, z.B. nach deutschem oder europäischem Strommix.
CO
= Kohlenstoffmonoxid. CO ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff und gehört damit neben Kohlenstoffdioxid zur Gruppe der Kohlenstoffoxide. Es ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Kohlenstoffmonoxid beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme von Menschen und Tieren. Schon kleine Mengen dieses Atemgiftes haben Auswirkungen auf das Zentralnervensystem.
Es entsteht bei der unvollständigen Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen. Dies erfolgt zum Beispiel beim Verbrennen dieser Stoffe, wenn nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung steht oder die Verbrennung bei hohen Temperaturen stattfindet. Kohlenstoffmonoxid selbst ist brennbar und verbrennt mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid. Hauptquelle für die CO-Belastung der Luft ist der Kfz-Verkehr.
TtW Tank-to-Wheel; Teilsystem der Well-to-Wheel Analyse, die die Treibhausgasemissionen des Fahrzeugbetriebs erfasst.
WtT Well-to-Tank, Teilsystem der Well-to-Wheel Analyse, die die Treibhausgasemissionen der Kraftstoffvorketten erfasst.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?332890

Gedruckt am Donnerstag, 25. April 2024 23:39:01