Forschungsinformationssystem des BMVI

zurück Zur Startseite FIS

Barrierefreie Straßenraumgestaltung

Erstellt am: 28.01.2003 | Stand des Wissens: 10.07.2018
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike

Um die Belange mobilitätseingeschränkter Menschen angemessen zu berücksichtigen, muss bei der Planung, Herstellung und Ausgestaltung von Straßenräumen auf die Barrierefreiheit geachtet werden. Sie resultiert einerseits aus den allgemeinen Anforderungen an die Gestaltung des Straßenraumes. Andererseits ergibt sie sich aus den unterschiedlichen Ausgleichsnotwendigkeiten, die durch die verschiedenen Arten und Grade der Mobilitätseinschränkungen bestimmt werden. Beispielsweise sind für gehörlose und sehbehinderte Menschen andere Gestaltungskriterien relevant als für Gehbehinderte und Rollstuhlbenutzer [RASt06].
Da Barrieren aus der Wechselwirkung zwischen individuellen Fähigkeiten und der Umwelt/umweltbedingten Barrieren entstehen [vgl. KON08, Präambel Abs. e], hat die Gestaltung des öffentlichen Raumes entscheidenden Einfluss für die gesellschaftliche Teilhabe behinderter Menschen [HBVA11, S. 2ff.].
Die barrierefreie Gestaltung des Straßenraumes für mobilitätseingeschränkte Personen, zum Beispiel durch übersichtliche Informationen, hindernisfreie Zugänge, möglichst niveaugleiche Einstiege bei Fahrzeugen, bewirkt durchweg auch eine Erhöhung des Komforts und der Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger (Design für Alle). Neben der Durchbrechung dieser sektoralen Planungsansätze (zum Beispiel Optimierungsansätze aus Sicht einzelner Nutzergruppen) und der damit einhergehenden Gefahr, eine separierende Planung zu verfolgen, werden eine hohe Gestaltungsqualität sowie eine starke Bürgerbeteiligung angestrebt [HBVA11, S. 4].
Wesentliche Barrieren im öffentlichen Raum können sich ergeben bei
  • der Benutzung von Fußgängerbereichen, Gehwegen sowie Überquerungsstellen von Straßen mit und ohne Lichtsignalanlagen,
  • der Überwindung von Höhenunterschieden (Treppen, Rampen und Aufzüge),
  • der Benutzung von Bussen, Straßenbahnen, S- und U-Bahnen,
  • fehlenden behindertengerechten Ausstattungselementen und Orientierungshilfen,
  • der Benutzung von Anlagen des ruhenden Kraftfahrzeugverkehrs
  • der Benutzung von Freizeitanlagen und touristischen Einrichtungen,
  • der Benutzung von Anlagen des Fernverkehrs (Bahnhöfe, Halte- und Verknüpfungspunkte, Nebenanlagen an Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen, Anlagen der Binnenschifffahrt, Flughäfen).
Zielkonflikte zwischen mobilitätsgerechter und historischer Gestaltung von Straßenräumen können sich ergeben, da Elemente der barrierefreien Gestaltung im Widerspruch zu dem historischen Stadtbild stehen können. Hier sind die unterschiedlichen Belange sorgfältig gegeneinander abzuwägen [BMVBW00c].
Ansprechpartner
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Barrierefreie Mobilität (Stand des Wissens: 07.09.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?289388
Literatur
[BMVBW00c] Pfeil, Matthias,, Ackermann, K., Bürgerfreundliche und behindertengerechte Gestaltung des Niederflur-ÖPNV in historischen Bereichen, veröffentlicht in direkt, Ausgabe/Auflage Heft 55, 2000
[HBVA11] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V. Hinweise für barrierefreie Verkehrsanlagen (H BVA), 2011/06
[RASt06] Baier, Reinhold, et al. Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen - RASt 06, Ausgabe/Auflage 2006, Köln, 2007, ISBN/ISSN 978-3-939715-21-4
Weiterführende Literatur
[Gies04] Giesa, Siegfried, Anforderungen an eine seniorengerechte Straßenausstattung, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage (56) 1+2, 2004/02
[Lega03] Legath, Wolfgang,, Ausgezeichnetes Engagement für mobilitätseingeschränkte Menschen - Die VAG Nürnberg arbeitet seit 30 Jahren am barrierefreien ÖPNV, veröffentlicht in Der Nahverkehr, Ausgabe/Auflage 10, 2003
[VDV03b] Blennemann, Friedhelm,, Girnau, Günter,, Grossmann, Helmut Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Ausgabe/Auflage 1. Auflage, Alba Fachverlag/Düsseldorf, 2003, ISBN/ISSN 3-87094-656-3
[BMVBW00d] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Bürgerfreundliche und behindertengerechte Gestaltung des Straßenraums - Ein Handbuch für Planer und Praktiker, veröffentlicht in direkt, Ausgabe/Auflage Heft 54, 2. neubearbeitete Auflage, 2000
[Mühr12] Mühr, W. Handbuch Barrierefrei im Verkehrsraum
LEITdetails für Planung und Bauausführung, Ausgabe/Auflage 2. überarbeitete Auflage, 2012/07
[Topp06a] Topp, Hartmut Mobil und barrierefrei in Stadt und Verkehr, veröffentlicht in Straßenverkehrstechnik, Ausgabe/Auflage 11/2006, 2006/11
[HSVV06] Anders, Gerd,, et al. Unbehinderte Mobilität, 2006/12
[KON08] Gesetz zum Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderung vom 21.12.2008
Glossar
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit bedeutet, dass bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche für Menschen mit Behinderung in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?30845

Gedruckt am Samstag, 20. April 2024 11:00:13