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Terminals als logistische Schnittstellen des intermodalen Verkehrs

Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 12.06.2023
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Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Eine effiziente Vernetzung der Verkehrsträger ist die Basis für Transportketten. Hierbei stellen Terminals die logistischen Schnittstellen zwischen den beteiligten Verkehrsträgern des Kombinierten Verkehrs dar. Es handelt sich um Umschlaganlagen, in denen die Ladeeinheiten zwischen den Verkehrsträgern Wasserstraße, Schiene und Straße getauscht werden. Diese sind häufig in See- und Binnenhäfen sowie in Güterbahnhöfen, Railports und Güterverkehrszentren (GVZ) angesiedelt [HaKo12].

In Deutschland wurde, wie in anderen europäischen Staaten beim Bau der KV-Terminals zunächst nach dem Prinzip einer möglichst großen Flächendeckung verfahren. Mittlerweile hat sich das Leitbild in Richtung der Bildung von Schwerpunktterminals gewandelt. Durch die Einführung der KV-Förderrichtlinie im Jahr 1998 erhöhte sich zudem die Terminalanzahl, sowie -entwicklung. Bis 2025 wird ein Umschlagaufkommen an deutschen Terminals von fast 15,8 Mio. Ladeeinheiten erwartet. Vergleicht man diese Prognose mit Zahlen aus dem Jahr 2008 bedeutet dies einen Zuwachs von 142% [HaKo12, S. 24].

Umschlagaufkommen nach StandortraumtypAbb. 1: Eigene Darstellung: Umschlagaufkommen im KV Schiene-Straße nach Standortraumtyp [HaKo12]
Durch Schaffung zusätzlicher Terminalkapazität ist die Weiterentwicklung der Produktionskonzepte der Operateure hin zu Hub- und Shuttle-Verkehren möglich geworden. Dadurch entstand seit dem Ende der neunziger Jahre ein Innovationskreislauf aus produktiveren KV-Terminals. Dennoch hat die Terminalinfrastruktur in Deutschland Bedarf nach größeren Umschlagsflächen, die den heutigen Terminalstandorten nicht zur Verfügung stehen [BuZs10]. Eine Studie des Umweltbundesamtes, die sich mit dem Schienennetzausbau bis 2025/2030 befasst, zeigt, dass die betrieblichen Verbesserungen im Kombinierten Verkehr nur erfolgreich sind, wenn die Umschlagseinrichtungen dieser Entwicklung folgen. Insbesondere die über Nacht durchgeführten Transporte haben zur Folge, dass sich die Ver- und Entladezeiten auf den frühen Abend bzw. Vormittag verschieben. Diese Konzentrationen der Ankunftszeiten ziehen Wartezeiten an den Terminals nach sich. Längere Öffnungszeiten der Terminals und preisliche Anreize können hier eine Lösung darstellen [UmBA10].
Im Jahr 2016 wurden beispielsweise insgesamt 296,3 Mio. Tonnen Güter in den deutschen Seehäfen umgeschlagen, die meisten davon in Hamburg und in den bremischen Häfen (rund 62 Prozent). Zählt man den Güterumschlag in den niedersächsischen Häfen und an der Westküste Schleswig-Holsteins hinzu, so wurden 82 Prozent der Güter im Jahr 2016 über die Terminals an der Nordsee abgewickelt [ZDS17a]. In der Gleitenden Mittelfristprognose für den Güter und Personenverkehr vom Winter 2021 wird davon ausgegangen, dass der Seegüterumschlag um 3,3% wachsen wird. Bis 2024 soll dieser Trend anhalten, allerdings mit geringeren Wachstumsraten von ca. 1% jährich [BMVI21x, S.56]. Die Bundesregierung erarbeitete 2012 ein KV-Entwicklungskonzept, dass aufzeigt, wie sich Transportvolumen und Marktstruktur in Deutschland bis zum Jahr 2025 voraussichtlich verändern werden. Ebenfalls wurde ermittelt, in welchen Standorträumen Bedarf an zusätzlicher Terminalinfrastruktur und weiteren Umschlagkapazitäten herrscht, um gegebenenfalls Erneuerungen durchführen zu können [Gaietal12]. Das Konzept erwartet eine Verdreifachung des Umschlagaufkommens von 2008 bis 2025 an Terminals der Binnenwasserstraßen und sieht den Hauptausbaubedarf entlang des Rheins [Gaietal12, S. 46]. Laut Prognose müsste sich die Kapazität an Schiene-Straße Terminals im selben Zeitraum verdoppeln [Gaietal12, S. 31]. Eine entsprechende Übersicht von KV-Terminals in Deutschland kann in Abbildung 2 nachvollzogen werden.


