Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Raumstruktur in Deutschland

Erstellt am: 29.09.2010 | Stand des Wissens: 23.11.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Im Rahmen der Erarbeitung des Raumordnungsberichtes 2011 (ROB 2011) wurde durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) eine neue Raumtypisierung für Deutschland vorgenommen. Die "Raumtypen 2010" dienen analytischen Zwecken und nicht als planerische Festlegung und sind eine Weiterentwicklung der "Raumstrukturtypen 2005, die bereits im [BBR05a] vorgestellt wurden. [BBSR10].
Erfolgte die Typisierung der Raumstruktur 2005 durch eine Überlagerung der Kriterien "Bevölkerungsdichte" und "Zentralität", werden bei den Raumtypen ROB 2010 die Kriterien beziehungsweise Basisstrukturmerkmale "Besiedelung" und "Lage" angesetzt. Diese Raumtypisierung wurde flächendeckend für das Bundesgebiet vorgenommen und bleibt weitgehend unabhängig von administrativen Grenzen [BBSR10].
Hinsichtlich der Besiedelung unterscheiden die "Raumtypen 2010" zwischen ländlicher, teilweise städtischer und städtischer Umgebung. Für die Aggregation auf Gemeinden/Gemeindeverbänden wurde beim Kriterium "Besiedelung" auf Grund der innergemeindlichen Abweichungen der Übergangstyp "teilweise städtisch" hinzugenommen.
Die Raumabgrenzung in Bezug auf die Lage erfolgte auf Basis von Erreichbarkeitsanalysen. Das Kriterium lässt sich in die Kategorien sehr zentrale, zentrale, periphere und sehr periphere Lage einteilen [BBSR10].
Es ergibt sich bei Überlagerung der beiden Kriterien die in Abbildung 1 angegebene Raumtypisierung für Deutschland.

Raumtypen ROB 2010Abbildung 1: Raumtypen 2010 [BBSR10]
[BBSR10] stellt die Flächen-, Bevölkerungs- und Beschäftigtenanteile der Raumtypen gegenüber und gelangt zu den im Folgenden beschriebenen Erkenntnissen.
1) Nach der siedlungsstrukturellen Prägung
Die siedlungsstrukturell "überwiegend städtisch" eingestuften Gemeinden nehmen 20,3 Prozent des Bundesgebietes ein (siehe Tabelle 1). Zwei Drittel der Wohnbevölkerung und gut drei Viertel der Arbeitsplätze entfallen auf diese Gemeinden [BBSR10].
Die als "teilweise städtisch" deklarierten Gemeinden besitzen mit 19,1 Prozent einen ähnlichen Flächenanteil wie die "überwiegend städtisch geprägten Gemeinden. Der Bevölkerungs- (15,1 Prozent) und Beschäftigtenanteil (13,6 Prozent) liegt jedoch im Vergleich zu überwiegend städtisch eingestuften Gemeinden deutlich zurück [BBSR10].
Die "ländlich geprägten Gemeinden umfassen 60 Prozent der Fläche Deutschlands. 18 Prozent der Einwohner und zehn Prozent der Beschäftigten Deutschlands entfallen auf diese Kategorie [BBSR10].

2) Nach der Lagetypisierung
Die Lagetypisierung der Gemeinden "zeigt eine starke Konzentration von Bevölkerung und Arbeitsplätzen" [BBSR10]. Stark vereinfacht gesagt, lebt und arbeitet etwa die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands in den sehr zentral gelegenen Gemeinden, deren Flächenanteil insgesamt bei rund zwölf Prozent liegt. Gegensätzlich sind die sehr peripher gelegenen Gemeinden mit einem beachtlichen Flächenanteil von rund 19 Prozent und einem extrem geringen Anteil an der Bevölkerung (vier Prozent) und den Arbeitsplätzen (drei Prozent). Die exakten Anteilswerte können Tabelle 1 entnommen werden. Nach den Ausführungen von [BBSR10] wäre es falsch, auf der Basis der in Tabelle 1 angegeben Anteilswerten auf die mangelnde Bedeutung des ländlichen Raumes zu schließen, denn ländlich heißt nicht peripher. Auf Grund der Abgrenzungsmethodik auf Gemeindeebene kann erst auf der Regionsebene vom "ländlichen Raum" gesprochen werden [BBSR10, S. 5].
Im Unterschied zu den ländlich geprägten Gemeinden auf Gemeindeebene, die keine städtischen Zentren enthalten, schließt der "ländliche Raum" auf Regionsebene städtische Zentren mit ein [BBSR10].
Flächen-, Bevölkerungs- und Beschäftigtenanteile der Raumtypen in DeutschlandTabelle 1: Flächen-, Bevölkerungs- und Beschäftigtenanteile der Raumtypen in Deutschland [BBSR10]
Ansprechpartner
Institut für Mobilitäts- und Stadtplanung, Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr.-Ing. Dirk Wittowsky
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Raumordnung und Raumentwicklung (Stand des Wissens: 23.11.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?45947
Literatur
[BBSR10] Pütz, T., Spangenberg, M. Laufende Raumbeobachtung - Raumabgrenzungen Raumtypen 2010, 2010
Weiterführende Literatur
[BBR05a] Lutter, H. Raumordnungsbericht 2005, 2005
[BBSR12a] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) Raumordnungsbericht 2011, Bonn, 2012/06
[BBSR17] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) Raumordnungsbericht 2017 - Daseinsvorsorge sichern, 2017/06, ISBN/ISSN 978-3-87994-216-9
[BBSR21b] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) Raumordnungsbericht 2021, Bonn, 2021/03, ISBN/ISSN 978-3-87994-520-7
Glossar
BBSR
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Das BBSR im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist seit 2018 eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens. (BMVBS bis 2013, BMUB bis 2018)

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?331205

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 02:16:15