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Ökologische Nachhaltigkeit in Güterverkehr und Logistik

Erstellt am: 30.03.2010 | Stand des Wissens: 03.01.2024
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten

Nachhaltigkeit als Schlagwort ist heute nicht mehr aus der Agenda der Unternehmensführung wegzudenken. Trotzdem gibt es keine verbindliche, alles umfassende Definition von Nachhaltigkeit, da der Begriff dafür zu komplex und dynamisch ist [Grob10, S. 20]. Im Jahre 1987 wurde von der UN im Brundtland-Bericht Nachhaltigkeit das erste Mal als ein Prozess definiert: 'Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährleistet, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende' [Pufe17, S. 42, 58]. Wesentlich vorangetrieben durch Initiativen der Europäischen Union, stehen Unternehmen heutzutage vor der Aufgabe, ein Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen, welches ökologische und soziale Anliegen wirksam und effizient berücksichtigt, zugleich jedoch auch die konventionellen ökonomischen Anforderungen erfüllt [BMU07h, S. 3].
Das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung umfasst die drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie sowie Soziales und strebt die Integration dieser an [PfMü18, S. 2]. Ziel ist es also, zwischen den drei Bereichen ein tragfähiges Gleichgewicht herzustellen. In der Literatur werden diese Dimensionen auch die "Drei Säulen der Nachhaltigkeit" genannt [PfMü18, S. 2].

Integration der drei Dimensionen in die UnternehmensführungAbb. 1: Integration der drei Dimensionen in die Unternehmensführung [BMU07h, S. 14] (Grafik zum Vergrößern bitte anklicken)
Bei der Säule der Ökologie geht es vor allem um die Ziele des klassischen Umweltschutzes. Alle menschlichen Handlungen beeinflussen das Ökosystem, deshalb soll das absolute Ausmaß der Umwelteinwirkungen von Produktionsprozessen, Produktion und Dienstleistung reduziert werden [BMU07h, S. 15]. Dabei spielt die Nutzung von erneuerbaren Ressourcen und die Minimierung des Einsatzes von nicht erneuerbaren Ressourcen eine wichtige Rolle. Eine nachhaltige Entwicklung erfordert zudem die Prüfung der wirtschaftlichen Ziele und Methoden. Das wirtschaftliche Ziel kann nicht mehr allein darin bestehen, den Unternehmenswert zu maximieren und die Rentabilität der Produkte und Dienstleistungen zu steigern. Aufgabe ist es über die traditionellen Zielsetzungen hinaus, das Umwelt- und Sozialmanagement möglichst wirtschaftlich zu gestalten. [BMU07h, S. 16]. Hinsichtlich der sozialen Entwicklung haben Unternehmensentscheidungen Auswirkungen auf zahlreiche Stakeholder, deren Verhalten wiederum die Unternehmen direkt oder indirekt beeinflusst. Die Herausforderung für das Management besteht daher darin, unter der Berücksichtigung einer Vielzahl an gesellschaftlichen, kulturellen und individuellen, sozialen Ansprüchen, den Fortbestand des Unternehmens zu gewährleisten. Zu diesen Ansprüchen gehören eine Vielzahl von Faktoren wie interregionale und intertemporale Gleichberechtigung, Fairness und Bedarf-Leistungsgerechtigkeit. [BMU07h, S. 15]. Grundsätzlich ist aber zu berücksichtigen, dass soziale, ökologische und ökonomische Anliegen durchaus im Konflikt miteinander stehen können. Außerdem kann angesichts personeller, zeitlicher und finanzieller Knappheit der soziale Faktor in seiner Gesamtheit nie vollauf befriedigt werden [BMU07h, S. 14].

