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Technologie und Infrastruktur des Kombinierten Verkehrs

Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Aufgrund der Bedeutung des Umschlags von Ladeeinheiten zwischen verschiedenen Verkehrsträgern haben Technologie und Infrastruktur sowie deren Standardisierung im Kombinierten Verkehr einen besonderen Stellenwert.
Die wichtigste Komponente stellen die Ladeeinheiten dar, die - anstelle des Gutes an sich - entlang der intermodalen Transportkette das Verkehrsmittel wechseln [UNECE01c]. Dabei kann es sich beispielsweise um Container, Wechselbehälter oder auch um Fahrzeuge und Anhänger handeln [ArIs08, S. 733f.]. Kriterien zur Beurteilung der Eignung für den jeweiligen Transport sind unter anderem das Verhältnis von Nutzlast zu Eigenmasse sowie Kranbarkeit und Stapelfähigkeit. Die Ladeeinheiten stehen mit den Terminals genannten Umschlagpunkten, in denen der Wechsel der Verkehrsträger erfolgt, in engem Zusammenhang. Eine hoch integrierte Form bilden Güterverkehrszentren (GVZ), die neben dem Umschlag weitere Logistikdienstleistungen erbringen und nicht nur Transportunternehmen, sondern auch logistikintensiven Produktionsbetrieben Platz bieten [NeNo10]. Die europäischen GVZ-Rankings aus den Jahren 2010, 2015 und 2020 zeigen einen Trend, dass insgesamt die GVZ-Infrastruktur umfassender verbessert wird. Eine Vielzahl von top bewerteten GVZs befinden sich in Deutschland zum Beispiel in Bremen (Platz 1 in 2020) und in Nürnberg (Platz 3 in 2020) [DGG20].
Je nach Infrastrukturausstattung der Terminals, der verknüpften Verkehrsträgern und Art der Ladeeinheiten werden verschiedene Produktionskonzepte angewandt. Daneben gibt es verkehrsträgerspezifische Produktionsarten, die sich aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zum Teil sehr gut für intermodale Verkehre eignen.
Aufgrund der technischen Anforderungen, das bedeutet qualitativ hochwertige, leistungsfähige Angebote des Kombinierten Verkehrs, sind die Umschläge fixkostenintensiv. Neben dem Finanziellen ist auch der organisatorische Aufwand verhältnismäßig hoch, da bei intermodalen Transportketten häufig verschiedene Akteure beteiligt sind. Dies erfordert einerseits mindestens teilzentralisierte Informations- und Kommunikationssysteme zur Effizienzsteigerung von Planung und operativer Steuerung [BMVBW04e], andererseits haben Wettbewerber in der Regel wenig Interesse an der Weitergabe ihrer Betriebsdaten [PlKK07].

Mittels einer Förderrichtlinie, die vom 01. Januar 2017 bis zum 31. Dezember 2021 gilt, unterstützt der Bund den Kombinierten Verkehr. Dabei wird der Neu- und Ausbau von privaten Umschlaganlagen durch finanzielle Förderungen ermöglicht. Die Förderung betrifft die vertikalen als auch die horizontalen Umschlaganlagen [BMVI17aa]. Die Parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär gab bekannt, dass rund 15,8 Millionen Euro für den Ausbau des KV-Terminals Hof investiert werden, um eine Auslastung der umliegenden Straßen zu erreichen. Im Jahr 2017 stehen im Rahmen der Richtlinie rund 93 Millionen Euro für die Förderung der Umschlaganlagen zur Verfügung [BMVI17].
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Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Kombinierter Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?430490
Literatur
[ArIs08] Arnold, D., Isermann, H., Kuhn, A., Furmans, K., Tempelmeier, H. Handbuch Logistik, Ausgabe/Auflage 3., neu bearbeitete Auflage, Springer-Verlag / Berlin Heidelberg, 2008, ISBN/ISSN 3540729283
[BMVBW04e] BMVBW Referat A24 Telematik im Verkehr - Entwicklungen und Erfolge in Deutschland, 2004/08
[BMVI17] Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.) Bundesverkehrsministerium fördert KV-Terminal in Hof mit 15,8 Mio., 2017/02/20
[BMVI17aa] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) BMVI - Richtlinie zur Förderung von Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs, 2017/01/04
[BMVI17b] Bundesministerium für Digitales und Verkehr (Hrsg.) Förderprogramm Innovative Hafentechnologien (IHATEC), 2017/04/11
[DGG20] o. A. Europäisches GVZ-Ranking 2020, 2020
[NeNo10] Nestler, Steffen, Nobel, Thomas Ranking der europäischen GVZ-Standorte - Benchmarking der europäischen Erfahrungen, Bremen, 2010/03/03
[PlKK07] Kessel + Partner Transport Consultants, PLANCO Consulting GmbH, Kühne-Institut für Logistik, Universität St. Gallen Telematikeinsatz für die Hinterlandanbindung der deutschen Nordseehäfen, Essen, 2007/01
[UNECE01c] o.A. Terminologie des kombinierten Verkehrs, New York, Genua, 2001
Glossar
Güterverkehrszentrum Ein Güterverkehrszentrum (GVZ) ist ein logistischer Knoten, an dem ein Übergang zwischen mindestens zwei Verkehrsträgern, i. d. R. jedoch drei Verkehrsträgern, möglich ist und weitere logistische Funktionen, wie bspw. die Lagerung, angeboten werden.
Intermodaler Verkehr Transport von Gütern in ein und derselben Ladeeinheit oder demselben Straßenfahrzeug mit zwei oder mehreren Verkehrsträgern, wobei ein Wechsel der Ladeeinheit, aber kein Umschlag der transportierten Güter selbst erfolgt.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.
Wechselbehälter Ein für den Gütertransport bestimmter Behälter, der im Hinblick auf die Abmessungen von Straßenfahrzeugen optimiert wurde und mit Greifkanten für den Umschlag zwischen den Verkehrsmitteln - in der Regel Straße-Schiene - ausgestattet ist. Gebräuchlich sind Behälter mit Längen von 7 m (Klasse C) und 13 m (Klasse A).
Umschlagbahnhof Umschlagbahnhöfe (Ubf) dienen dem Übergang von Gütern auf oder von Schienenfahrzeugen bzw. dem Wechsel von diesen zu Transportmitteln anderer Verkehrsträger. Im letzteren Fall spricht man auch von Terminals des kombinierten Verkehrs (KV-Terminal). Diese stellen typischerweise Umschlagpunkte von Ladeeinheiten wie Container, Wechselbehälter, Wechselbrücken oder Sattelauflieger dar. Bei Ubf in Häfen und Flughäfen spricht man von "Seehafenterminals" oder "Flughafenterminals".
Transportkette
Nach DIN 30781 eine Folge von technisch und organisatorisch miteinander verknüpften Vorgängen, bei denen Personen oder Güter von einer Quelle zu einem Ziel bewegt werden, im weiteren Sinne alle Transferprozesse zwischen Quelle und Senke.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?306505

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 14:37:30