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Horizontalumschlag von Containern im Kombinierten Verkehr

Erstellt am: 22.05.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Neben den in der interkontinentalen Seeschifffahrt transportierten Containern nach ISO-Standard gibt es zahlreiche andere Wechselbehälter, die für intermodale Transportketten auch auf regionaler Ebene verwendet werden.
Abrollcontainer (zum Beispiel das Abrollcontainer-Transportsystem) ermöglichen den Umschlag von Rollcontainern, wie sie aus der Entsorgungslogistik bekannt sind, ohne zusätzliche Umschlaggeräte zwischen Straße und Schiene oder Wasserstraße über Drehrahmen. Der Zeitaufwand zur Be- oder Entladung eines Rollcontainers beträgt etwa drei Minuten und kann durch den Lkw-Fahrer erfolgen [MoPf98]. Derartige Systeme werden seit Anfang der neunziger Jahre in der Schweiz, in Österreich, Frankreich und den Niederlanden vor allem in geschlossenen Transportketten der Abfallwirtschaft angewendet [Pfoh10]. Darüber hinaus gibt es bahnverladbare Absetzcontainer, die ebenfalls in Bau- und Entsorgungslogistik seit langem eingesetzt werden [UBA10a]. Von Nachteil ist die Begrenzung des Containerbruttogewichts auf etwa 15 Tonnen infolge des Anhubs durch den Lkw [ArIs08].
Beim System Mobiler werden Container von speziell ausgerüsteten Lkw über einfache Bleche, die auf herkömmlichen Containertragwagen aufgeschweißt sind, quer verschoben. Es bietet den Vorteil, dass die Nutzlast des Straßenfahrzeugs voll ausgenutzt werden kann, da die Behälter beim Umschlag frühzeitig vom Containertragwagen gestützt werden [ArIs08]. Der Wechsel der Verkehrsträger dauert etwa 5 Minuten, und kann durch den Lkw-Fahrer erledigt werden - bei Bedarf können mehrere Mobiler parallel umgeschlagen werden [MoPf98]. Genutzt wird dieses System beispielsweise bei der Österreichischen Bahn [RCA10]. Da ein solcher Umschlag im Durchschnitt nur etwa 15 Euro kostet und sehr einfach ist, macht er den kombinierten Verkehr schon ab Distanzen von 90 Kilometern rentabel [Haus14a].
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Produktionskonzepte im Kombinierten Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?321727
Literatur
[ArIs08] Arnold, D., Isermann, H., Kuhn, A., Furmans, K., Tempelmeier, H. Handbuch Logistik, Ausgabe/Auflage 3., neu bearbeitete Auflage, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2008, ISBN/ISSN 3540729283
[Haus14a] Timo Hausdorf Kosteneffizienz durch Horizontalumschlag, 2014/10/20
[MoPf98] Molitor, Romain, Pfeiler, Dietmar Umschlagsysteme für den Kombinierten Verkehr, Wien, 1998/07/14
[Pfoh10] Pfohl, H. C. Logistiksysteme: Betriebswirtschaftliche Grundlagen, Ausgabe/Auflage Auflage: 8, Springer, Berlin, 2010, ISBN/ISSN 3642041612
[RCA10] o. A. Mobiler-Logistik - Innovative Transporttechnik und Supply-Chain-Management von Rail Cargo Austria, Rail Cargo Austria, Salzburg, 2010
[UBA10a] o. A. Best Pratice Municipal Wastemanagement, Umweltbundesamt, Dessau, 2010/05/22
Glossar
Lkw Lastkraftwagen (Lkw) sind Kraftfahrzeuge, die laut Richtlinie 1997/27/EG überwiegend oder sogar ausschließlich für die Beförderung von Gütern und Waren bestimmt sind. Oftmals handelt es sich dabei um Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse zwischen 3,5 und 12 Tonnen. In Einzelfällen kann die zulässige Gesamtmasse diese Werte jedoch auch unter- beziehungsweise überschreiten, sofern das Kriterium der Güterbeförderung gegeben ist. Lastkraftwagen können auch einen Anhänger ziehen.
Horizontalumschlag Beim Horizontalumschlag werden zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln Ladeeinheiten entlang der Waagerechten umgeladen, das heißt ohne sie in nennenswertem Umfang anzuheben.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.
Wechselbehälter Ein für den Gütertransport bestimmter Behälter, der im Hinblick auf die Abmessungen von Straßenfahrzeugen optimiert wurde und mit Greifkanten für den Umschlag zwischen den Verkehrsmitteln - in der Regel Straße-Schiene - ausgestattet ist. Gebräuchlich sind Behälter mit Längen von 7 m (Klasse C) und 13 m (Klasse A).

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?319116

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 19:52:47