Das wachsende Problembewusstsein in der Gesellschaft hinsichtlich Themen der Nachhaltigkeit setzt sowohl die produzierende Wirtschaft als auch die Logistikbranche vermehrt unter Druck entsprechend einer nachhaltigen Entwicklung zu handeln. Insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Güterströme, die zu einer Zunahme der Emissionen im Transportsektor führen, ist die Umweltproblematik für Logistikunternehmen zu einem wichtigen Thema geworden. So werden die unternehmerischen Tätigkeiten dieser Branche oftmals mit einer ineffizienten Nutzung von Treibstoffen im Straßengüterverkehr, Luftverschmutzung, Lärm, CO2-Emissionen und Flächenverbrauch in Verbindung gebracht. In diesem Zusammenhang wurde ermittelt, dass insgesamt ca. 2 Prozent des klimawirksamen Kohlenstoffdioxids (CO2) in Deutschland emittiert wird und hiervon rund 25 Prozent dem Straßengüterverkehr zuzuschreiben sind [Kucz10, S. 7, Stat22k]. Die Erfolge, die durch fahrzeugspezifische Emissionsreduzierungen erzielt werden konnten, werden jedoch, durch die auch künftig weiter steigenden Güterverkehrsleistung, weitgehend aufgehoben [VeRu15b]. In der Vergangenheit wurden daher unterschiedliche Ansatzpunkte entwickelt, um den Güterverkehr und die Logistik nachhaltiger zu gestalten. Einige werden in dieser Wissenslandkarte vorgestellt und diskutiert.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Logistik und Unternehmensführung, Prof. Dr. Dr. h.c. W. Kersten
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Ökologische Nachhaltigkeit in Güterverkehr und Logistik (Stand des Wissens: 09.11.2022)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?351313
Literatur
[BMU07h] Schaltegger S., Herzig, C., Kleiber, O., Kinke, T., Müller, J. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007
[Grob10] Grober, U. Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, Kunstmann, 2010, ISBN/ISSN 3888976480
[Kucz10] Kuczmierczyk, Gabriele Relevanz der Grünen Logistik aus Sicht der Bundesregierung, München, 2010/06/17
[PfMü18] Pfennig, Roland, Müller-Schoppen, Erik, , Nachhaltigkeitsmanagement für Führungskräfte, Springer Gabler, Wiesbaden, 2018, Online-Referenz doi:10.1007/978-3-658-20395-5, ISBN/ISSN 978-3-658-20395-5
[Pufe17] Pufé, Iris Nachhaltigkeitsmanagement, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG , 2017, Online-Referenz doi:10.3139/9783446431546, ISBN/ISSN 978-3-446-43154-6
[Stat22k] Statista (Hrsg.) CO2-Emissionen: Größte Länder nach Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß im Jahr 2022, 2023/12
[VeRu15b] Hausarbeiten gemacht, veröffentlicht in Verkehrs Rundschau, Ausgabe/Auflage Heft 34-35, Springer / München, 2015
Glossar
Stakeholder Stakeholders sind alle internen und externen Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind. Gemäß Stakeholder-Ansatz wird ihnen - zusätzlich zu den Eigentümern (Shareholders) - das Recht zugesprochen, ihre Interessen gegenüber der Unternehmung geltend zu machen. Eine erfolgreiche Unternehmungsführung muss die Interessen aller Anspruchsgruppen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Verkehrsleistung
Die Verkehrsleistung gibt Auskunft über die Inanspruchnahme von Ressourcen. Als Verkehrsleistung wird die auf eine Zeiteinheit t (zum Beispiel ein Jahr) bezogene Verkehrsarbeit definiert und als Quotient dargestellt. Die Verkehrsarbeit wird dabei als Produkt von Verkehrseinheiten (zum Beispiel Güter oder Personen) und der durch diese zurückgelegten Strecke gebildet. In der Verkehrswissenschaft sind die Einheiten Personenkilometer pro Jahr [Pkm/a] oder Tonnenkilometer pro Jahr [tkm/a] gebräuchlich.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?305738

Gedruckt am Donnerstag, 28. März 2024 10:50:42