KV-Terminals in DeutschlandAbb. 2: Eigene Darstellung: KV-Terminals in Deutschland [HaKo12, S. 17-20; SGKV17a] Kartenmaterial: © OpenStreetMap-Mitwirkende
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Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Terminals des Kombinierten Verkehrs (Stand des Wissens: 12.06.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?321723
Literatur
[BMVI21x] BMVI (Hrsg.) Gleitende Mittelfristprognose
für den Güter- und Personenverkehr
Mittelfristprognose Winter 2020/21
, 2021/03
[BuZs10] Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V., Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (Hrsg.) Von der punktuellen Standort-Förderung hin zu einer Förderung der Terminalinfrastruktur unter Berücksichtigung der Netzbildungseffekte intelligenter KV-Systeme, 2010/12/15
[HaKo12] HaCon Ingenieursgesellschaft mbH; KombiConsult GmbH (Hrsg.) Erstellung eines Entwicklungskonzeptes KV 2025 in Deutschland als Entscheidungsgrundlage für die Bewilligungsbehörden, 2012/11/12
[SGKV17a] Friedrich, D., Weißbach, L. Intermodal Map, 2017
[UmBA10] Michael Holzhey Schienennetz 2025/2030 Ausbaukonzeption für einen leistungsfähigen Schienengüterverkehr in Deutschland, Ausgabe/Auflage 42 / 2010, Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, 2010/08/01, ISBN/ISSN 1862-4804
[ZDS17a] Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (Hrsg.) ZDS Jahresbericht 2016/2017, 2017/09
Glossar
Güterverkehrszentrum Ein Güterverkehrszentrum (GVZ) ist ein logistischer Knoten, an dem ein Übergang zwischen mindestens zwei Verkehrsträgern, i. d. R. jedoch drei Verkehrsträgern, möglich ist und weitere logistische Funktionen, wie bspw. die Lagerung, angeboten werden.
Hub Der Begriff Hub kommt vom englischen Begriff "Hub and Spoke", was im Deutschen "Nabe und Speiche" entspricht. Der Hub dient als Sammel- und Knotenpunkt für Hauptverkehrswegen für den Umschlag und die Zusammenfassung von Warenströmen in alle Richtungen, d.h. zur Warenübergabe an regionale Verteiler. Im Postwesen handelt es sich bei Hubs häufig um Paketzentren. Die Transportmittel zur weiteren Beförderung der Sendungen variieren (Schiffe, Flugzeuge, Lkw).
Kombinierter Verkehr
Intermodaler Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der in Europa zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, dem Binnen- oder Seeschiff bewältigt und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird.
Umschlagbahnhof Umschlagbahnhöfe (Ubf) dienen dem Übergang von Gütern auf oder von Schienenfahrzeugen bzw. dem Wechsel von diesen zu Transportmitteln anderer Verkehrsträger. Im letzteren Fall spricht man auch von Terminals des kombinierten Verkehrs (KV-Terminal). Diese stellen typischerweise Umschlagpunkte von Ladeeinheiten wie Container, Wechselbehälter, Wechselbrücken oder Sattelauflieger dar. Bei Ubf in Häfen und Flughäfen spricht man von "Seehafenterminals" oder "Flughafenterminals".

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?306379

Gedruckt am Freitag, 29. März 2024 05:35:36