Konventionelle Zugangebote im Schienenpersonenfernverkehr
Erstellt am: 01.04.2010 | Stand des Wissens: 22.04.2022
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechperson
TU Dresden, Professur für Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike
In der Bundesrepublik Deutschland bedient sich die DB Fernverkehr AG im Wesentlichen zweier Produktkategorien. Das in Form von Triebzügen vorrangig im Hochgeschwindigkeitsnetz verkehrende Premiumprodukt InterCityExpress (ICE) erreicht fahrplanmäßige Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde (ICE-4: maximal 250 Kilometer pro Stunde)und bildet in erster Linie Relationen zwischen den Metropolen und größeren Oberzentren ab. Dem gegenüber steht das konventionelle Schienenpersonenfernverkehrsangebot, das verschiedene Produktgruppen umschließt, aber vor allem durch lokbespannte InterCity-/EuroCity-Züge (IC/EC) repräsentiert wird. Diese verkehren mit niedrigeren Maximalgeschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde bei einer größeren Anzahl von Stationshalten, geringeren Fahrpreisen sowie niedrigerem Komfortstandard. Da auch kleinere Oberzentren eingebunden sind, gewährleistet der konventionelle Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) eine dichtere Erschließung (auch peripherer Räume), als es der Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) leisten kann. [Jani05a; Rühl07, S. 74f.] So erfolgt auch seitens der Europäischen Kommission eine formale Unterscheidung zwischen dem Hochgeschwindigkeits- und dem konventionellen Eisenbahnsystem (siehe hierzu [EuKom09a]). Ferner zählen Nachtzugangebote zum konventionellen SPFV.
Seit der Einführung von HGV-Angeboten in Deutschland hat sich die Marktstellung der nationalen konventionellen Produkte kontinuierlich verschlechtert (Abbildung 1 und 2). Dies ist unter anderem auf die Ausweitung des ICE-Angebots auf ehemals von IC-Zügen befahrenen Streckenrelationen zurückzuführen. Ein Fortbestehen dieses Trends ist auch in Zukunft zu erwarten.
Abbildung 2: Aufteilung der SPFV-Verkehrsleistung (Personenkilometer) in konventionelle und ICE-Angebote (eigene Darstellung nach [DBAG09j; DBAG12a; DBAG15c; DBAG18c; DBAG20i, S. 19])
Auch im europäischen Ausland (zum Beispiel Österreich, Spanien, Frankreich oder Italien) ist in vielen Ländern eine Differenzierung des SPFV-Markts zwischen Angeboten des konventionellen SPFV und des HGV zu beobachten. Die beiden Angebotssegmente unterscheiden sich neben der erreichbaren Reisegeschwindigkeit meist auch im Komfort, in der Preispolitik sowie auch in der primären Zielgruppe der Fahrgäste. Im Gegensatz dazu verfügen die meisten der osteuropäischen Staaten lediglich über konventionelle SPFV-Angebote, auch wenn oftmals in unterschiedliche Produkt- beziehungsweise Komfortkategorien unterteilt.