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Vertikale Umschlagtechnologien und Konzepte

Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Beim vertikalen Umschlag werden die Transporteinheiten zur Verladung von einem Verkehrsträger auf den anderen mittels Hubvorrichtung angehoben. Dabei werden Portal- oder Containerkräne, Portalhubwagen und Greifstapler eingesetzt. Viele Verkehrsmittel, die Bestandteil intermodaler Transportketten sind, setzen den Vertikalumschlag voraus. Dazu zählen beispielsweise Containerschiffe oder Taschenwagen der Bahn, die zwischen ihren Drehgestellen eine "Tasche" für die Aufnahme der intermodalen Transporteinheit haben [MoPf98, S. 3f.; Viac10].

Die systemspezifischen Vorteile liegen vor allem in der Massenleistungsfähigkeit. Die meisten Umschlageinrichtungen sind nicht nur für höhere Tonnagen ausgelegt, sondern erreichen auch eine höhere Anzahl an Umschlägen pro Minute. Typische Werte liegen bei etwa 0,4 Minuten pro Ladeeinheit und 10 bis 15 für einen gesamten Zug. Demgegenüber sind im horizontalen Umschlag 3 bis 4 Minuten pro Ladeeinheit anzusetzen; simultane Prozesse sind nur bei wenigen Technologien möglich [MoPf98, S. 9ff., 32].
Der Betrieb eines solchen Terminals ist jedoch nur ökonomisch sinnvoll darstellbar, sofern ein entsprechendes Mindestaufkommen innerhalb des Einzugsgebietes vorhanden ist. Aus diesem Grund werden an die Nutzer häufig bestimmte Aufkommensvoraussetzungen gestellt [MoPf98, S. 3; Arns07]. Darüber hinaus bedingen umfangreiche technische Anlagen des Vertikalumschlags hohe Investitionskosten. So ist beispielsweise die Anschaffung eines Portalkrans, der für den vertikalen Umschlag in leistungsfähigen Anlagen verwendet wird, mit einem finanziellen Aufwand von etwa 5 Mio. Euro verbunden [Bruc06a]. Dies hat zur Folge, dass es tendenziell wenige, aber große Terminals des Kombinierten Verkehrs gibt [Seid02]. Demzufolge ist mit längeren Wegen im Vor- und Nachlauf zu rechnen. Weiterhin muss gewährleistet sein, dass die im jeweiligen KV-System verwendeten Ladeeinheiten kranbar sind, also mit einem Mobil- oder Portalkran verladen werden können. Voraussetzung dafür sind verstärkte Stellen am Außenrahmen, die nicht jeder Container hat.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Produktionskonzepte im Kombinierten Verkehr (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?321727
Literatur
[Arns07] Arnsmann, Bernd Entwicklung von regional orientierten Gütertransportkonzepten unter Ausnutzung der Möglichkeiten des Kombinierten Verkehrs, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik,Dortmund, 2007
[Bruc06a] Bruckmann, Dirk Entwicklung einer Methode zur Abschätzung des containerisierbaren Aufkommens im Einzelwagenverkehr und Optimierung der Produktionsstruktur, 2006
[MoPf98] Molitor, Romain, Pfeiler, Dietmar Umschlagsysteme für den Kombinierten Verkehr, Wien, 1998/07/14
[Seid02] Seidelmann, Christoph, Dr. Menge muss Terminal rechtfertigen, veröffentlicht in Internationales Verkehrswesen, Ausgabe/Auflage 06, Deutscher Verkehrs-Verlag, 2002, ISBN/ISSN 0020-9511
[Viac10] o. A. Internetpräsentation des Projektes "Viacombi - Zugang zum intermodalen Verkehr", 2010
Glossar
Vor- und Nachlauf Unter Vor- und Nachlauf sind im Kombinierten Verkehr Transporte der Ladeeinheit vom Versender zum Umschlagpunkt oder von dort zum Empfänger zu verstehen. Am Umschlagpunkt wechselt die Ladeeinheit das Verkehrsmittel. Der Transport zwischen zwei Umschlagpunkten wird als Hauptlauf bezeichnet.
Straddle Carrier
Hochbeiniges Transportfahrzeug, das zwischen seinem Fahrgestell Container transportieren kann. Es wird  zum Horizontaltransport und zur Ein-, Aus- und Umlagerung von Containern genutzt. Container werden hierzu überfahren und von oben aufgenommen.
Taschenwagen Eisenbahnwaggon für die Beförderung von Sattelanhängern im Kombinierten Verkehr. Die Wagen haben zwischen den Drehgestellen eine tiefliegende Tasche zur Aufnahme der Achsaggregate des Sattelanhängers.
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?306480

Gedruckt am Donnerstag, 18. April 2024 20:24:46