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Maßnahmen zur Entwicklung maritimer Kompetenzen in Deutschland

Erstellt am: 27.01.2003 | Stand des Wissens: 15.05.2023
Synthesebericht gehört zu:
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn

Eine starke, wettbewerbsfähige maritime Wirtschaft ist für ein außenhandelsorientiertes Land wie Deutschland von hoher gesamtwirtschaftlicher Bedeutung [BMVBS08c]. Laut des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie umfasst die maritime Wirtschaft in Deutschland etwa 400.000 Beschäftigte und erzielt einen jährlichen Umsatz von mehr als 50 Milliarden Euro [BMWi21]. Aufgrund dieser hohen wirtschaftlichen Bedeutung wurde  von den Koalitionsfraktionen am 28.02.2007 ein gemeinsamer Antrag "Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken" [DeBu07a] im Deutschen Bundestag eingebracht und verabschiedet. Im Ergebnis erstellt die Bundesregierung regelmäßig Berichte im Vorfeld der Maritimen Konferenzen über die "Entwicklung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland", in denen die wesentlichen Ziele und Handlungsrichtungen dargelegt werden [BUND13d].

Um maritime Kompetenzen in Deutschland zu sichern, gilt es zum einen die gute Stellung Deutschlands als Standort für Seeschifffahrt zu erhalten und zum anderen Schifffahrts-Know-How im Land zu bewahren und zu entwickeln. Ein Verlust maritimer Kompetenzen könnte folgende Konsequenzen haben:
  • Die Seeschifffahrt wäre nicht mehr in der Lage, ihre grundlegenden Funktionen in ausreichendem Maße zu erfüllen.
  • Ein Rückgang der Wertschöpfung im maritimen Sektor hätte Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft.
  • Vor allem für die Küstenländer könnten sich negative regionalwirtschaftliche Effekte ergeben.
  • Der Einfluss auf internationale Entscheidungen zum Beispiel zur weltweiten Schiffssicherheit würde abnehmen.
Soll Deutschland als Seeschifffahrtsstandort mit einem weltweit guten Ruf erhalten bleiben, so müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Reedereien mit zentralen Funktionen in Deutschland ermöglichen, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind vor allem die Personalkostenbelastung und die Steuerbelastung für Reedereien in Deutschland im weltweiten Vergleich zu hoch. Um diese zu senken, gilt es Lösungsansätze zu finden.

Zur Sicherung und Weiterentwicklung des Schifffahrts-Know-Hows in Deutschland müssen zum einen Arbeitsplätze für deutsche Seeleute erhalten bleiben und zum anderen qualifizierter Nachwuchs an Bord deutscher Schiffe ausgebildet werden. Bordarbeitsplätze für deutsche Seeleute gehen insbesondere durch das Ausflaggen von Schiffen verloren. Auch für die landseitigen Managementaktivitäten der Reedereien gilt es, maritimes Know-how weiter aufzubauen und zu bewahren.

Geeignete Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsposition der deutschen Seehäfen sind
  • Ausbau der seeseitigen Anbindungen der Seehäfen,
  • Ausbau der Hinterlandanbindungen (vor allem vor dem Hintergrund der Bemühungen der niederländischen und belgischen Seehäfen, ihre schienengebundenen Hinterlandanbindungen entscheidend zu verbessern),
  • Vereinheitlichung und Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen,
  • Kooperationen der Seehäfen und
  • Anpassung des Leistungsspektrums der Häfen an die logistischen Anforderungen der Verlader.
Ausgangspunkte für eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung des maritimen Sektors sind in vielen Fällen Aktivitäten der Politik. Die Bedeutung des maritimen Sektors ist schon lange im Bewusstsein der deutschen Politik verankert; Ende der 1990er-Jahre wurden eine Reihe von Maßnahmen wirksam, die der Förderung der maritimen Wirtschaft neuen Anschub gegeben haben.

Ausgehend von der Analyse der bestehenden Probleme in der deutschen Seeschifffahrt und deren Ursachen, werden Lösungsansätze aufgezeigt, die die Betriebskosten und die Steuerbelastungen der Reedereien senken. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der Reedereien im internationalen Seeschifffahrtsmarkt zu stärken. Ein weiteres Feld für Lösungsansätze ist die Ausbildungsförderung in der deutschen Seeschifffahrt. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, Schifffahrts-Know-How in Deutschland zu erhalten und zu entwickeln. Als Maßnahmenpaket, das die Komplexität des maritimen Sektors berücksichtigt und auf die Kooperationsförderung gerichtet ist, soll die Förderung maritimer Cluster vorgestellt werden.
Ansprechpartner
Technische Universität Hamburg, Institut für Maritime Logistik, Prof. Dr.-Ing. C. Jahn
Zugehörige Wissenslandkarte(n)
Maritime Kompetenzen in Deutschland (Stand des Wissens: 15.05.2023)
https://www.forschungsinformationssystem.de/?409965
Literatur
[BMVBS08c] Bundesministerium für Digitales und Verkehr Maritime Wirtschaft, 2008
[BMWi21] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Hrsg.) Maritime Wirtschaft: Branchenfokus, 2021
[BUND13d] Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland, 2013/02/25
Weiterführende Literatur
[BMWi07] o.A. Fünfte Nationale Maritime Konferenz, 4. Dezember 2006, Freie und Hansestadt Hamburg, Berlin, 2007/02
[DeBu07a] Fraktion der CDU/CSU, Fraktion der SPD Maritime Wirtschaft in Deutschland stärken, Berlin, 2007/02/28
[VDR04] o.A. Neuorientierung der Schifffahrtspolitik, Hamburg, 2004/01/15
[Schi04a] o.A. Wachsende Flotte leistungsfähiger Reeder, veröffentlicht in Hansa: international maritime journal, Ausgabe/Auflage 01/2004, Schiffahrts-Verlag / Hamburg , 2004/01, ISBN/ISSN 0017-7504
Glossar
Verlader Der Verlader ist derjenige Teilnehmer in der Transportkette, der die Ladung/Transportgut erstmals aufgibt. Unter einem Verlader versteht man ein Unternehmen, das Logistikdienstleistungen (Transport, Verladen etc.) bei einem Logistikdienstleister in Auftrag gibt.
Betriebskosten
Betriebskosten sind laufende Aufwendungen, die im Zusammenhang mit der Erbringung von Verkehrsleistungen entstehen. Hierzu zählen zum Beispiel Aufwendungen für Energie, Personal, oder Infrastrukturnutzung.
Ausflaggen Ausflaggen bedeutet, ein Schiff in einem anderen Staat registrieren zu lassen und unter dessen Flagge zu fahren. Das Ausflaggen erfolgt, um Steuervorteile zu erlangen oder die Betriebskosten zu senken. Durch das Ausflaggen werden oft sogenannte „Billigflaggen” oder „flags of convenience” genutzt.

Auszug aus dem Forschungs-Informations-System (FIS) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

https://www.forschungsinformationssystem.de/?30020

Gedruckt am Freitag, 19. April 2024 13:52:30