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Beschäftigungseffekte durch Investitionen in Verkehrsinfrastruktur

Erstellt am: 04.08.2010 | Stand des Wissens: 09.11.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch

Während verkehrliche Verbesserungen, die sich aus der Realisierung eines geplanten Großprojektes ergeben, aus den unterstellten Fahrplänen oder der Analyse der Verkehrsströme abgeleitet werden können, sind für die Analyse der Beschäftigungswirkungen andere Vorgehensweisen erforderlich. Die Quantifizierung von Beschäftigungseffekten aufgrund von Investitionen in Verkehrsinfrastruktur erfolgt dabei aus den Produktionswirkungen, die sich aus der Investitionssumme und den laufenden Betriebsaufwendungen ergeben. Dazu wird zum Beispiel das Verfahren der Input-Output-Analyse eingesetzt. Die Anzahl der Beschäftigten wird dabei aus sektoralen Arbeitskoeffizienten abgeleitet, die angeben, wie viele Beschäftigte für eine bestimmte Aktivität benötigt werden. Die Ausweisung solcher Beschäftigungseffekte ist ein Bestandteil von multikriteriellen Nutzen-Kosten-Analysen in der Bundesverkehrswegeplanung. Dabei können folgende Einzeleffekte unterschieden werden [DVF99]:
  • Beschäftigungseffekte während der Bauphase: Aus Investitionen in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur entstehen während der Bauphase direkte Beschäftigungseffekte, zum Beispiel in der Bauindustrie und bei Handwerksbetrieben. Darüber hinaus vergeben Handwerksbetriebe Unteraufträge, was wiederum zu indirekten Beschäftigungseffekten, wie zum Beispiel Beschäftigungseffekten bei Zulieferunternehmen, führt. Die Beschäftigungswirkungen der Bauphase sind jedoch nur von vorübergehender Dauer. Sie erlöschen grundsätzlich mit der Fertigstellung des Investitionsprojektes. Ob es darüber hinaus auch dauerhafte Aspekte dieser vorübergehenden Beschäftigungseffekte während der Bauphase geben könnte, ist schwer abzubilden. Tatsächlich sind viele Firmen auf regelmäßige Bauaufträge angewiesen. Ein vorübergehendes Ausbleiben von Aufträgen könnte beträchtliche Remanenzkosten nach sich ziehen und sich auch auf die Beschäftigung entsprechend qualifizierter Arbeitskräfte negativ auswirken. Es gibt jedoch kaum Studien, die diese Aspekte quantifizieren und einen Versuch unternehmen, die sich aus einem Strom von Projekten ergebenden Aspekte wiederum einzelnen Projekten zuzurechnen.
  • Beschäftigungseffekte während der Betriebsphase: Weitere Beschäftigungseffekte entstehen aus dem Betrieb des Infrastrukturprojekts. Diese können ebenfalls in direkte und indirekte unterteilt werden. Zu den direkten Beschäftigungseffekten gehören zum Beispiel zusätzliche Angestellte von Flughäfen durch die Vergrößerung von Terminals oder zusätzliche Beschäftigte bei Autobahnmeistereien durch eine Erweiterung des Autobahnnetzes. Zu den indirekten Beschäftigungseffekten gehören Beschäftigungseffekte auf den Konsumgütersektor, die dadurch entstehen, dass die hinzugekommenen direkt Beschäftigten Einkommen erzielen und dieses für Konsumzwecke ausgeben. Die Beschäftigungseffekte der Betriebsphase sind dauerhaft und erstrecken sich auf die Lebensdauer des Projektes.
  • Beschäftigungseffekte durch bessere Erreichbarkeit: Zusätzlich zu den Beschäftigungseffekten durch Bau und Betrieb eines Infrastrukturprojekts ergibt sich durch die bessere Erreichbarkeit zusätzliche regionale Beschäftigung aufgrund der höheren regionalen Wirtschaftsaktivität.
Regional auftretende Beschäftigungseffekte müssen allerdings auf gesamtwirtschaftlicher Ebene relativiert werden, denn auf einer übergeordneten Ebene muss dabei noch die Verminderung der Wohlstandswirkungen aufgrund von Verdrängungseffekten berücksichtigt werden.
Ansprechpartner
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Prof. Dr. Kay Mitusch
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Auswirkungen von Verkehrsinfrastrukturinvestitionen auf das Wohlstandsniveau (Stand des Wissens: 09.11.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?330584
Literatur
[DVF99] Kurte, Judith, Dipl.-Volksw., Baum, Herbert, Prof. Dr. Wachstums- und Beschäftigungseffekte des Verkehrs, Bonn, 1999/05
Glossar
Remanenzkosten Der Begriff Remanenzkosten bezeichnet Kosten, die weiterhin für ein Produkt anfallen, obwohl dieses nicht mehr oder nur noch bedingt hergestellt wird. Außerdem wird der Begriff im Zusammenhang mit den Lohnkosten eines Arbeitnehmers verwendet, wenn dieser in Kurzarbeit angestellt ist. Da die Lohnkosten nicht proportional zu den Arbeitsstunden sinken, treten zusätzliche Kosten, sogenannte Remanenzkosten für den Arbeitgeber, auf.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?327917

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 14:04:19